ThyssenKrupp Resource Technologies

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ThyssenKrupp Resource Technologies GmbH

Rechtsform GmbH
Gründung 1859
Sitz Beckum, Deutschland
Mitarbeiterzahl 5500[1]
Umsatz EUR 2 Mrd.[1]
Branche Anlagenbau
ThyssenKrupp Logo bis 2015
Polysius in Neubeckum

ThyssenKrupp Resource Technologies GmbH (vormals Polysius) war ein Unternehmen mit Sitz in Essen und Neubeckum und weltweit rund 5.500 Mitarbeitern, welches Anlagen und Maschinen für die Zement- und Erzindustrie vertrieb. Das Unternehmen ist in thyssenkrupp Industrial Solutions aufgegangen.

Unternehmen

Seit 1946 bis heute befindet sich die Zentrale der Polysius AG im westfälischen Beckum-Neubeckum. Dort beschäftigt Polysius ca. 1300 Mitarbeiter; die weltweite Belegschaft der Polysius-Gruppe mit Planungsgesellschaften in Südfrankreich, Mexiko, Brasilien, Argentinien, USA, Südafrika, Indien, Malaysia, Singapur und China umfasst ca. 2000 Mitarbeiter. Am Standort in Neubeckum befindet sich eine für Engineering-Unternehmen außergewöhnliche eigene Großteile-Fertigung für Schwerpunkt-Komponenten der Wärme-, Mahl- und Dosiertechnik mit ca. 150 produzierenden Mitarbeitern. Am Standort in Pimpri/Poona, Indien besteht mit einer eigenen Planungs-Tochtergesellschaft Zugriff auf die indische Fertigung mit ca. 4000 Mitarbeitern. 2010 geht eine weitere Fertigung bei Shanghai in Betrieb.

Unternehmensgeschichte

1859 bis 1940

Das Unternehmen wurde in Dessau gegründet: Um Ostern 1859 eröffnete der Schlossermeister Gottfried Polysius mit einem Lehrling eine Werkstatt in Dessau und legte mit der Schlosserei und der Fabrikation von Geldschränken den Grundstein für das heutige Unternehmen. Am 23. Mai 1870 gründete er die G. Polysius Eisengießerei und Maschinenfabrik, die sich mit selbstkonstruierten und leistungsstarken Mühlen in der damals noch jungen Baustoff-Industrie etablierte. Neben Geldschränken wurden Göpel und Schüttelsiebe gebaut.

Neben landwirtschaftlichen Maschinen produzierte Polysius auch Getreidemühlen, Brauerei- und Brennereianlagen. Besonders engagierte er sich in der aufstrebenden Rübenzuckerindustrie. Polysius spezialisierte sich fortan auf Zerkleinerungs- und Aufbereitungsmaschinen. Bedeutend wurde insbesondere der Bau von Zementwerken. Nach Polysius' Tod führten seine Söhne Otto und Max Polysius das Unternehmen erfolgreich fort. 1898 konstruierte und fertigte man den ersten Zement-Drehrohrofen in Europa. 1893 präsentierte sich das Unternehmen auf der Weltausstellung in Chicago.[2] 1907 wurde die erste komplett von Polysius geplante Zementfabrik erstellt. 1912 folgte der Bau des Werkes Jesabruch für den Prüssing-Konzern.

Ende der 1920er Jahre entwickelte Georg Lellep zusammen mit seinem Mitarbeiter Bernd Helming unter dem Namen LEPOL® ein Verfahren, das die herkömmliche Zementherstellung revolutionierte. LEPOL® erschloss einen deutlich besseren Zement-Brennprozess im Drehofen und reduzierte den Brennstoffverbrauch um ein Drittel.

Entwicklung nach dem Krieg

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann Polysius 1946 wieder in Dessau. Gleichzeitig gründeten Bernd Helming und Curt Prüssing, ein Schwiegersohn von Max Polysius, in Beckum die Westpol GmbH, die drei Jahre später in Polysius GmbH umfirmiert wurde. Prüssing und Bernd Helming bildeten auch nach der späteren Umwandlung der GmbH in eine AG den Vorstand. Die Dessauer Fabrik wurde 1946 von der russischen Verwaltung enteignet und später zum VEB Zementanlagenbau umfirmiert.[3] Bereits 10 Jahre nach dem Neubeginn beschäftigte Polysius 600 Mitarbeiter im In- und 100 im Ausland. 1971 erwarb die Essener Fried. Krupp GmbH die Kapitalmehrheit an Polysius.

Ab 1990

1992 Integration der Krupp Polysius in die Krupp-Anlagenbau-Sparte – eine Konzernstruktur der Fried. Krupp AG Hoesch-Krupp. 140 Jahre nach Firmengründung, im Jahr 1999, erfolgte die Fusion mit dem Thyssen-Konzern zur ThyssenKrupp. Polysius ist Teil des internationalen Unternehmensbereichs ThyssenKrupp Technologies.

Durch Zukäufe verstärkte sich Polysius auf den Sektoren Kalköfen (Maerz AG in Zürich) und Services (AC Equipment Corp., USA). Im Oktober 2009 wurde das 150-jährige Firmenjubiläum mit dreitägigen Festlichkeiten in Neubeckum begangen.[4]

Ein Beschluss der Konzernleitung führte zur Zusammenführung von Polysius mit der ThyssenKrupp Fördertechnik GmbH und Neufirmierung beider Unternehmen unter ThyssenKrupp Resource Technologies GmbH. Aus der Aktiengesellschaft wurde im Wege der Umwandlung eine GmbH, aus den Vorständen Geschäftsführer, und der Geschäftssitz der neufirmierten GmbH wurde nach Essen in die Konzernzentrale gelegt. Im Zusammenhang mit den Umstellungen, die mit dem Ausscheiden zweier älterer Polysius-Vorstände im Dezember 2012 begannen, verließen auch die jüngeren Vorstände für Technik und Vertrieb sowie Unternehmensführung das Unternehmen. Die heutige Geschäftsführung wird mit Ausnahme eines von Uhde zurückberufenen Geschäftsführers (und vormaligen Polysius-Vorstands) von Fördertechnik-Geschäftsführern wahrgenommen.[5]

2014 wurden die beiden bisher eigenständigen Anlagenbau-Unternehmen ThyssenKrupp Uhde und ThyssenKrupp Resource Technologies fusioniert und begründeten damit die thyssenkrupp Industrial Solutions mit dem Hauptsitz in Essen. Das Unternehmen bietet Chemie-, Raffinerie- und Industrieanlagen an sowie die damit verbundenen Dienstleistungen wie Planung, Wartung oder Schulungen.

Literatur

  • Polysius 1859–1959. Vom Schraubstock zum Großmaschinenbau. Neubeckum 1959
  • Michael Knieriem, 150 Years Engineering made by Polysius, Firmengeschichte der Polysius AG, deutsch/englisch
  • Renate Köhne-Lindenlaub: Polysius, Maschinenfabrikanten. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 611 f. (Digitalisat).

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b Website des Unternehmens; eingesehen am 18. Januar 2014
  2. Axel Voigt et al.: Geschichte Anhalts in Daten. Mitteldeutscher Verlag. Halle, 2014. S. 721.
  3. Brief der sowj. Militärverwaltung an die Inhaberin, Exponat in der firmengeschichtlichen Ausstellung im Kommunikationszentrum der Polysius AG, Neubeckum
  4. 150 Years Engineering made by Polysius, Buch zur Firmengeschichte der Polysius AG, deutsch/englisch, Michael Knieriem
  5. Auszüge aus dem Handelsregister