Robert Stadlober

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Robert Stadlober auf der Berlinale 2008

Robert Stadlober (* 3. August 1982 in Friesach, Kärnten) ist ein österreichischer Schauspieler, Hörbuchsprecher, Synchronsprecher, Musiker und Sänger. Seinen Durchbruch hatte er 2000 als halbseitig gelähmter Internatsschüler Benjamin Lebert in dem Spielfilm Crazy.

Privatleben

Robert Stadlober wurde im August 1982 als Sohn eines Elektrikers in Friesach geboren und wuchs zusammen mit seiner zwei Jahre jüngeren Schwester Anja Stadlober zunächst in Puchfeld bei Scheifling in der Steiermark auf einem Bauernhof[1] auf.[2] Nach der Scheidung der Eltern zog er mit seiner aus Deutschland stammenden Mutter und seiner Schwester nach Berlin, wo er u. a. eine Waldorfschule sowie eine englische Privatschule besuchte.[2] Im Alter von 15 Jahren beendete er vorzeitig die Schule, um sich dem Schauspiel zu widmen und bezog eine eigene Wohnung im Berliner Stadtteil Kreuzberg.[2] Im Jahr 2000 zog er nach Hamburg-St. Pauli.[3] Ab September 2001 lebte er zeitweise in Barcelona.[4]

Stadlober ist verheiratet und hat zwei Töchter.[5] Er lebt in Wien.

Karriere

Schauspiel und Synchron

1995 gab Stadlober an der Seite von August Zirner und Saskia Vester unter der Regie von Sigi Rothemund in der Rolle des Kristof Heincke, dem Sohn eines geschiedenen Kripobeamten, sein Filmdebüt. 1996 besetzte ihn Rothemund erneut für seinen Thriller Nach uns die Sintflut, wo er als Benjamin Rittberg den Filmsohn von Leslie Malton und Peter von Strombeck verkörpert. Er übernahm Ende der 1990er Jahre wiederholt Gastrollen in Fernsehserien wie Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei, Hallo, Onkel Doc!, Der letzte Zeuge, Schimanski und Bella Block. Seit 1999 gastiert er in mehreren Folgen verschiedener Ermittler der ARD-Krimireihe Tatort, wie u. a. in der Folge Licht und Schatten von Ballauf und Schenk, Der Teufel vom Berg von Moritz Eisner und Hydra von Faber, Bönisch, Dalay und Kossik.

1999 war er in Matti Geschonnecks Polizeiruf 110: Mörderkind in der Titelrolle des 13-jährigen Außenseiters Mark Sommer sowie als Rolling-Stones-Fan und Plattenliebhaber Wuschel in der Ostalgie-Komödie Sonnenallee in seinen ersten größeren Rollen im Fernsehen und auf der Kinoleinwand zu sehen. Mit der Darstellung des 16-jährigen querschnittsgelähmten Internatsschülers Benjamin Lebert in dessen autobiografischer Romanverfilmung Crazy (2000) des Regisseurs Hans-Christian Schmid gelang ihm an der Seite Tom Schilling der endgültige Durchbruch als Schauspieler. Für seine darstellerische Leistung in diesem Film erhielt er 2001 den Nachwuchspreis des Bayerischen Filmpreises. Im selben Jahr war er als 17-jähriges Straßenkind „Engel“ aus der Kölner Punkszene in der Kai-Hermann-Romanverfilmung Engel und Joe[6] und in einer Nebenrolle eines Studenten in der modernen Interpretation von Johanna Spyris Alpensaga Heidi zu sehen. 2003 spielte er erneut mit Tom Schilling als Bandmitglied Vince der „Apollo Schwabing“ in Benjamin Quabecks Verschwende deine Jugend, der in der Elektro-/New Wave- bzw. späten Punkszene angesiedelt ist. Im darauffolgenden Jahr stellte er den jungen Ruderer Tobi in dem Jugendfilm Sommersturm dar, der sich in seinen besten Freund Achim (Kostja Ullmann) verliebt, ohne dass seine Gefühle erwidert werden. In Uwe Jansons Drama Peer Gynt, das das gleichnamige Gedicht von Henrik Ibsen neu interpretiert, übernahm er 2006 an der Seite von Ulrich Mühe und Karoline Herfurth die Titelrolle.[7] Mit dem Episodenfilm Schwarze Schafe folgte im selben Jahr seine dritte Zusammenarbeit mit Tom Schilling in der dritten Folge Die Studenten, in der Stadlober und Schilling als Berliner Studenten zu sehen sind.[8] 2007 spielte er in dem Filmdrama Freigesprochen, dessen Drehbuch auf dem Theaterstück Der jüngste Tag des österreichisch-ungarischen Schriftstellers Ödön von Horváth basiert, in der Rolle des Ferdinand an der Seite von Frank Giering und Lavinia Wilson. Im selben Jahr lehnte er die Hauptrolle in einer Verfilmung über das Leben des Musikers Falco ab, da er sich nicht dazu imstande sah, ein 40-jähriges Leben emotional zu erfassen.[9] In Marco Kreuzpaintners Krabat, einer Verfilmung des Jugendbuchs von Otfried Preußler, spielte er 2008 die Rolle des Lyschko.[10][11][12]

In dem Sozialdrama Zarte Parasiten, der 2009 in Venedig vorgestellt wurde und 2010 in den Kinos anlief, verkörperte er die Hauptrolle des Jakob. In dem Märchenfilm Rumpelstilzchen aus der Filmreihe Sechs auf einen Streich übernahm er 2009 die Titelrolle.[13][14] 2010 verkörperte er in dem Kinofilm Kottan ermittelt: Rien ne va plus unter der Regie von Peter Patzak den Assistenten Alfred Schrammel.[15] 2012 war er an der Seite von Otto Sander und Tilo Prückner in Bernd Böhlichs Bis zum Horizont, dann links! als Kopilot Mittwoch und in der zweiteiligen deutsch-italienischen Koproduktion Ihr Name war Maria als Hircanus auf der Kinoleinwand zu sehen. 2018 spielte er in der zweiten Staffel des ZDF-Historien-Mehrteilers Tannbach – Schicksal eines Dorfes die Rolle des in der ersten Staffel von David Zimmerschied dargestellten Horst Vöckler[16], verkörperte in Joachim A. Langs Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm den deutschstämmigen US-amerikanischen Komponisten Kurt Weill[17] und war in der deutsch-tschechischen Produktion Der große Rudolph, einer fiktiven Filmsatire über das Leben des 2005 verstorbenen Modedesigners Rudolph Moshammer, in einer Doppelrolle der Zwillingsbrüder Dudu und Funki zu sehen.

Seit 2017 gehört er als Titus zum Hauptcast der Workplace-Sitcom Das Institut – Oase des Scheiterns.[18] Seit 2018 spielt er in der Fernsehserie Das Boot die Rolle des Smut und Leitenden Ingenieur Hinrich Laudrup.[19][20]

Neben seinen Arbeiten in Film und Fernsehen steht er seit 1997 auch auf der Theaterbühne. Sein Debüt gab er auf der Tribüne in Berlin in der Bühneninszenierung Eine ganz normale Familie nach einer Vorlage von Neil Simon. Der Regisseur Nils Daniel Finckh besetzte ihn 2003 und 2004 in seinen Bühnenstücken am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Er spielte an der Seite von Nora Tschirner in einer Inszenierung des in der schottischen Drogenszene spielenden Romans Trainspotting von Irvine Welsh in der Hauptrolle des Mark Renton[21] und gab den Romeo in William Shakespeares Romeo und Julia.[22] 2006 wirkte er am Burgtheater in Wien in Christoph Schlingensiefs Area 7 als Sadochrist Matthäus.[23]

Stadlober betätigt sich neben seinen Arbeiten vor der Kamera und auf der Bühne auch als Synchron- und Hörbuchsprecher. Bereits im Alter von elf Jahren sprach er in der amerikanische Filmkomödie Flintstones – Die Familie Feuerstein die Rolle des Bamm Bamm Geröllheimer ein. 1997 lieh er Joseph Mazzello in Steven Spielbergs Abenteuerfilm Vergessene Welt: Jurassic Park für die Rolle des Tim seine Stimme. Von 1997 bis 2001 sprach er bis zur Folge 52 der Zeichentrickserie Disneys Große Pause die Hauptrolle des Theodore Jasper „T.J.“ Detweiler, Jr. 1999 übernahm er die Sprechrolle des Lucky in der 65-teiligen Zeichentrickserie 101 Dalmatiner. In dem ebenfalls in den Walt Disney Studios entstandenen US-amerikanischen Zeichentrickfilm Der Schatzplanet, einer freien Adaption von Robert Louis Stevensons Die Schatzinsel, sprach Stadlober 2002 die Hauptrolle des Jim Hawkins, die im Original von Joseph Gordon-Levitt gesprochen wird.

Musik

Als Musikinstrument lernte Stadlober zuerst Geige, mit 13 Jahren wechselte er zur Gitarre. 2000 gründete er mit drei Freunden die Indie-Rock-Band Gary.[24] Zusammen mit Bernhard Kern betreibt er das Independent-Label Siluh Records und ist Mitglied der Band Escorial Gruen.[10] Stadlober singt dort, spielt Gitarre, Mundharmonika und Trompete.[10]

Filmografie

Kinofilme

Fernsehfilme

Fernsehserien und -reihen

Synchronisationsarbeiten (Auswahl)

Filme

Serien

Theatrografie

Hörbücher

Auszeichnungen

Literatur

  • Manfred Hobsch, Ralf Krämer, Klaus Rathje: Filmszene D. Die 250 wichtigsten jungen deutschen Stars aus Kino und TV. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, ISBN 3-89602-511-2, S. 408 ff.

Weblinks

Commons: Robert Stadlober – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kristina Heuer: Robert Stadlober im Interview zum "Landkrimi - Waidmannsdank". 2. Juni 2021, abgerufen am 2. Juni 2021.
  2. a b c Robert Stadlober, in: Internationales Biographisches Archiv 46/2018 vom 13. November 2018, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 13. November 2018 (Artikelanfang frei abrufbar)
  3. Johannes Bonke und Rico Pfirstinger: Robert Stadlober über Frauen, Feindbilder und Teenie-Magazine (Memento vom 5. November 2007 im Internet Archive), 3. Dezember 2002.
  4. Robert Stadlober – Biografie (Memento vom 7. Februar 2009 im Internet Archive), 9. November 2007.
  5. News.de-Redaktion: Robert Stadlober privat: Vom Teenie-Idol zum Familienvater! DAS ist dem Schauspieler besonders wichtig. 31. Mai 2021, abgerufen am 31. Mai 2021.
  6. Jakob Buhre: Robert Stadlober im Interview: "Ich liebe Liebesfilme!" In: Planet Interview. 29. Oktober 2001, abgerufen am 29. Oktober 2001 (deutsch).
  7. Vom Indianer zu Peer Gynt. In: Der Tagesspiegel. 6. Dezember 2006, abgerufen am 6. Dezember 2006.
  8. Peter Zander: Robert Stadlober und Tom Schilling: "Du passt viel besser für die Rolle". In: DIE WELT. 6. August 2007 (welt.de [abgerufen am 6. August 2007]).
  9. Suche nach Falco-Darsteller geht weiter, ORF-Online, 24. Jänner 2007
  10. a b c Krabat – Robert Stadlober im Interview (Memento vom 8. Februar 2009 im Internet Archive), 8. März 2007.
  11. Robert Stadlober mit Nebenrolle in "Krabat" zufrieden. In: digitalfernsehen.de. 21. September 2008, abgerufen am 21. September 2008 (deutsch).
  12. Knallhart in den Karpaten. In: Der Tagesspiegel. 5. Oktober 2008, abgerufen am 5. Oktober 2008.
  13. Stadlober spielt Rumpelstilzchen. In: TV Today. 6. Mai 2009, abgerufen am 6. Mai 2009.
  14. Fernsehfilm: Stadlober spielt Rumpelstilzchen. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 20. Mai 2009, abgerufen am 20. Mai 2009 (deutsch).
  15. Robert Stadlober assistiert Kottan und macht Musik (Memento vom 21. November 2010 im Webarchiv archive.today), Kleine Zeitung vom 8. Juni 2010
  16. Thomas Kunze: GOKA-Kandidat "Tannbach": Das geteilte Dorf geht in die zweite Staffel. In: goldenekamera.de. 20. September 2018, abgerufen am 20. September 2018.
  17. Markus Tschiedert: Robert Stadlober: „Ich bin nach Prenzlauer Berg gentrifiziert worden“. In: B.Z. 21. September 2018, abgerufen am 21. September 2018.
  18. Bayerischer Rundfunk: BR-Comedy-Serie: "Das Institut – Oase des Scheiterns" (Folgen 9-16). 4. März 2019, abgerufen am 4. März 2019.
  19. marco.weise: Robert Stadlober über "Das Boot", Berlin, Musik und den Begriff Heimat. 20. September 2018, abgerufen am 20. September 2018.
  20. Salzburger Nachrichten: Robert Stadlober - ein Steirer steigt wieder in "Das Boot". 17. April 2020, abgerufen am 17. April 2020.
  21. Wolfgang Höbel, DER SPIEGEL: Wehmutströpfe im Abbruchhaus. 1. Juni 2003, abgerufen am 1. Juni 2003.
  22. Werner Theurich, DER SPIEGEL: Deutsches Schauspielhaus: Kill Romeo! 18. Januar 2004, abgerufen am 18. Januar 2004.
  23. SCHLINGENSIEFS AREA 7: ERKLÄRUNG DER AUSSTELLUNG. In: schlingensief.com. 26. Januar 2006, abgerufen am 26. Januar 2006.
  24. Jan Wigger, DER SPIEGEL: Popband Gary: Robert und die Rüpelbande. 5. März 2002, abgerufen am 5. März 2002.
  25. Ibsens “Gespenster” im Theaterhaus (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) bei kulturpegel.de. Abgerufen am 10. Juni 2014.