Textilrecycling

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Altkleidercontainer

Unter Textilrecycling bzw. -rezyklierung versteht man die Sammlung (siehe auch Altkleidersammlung), Sortierung, Aufbereitung und Vermarktung von Alt-Textilien. Diese werden zum Teil als Gebrauchtware wieder in den Handel gebracht oder als Rohstoffe für die Putzlappenindustrie, die Reißspinnstoff- und Vliesstoffindustrie sowie die Papierindustrie eingesetzt. Weitere Verwertungsmöglichkeiten sind Dämmmaterialien in der Automobilindustrie. Eine Unterteilung des Textilrecycling kann auch erfolgen in:

  • stoffliches Recycling
  • chemisches Recycling (Rückgewinnung der chemischen Ausgangsstoffe)
  • thermisches Recycling (Rückgewinnung der bei der Produktion eingesetzten Energie).[1]

Geschichte

Eine frühe Erscheinungsform des Textilrecyclings waren Lumpensammler, auch Haderlump genannt. Die gesammelten Hader (Lumpen) wurden zu Papier verarbeitet.

Im LVR-Freilichtmuseum Lindlar kann seit Herbst 2011 eine wasserbetriebene und betriebsfähige Lumpenreißmühle mit historischen Maschinen (Reißwolf und Lumpenwaschmaschine) aus der Zeit um 1890 besichtigt werden. In dem Gebäude wird auch die interaktive Ausstellung „Textile Wege“ gezeigt, die sich dem industriellen Textilrecycling in Vergangenheit und Gegenwart widmet.

Sortierung

Verkauf Textilien im Inland

  • Bekleidung: 880.000 Tonnen
  • Haushaltstextilien (Bettwäsche, Handtücher und Ähnliches): 140.000 Tonnen
  • Heimtextilien (Teppiche, Gardinen und Ähnliches): 440.000 Tonnen
  • Technische Textilien (medizinische Textilien, Textilien im Fahrzeugbau und Bauwesen): 440.000 Tonnen
  • Gesamtmenge: 1.900.000 Tonnen (Stand 2001)

Erfassungsmengen

  • Bekleidung: 580.000 Tonnen
  • Haushaltstextilien: 52.000 Tonnen
  • Heimtextilien: 84.000 Tonnen
  • Gesamterfassungsmenge: 716.000 Tonnen (Stand: 2001)

Erfassungssysteme

  • Straßensammlung: 248.000 Tonnen
  • Depotcontainer: 372.000 Tonnen
  • Recyclinghöfe: 51.000 Tonnen
  • Andere Art der Erfassung: 45.000 Tonnen

Verwertungspotentiale Bekleidungs- und Haustextilien

Die im Jahr 2015 angefallenen ca. 1,01 Millionen Tonnen Verwertungspotential von Bekleidungs- und Haustextilien verteilten sich zu:[2]

  • 54 % in ursprünglicher Form (z. B. Altkleider)
  • 21 % Rohstoffe für die Putzlappenindustrie
  • 17 % Rohstoffe für die Reißspinnstoffindustrie
  • 6 % als Ersatzbrennstoff
  • 2 % Müllanteil

Vermarktung

Der sehr kleine Teil der hochwertigen Ware geht an Secondhandladen im Herkunftsland. Der weitaus größte Teil der tragfähigen Gebrauchtkleider wird nach Osteuropa und als sogenanntes Mitumba an diverse Drittweltländer in Afrika und Asien verkauft.[3]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Thomas Gries, Dieter Veit, Burkhardt Wulfhorst: Textile Fertigungsverfahren – Eine Einführung. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Carl Hanser Verlag, München 2014, ISBN 978-3-446-44057-9, S. 383.
  2. [1]
  3. Aline Wanner: Was passiert mit meiner Jeans, wenn ich sie in einen Container werfe? - Eine Weltreise In: nzz.ch, 29. April 2022, abgerufen am 7. Mai 2022.