Thomas Widmann

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Thomas Widmann (* 16. September 1959 in Bozen) ist ein Südtiroler Politiker und Mitglied der Südtiroler Volkspartei (SVP).

Leben und Wirken

Seine Kindheit verbrachte er mit seinen Eltern (dem SVP-Politiker Franz Widmann und Pia Heren Widmann[1]) und sieben Geschwistern auf einem Bauernhof in Bozen. Nach der Mittelschule besuchte er die Gewerbeoberschule in Fachrichtung Maschinenbau in Bozen.

1979 zog Widmann nach Wien, wo er an der Universität für Bodenkultur (Boku) Agrarökonomie studierte. Sein Studium finanzierte er mit diversen Nebenjobs. Als Mountainbiker und Europacup-Fahrer wurde er zum Mitbegründer des Magazins „Bike“, bei dem er zwei Jahre lang in der Redaktion mitarbeitete. Widmann schloss seine universitäre Ausbildung 1988 mit einer Arbeit über die Auswirkungen der Abtrennung Südtirols auf die Entwicklung der Raiffeisengenossenschaften als Diplom-Ingenieur ab.[2]

In Südtirol startete Widmanns beruflicher Werdegang 1989 als Direktionsassistent beim Südtiroler Bauernbund, 1993 wurde er Direktor des Bauernbundes. Zugleich war er zwei Jahre lang Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO. Von 1997 bis 2003 war er Landessekretär der Südtiroler Volkspartei. Widmann ist verheiratet, hat vier Söhne und lebt in Afing. Nebenberuflich bewirtschaftet er dort einen Bauernhof, zwischen 2002 und 2009 (de facto 2011) war er Mitbesitzer eines Weingutes in der Toskana.[3]

Bei den Wahlen 2003 konnte Widmann ein Mandat für den Südtiroler Landtag und damit gleichzeitig den Regionalrat Trentino-Südtirol erringen. Anschließend wurde er in die Landesregierung gewählt, wo er im Kabinett Durnwalder IV die Ressorts Personal, Tourismus, Verkehr und Transportwesen betreute. Als politischen Erfolg konnte Widmann die Wiederinbetriebnahme der Vinschgaubahn verbuchen, die allerdings schon unter seinem Vorgänger Michele Di Puppo ausgebaut worden war. Zu seinen verwirklichten Ideen zählen auch die sogenannten Citybusse (Brixen, Bruneck, Schlanders, Mals, Eppan, Toblach sowie im Unterland), die neue Rittner Seilbahn, die Nightliner, die von der Jungen Generation in der SVP gefordert worden waren, und die neue Pustertaler Bahn. Widmann zeichnete auch für den Ausbau des Flughafens Bozen und die umstrittene Errichtung des Safety Parks in Pfatten verantwortlich.

Bei den Wahlen 2008 erzielte Widmann 18.629 Vorzugsstimmen,[4] und übernahm in der Folge im Kabinett Durnwalder V als Landesrat die Ressorts Handwerk, Industrie, Handel, Mobilität und Personal. Bei der Landtagswahl 2013 konnte er mit 14.202 Vorzugsstimmen erneut ein Mandat erringen.[5] Am 17. Januar 2014 wählte das Plenum Widmann – auf Vorschlag des neuen Landeshauptmanns Arno Kompatscher – mit 20 Stimmen zum Landtagspräsidenten.[6] Zur Halbzeit der Legislaturperiode übergab er im Mai 2016 gemäß dem vorgesehenen Rotationsprinzip sein Amt an Roberto Bizzo und übernahm den Posten des Vizepräsidenten.[7] Wenige Tage später übernahm er wiederum die Präsidentschaft im Regionalrat, nachdem er dort in der ersten Hälfte der Legislaturperiode als Vizepräsident gedient hatte.[8]

Im Rahmen der Landtagswahlen 2018 gelang Widmann mit 10.590 Vorzugsstimmen ein viertes Mal der Einzug in Landtag und Regionalrat.[9] Nachdem er kurzzeitig erneut als Präsident des Landtags und Vizepräsident des Regionalrats gewirkt hatte, trat er Anfang 2019 von diesen Ämtern zurück, um eine neue Aufgabe in der Landesregierung zu übernehmen: Im Kabinett Kompatscher II war er in der Folge für die Ressorts Gesundheit, Digitale Infrastruktur und Genossenschaftswesen verantwortlich. Im März 2022 wurden Protokolle abgehörter Telefongespräche aus dem Jahr 2018 publiziert, in denen sich Widmann u. a. despektierlich über Kompatscher geäußert hatte.[10] Kompatscher erklärte daraufhin, dass er keine Vertrauensbasis für eine weitere Zusammenarbeit sehe und forderte Widmann zum Rücktritt auf. Nachdem Widmann dies abgelehnt hatte und da der Landeshauptmann nicht die rechtlichen Möglichkeiten hat, einen Landesrat auszutauschen, entzog Kompatscher zum 30. März Widmann seine Ressortzuständigkeiten.[11] Daraufhin erklärte Widmann, auch ohne Zuständigkeiten bis zum Ende der Amtsperiode Mitglied der Landesregierung bleiben zu wollen.[12] In der Folge brachte Kompatscher am 29. April einen Antrag zur Verkleinerung und Umbildung der Landesregierung in den Landtag ein, der angenommen wurde, womit Widmann seinen Sitz in der Landesregierung verlor.[13]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hans Karl Peterlini: Der milde Abgang eines Scharfen. In: ff – Südtiroler Wochenmagazin. Nr. 36, 6. September 2012, S. 64–69.
  2. Diplomarbeit von Thomas Widmann (Universität für Bodenkultur, Wien, 1988)
  3. ff – Südtiroler Wochenmagazin, Nr. 48/2013 vom 28. November 2013, S. 16–24.
  4. Vorzugsstimmenergebnisse der Landtagswahl 2008 auf der Website des Landes Südtirol, abgerufen am 1. Februar 2011.
  5. Die 35 neuen Landtagsabgeordneten im Überblick. (Nicht mehr online verfügbar.) Südtirol Online (stol.it), 28. Oktober 2013, archiviert vom Original am 31. Oktober 2013; abgerufen am 31. Oktober 2013.
  6. Die Überraschung. (Nicht mehr online verfügbar.) tageszeitung.it, 17. Januar 2014, archiviert vom Original am 19. Januar 2014; abgerufen am 17. Januar 2014.
  7. Roberto Bizzo ist neuer Landtagspräsident. (Nicht mehr online verfügbar.) Südtirol Online (stol.it), 23. Mai 2016, archiviert vom Original am 23. Mai 2016; abgerufen am 23. Mai 2016.
  8. Sesselrücken im Regionalrat: Widmann ist neuer Präsident. (Nicht mehr online verfügbar.) Südtirol Online (stol.it), 30. Mai 2016, archiviert vom Original am 30. Mai 2016; abgerufen am 30. Mai 2016.
  9. Vorzugsstimmen Südtirol insgesamt. (Nicht mehr online verfügbar.) Landtagswahlen 2018 (wahlen.provinz.bz.it), archiviert vom Original am 5. November 2018; abgerufen am 1. November 2018.
  10. Christoph Franceschini: Edelweiss auf Reisen. salto.bz, 22. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  11. Widmanns Zuständigkeiten gehen vorerst an LH Kompatscher. Rai Südtirol, 29. März 2022, abgerufen am 29. März 2022.
  12. Landeshauptmann vom Nicht-Rücktritt Widmanns überrascht. Rai Südtirol, 30. März 2022, abgerufen am 31. März 2022.
  13. Christoph Franceschini: Game over. salto.bz, 29. April 2022, abgerufen am 29. April 2022.