Territorialmandat
Territorialmandat, französisch mandat territorial (Plural mandats territoriaux) oder promesse de mandat territorial, war die Bezeichnung von französischen Banknoten, die vom Direktorium der Ersten Französischen Republik beschlossen und am 18. März 1796 als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt wurden, um Assignaten zu ersetzen, die vorher als Papiergeld zur Begleichung von französischen Staatsschulden emittiert worden, aber durch Inflation weitgehend wertlos geworden waren. Offiziell wurden Assignaten gegen Territorialmandate zu einem Wechselkurs von 30:1 bewertet. Die Territorialmandate, die ihre Inhaber zum Erwerb von Nationalgut berechtigten und die der Staat anfänglich in einem Umfang von 2,4 Milliarden Franc emittierten ließ, wurden bald in großem Umfang gefälscht und unterlagen innerhalb von sechs Monaten einer rapiden Inflation. Auf dem Schwarzmarkt wurden Assignaten gegen Territorialmandate im Verhältnis von 300:1 getauscht. Bereits am 4. Februar 1797 verloren die Territorialmandate die Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittel. Assignaten und Territorialmandate wurde am 21. Mai 1797 endgültig demonetisiert.
Dieser finanz- und geldpolitische Fehlschlag setzte das Direktorium politisch erheblich unter Druck. In Paris kam es zu Protestdemonstrationen, die von dem linksrevolutionären französischen Agitator François Noël Babeuf angeführt wurden. Die Krise beendete die französische Regierung mit der Rückkehr zum Münzgeld.
Ursprünglicher Zweck
Ursprünglich war ein Territorialmandat eine spezielle Verbriefung einer Hypothek in der Zeit nach der Französischen Revolution. Sie bescheinigte ihrem Inhaber das Recht, das Papier in der darauf ausgewiesenen Summe in Franc bei der Verwaltung eines Départements zum Erwerb eines staatlichen Grundstücks einzusetzen. Grundstücke hatte sich der französische Staat im Zuge der Revolution insbesondere durch Säkularisation von Kirchengütern zuvor in riesigem Umfang angeeignet (Nationalgut). Bei der Privatisierung dieser Grundstücke ließ sich der Staat in Form von Territorialmandaten, die er zuvor als Wertpapier an die Inhaber von Assignaten bzw. zur Begleichung von Staatsschulden an seine Gläubiger emittiert hatte, bezahlen. Beim Erwerb eines Grundstücks zahlte der Inhaber von Territorialmandaten an den Staat den für ein Grundstück ausgewiesenen Preis zunächst zu einem Viertel, nach zehn Tagen das zweite Viertel und im Laufe von drei Monaten den Rest.[1]
Literatur
- François d’Ivernois: Geschichte der französischen Finanz-Administration im Jahre 1796. Übersetzt und bis zu Ende des April 1797 fortgeführt von Friedrich Gentz. Verlag Friedrich Vieweg, Berlin 1797, S. 25 (Digitalisat).
- Jean Baptiste Rosario Gonzalve de Nervo: Études historiques. Les finances françaises sous l’ancienne monarchie, la république, le consulat et l’empire. Band 2, Michel Lévy Frères, Paris 1863, S. 280 ff. (Google Books).
- Stephen Devalson Dillaye: Assignats and Mandats: A True History. Henry Carey Baird & Co., Philadelphia 1877 (Google Books).
- Andrew Dickson White: Fiat Money Inflation in France. How It Came, What It Brought, and How It Ended. Schrift von 1896, veröffentlicht bei D. Appleton-Century Company, New York 1933 (PDF), Reprint 2011, ISBN 978-1-6110-4501-7.
- P. L. Roussel: Le système des mandats territoriaux, 1796–1797. L. Tenin, Paris 1920.
- H. A. Scott Trask: Inflation and the French Revolution: The Story of a Monetary Catastrophe, Artikel im Portal mises.org.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Eduard Bernstein: Nachwort zu Gabriel Pierre Deville: Gracchus Babeuf und die Verschwörung der Gleichen. In: Sozialdemokratische Bibliothek. Band XIV. Verlag der Volksbuchhandlung, Hottingen-Zürich 1887, S. 66 (Google Books)