Tourex

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Der Tourex (Kurzform für Touristen-Express) war ein zwischen 1963 und 1989 im Auftrag des staatlichen Reisebüros der DDR eingesetzter Schlafwagenzug. Er verkehrte als Charterzug jeweils im Sommerfahrplan einmal pro Woche zwischen Dresden und Varna an der bulgarischen Schwarzmeerküste und diente ausschließlich der Beförderung von Urlaubern.

Geschichte

Ein Vorläufer des Tourex verkehrte bereits im Sommerfahrplan 1959 unter den Zugnummern D 157 und D 158 wöchentlich zwischen Dresden und Varna, mit einem Zugteil ins rumänische Mamaia. Er bestand noch nicht aus Schlaf-, sondern lediglich aus Liegewagen. In diesem Jahr wurden die Fahrtzeiten auch im Kursbuch der Deutschen Reichsbahn veröffentlicht. In den Folgejahren verkehrte der Zug ebenfalls während des Sommerfahrplans, jedoch nur noch unveröffentlicht als reiner Charterzug. Die Buchung erfolgte ausschließlich über das Reisebüro der DDR. Unterwegs legte der Zug auf der Rückfahrt in Bukarest einen längeren Aufenthalt zur Stadtbesichtigung ein, so dass die Reisezeit auf dem Hinweg gut zwei Tage und auf dem Rückweg fast drei Tage betrug.

Der Name Tourex wurde zum Sommer 1963 eingeführt. Im Vorjahr hatten junge Arbeiter des VEB Waggonbau Görlitz als Initiative der FDJ in unbezahlten Sonderschichten als Planübererfüllung acht Neubauschlafwagen hergestellt. Aus diesen wurde zusammen mit weiteren Wagen eine neue Zuggarnitur zusammengestellt und in den Farben der FDJ blau lackiert. Auf den Seiten erhielten sie einen großen Schriftzug „Touristenexpress“. Mit diesem Zug sollten vor allem junge, verdiente Arbeiter Urlaubsreisen machen können. Zunächst absolvierte die Zuggarnitur im Frühjahr 1963 eine Fahrt nach Karlsbad, Fahrgäste waren vor allem die Erbauer der Wagen aus dem VEB Waggonbau Görlitz.[1] Weitere Fahrten nach Polen und in die Tschechoslowakei folgten.

Erstmals nach Varna und unter dem Namen Tourex fuhr der Zug ab Dresden am 17. Mai 1963, die Deutsche Reichsbahn führte die Züge weiterhin als D 157/158. Der Laufweg des Zuges führte über Prag, Štúrovo, Budapest, Biharkeresztes, Chitila (zur Umgehung von Bukarest) und die Giurgiu-Russe-Freundschaftsbrücke nach Varna. Dieser erste Zug wurde als Leergarnitur zurück nach Dresden geführt, am Ende des Sommerfahrplans verkehrte wiederum der letzte Zug des Jahres leer nach Varna. Auf der Rückfahrt fuhr der Tourex abweichend über Bukarest. Die Zwischenhalte dienten auf der Hinfahrt lediglich dem Wechsel der Triebfahrzeuge, der Aufnahme von Wasser und den Grenzkontrollen. Auf der Rückfahrt legte der Tourex in Bukarest und Budapest längere Pausen ein, in dieser Zeit wurden Stadtrundfahrten und Besichtigungen angeboten. Im Zug befand sich jeweils ein Reiseleiter des Reisebüros der DDR als Ansprechpartner für die Fahrgäste.

In den Folgejahren verkehrte der Tourex jeweils im Sommerfahrplan ab Anfang Mai bis Ende September. Ab 1966 umging der Tourex Prag über Mělník und Nymburk, erst im Sommerfahrplan 1989 fuhr der Zug wieder über Prag. Auf der Rückfahrt fuhr der Tourex in manchen Fahrplanjahren über Nitra und Olomouc statt über Bratislava und Brünn, zwischen Nové Zámky und Budapest nutzte der Zug in einzelnen Jahren statt der Strecke über Štúrovo die Verbindung über Komárno. Aufgrund der fehlenden Zwischenhalte mit Fahrgastwechsel waren zudem operative Abweichungen von der planmäßigen Fahrtroute häufiger der Fall. 1964 wurde aus den älteren, im Vorläuferzug verwendeten Wagen, eine zweite Zuggarnitur zusammengestellt und an einzelnen Tagen zusätzlich eingesetzt. Dieser Zug verkehrte 1966 kurzzeitig nochmals, ansonsten blieb es bei der einen, im wöchentlichen Umlauf eingesetzten Zuggarnitur. Ab 1965 erhielt der Tourex die neuen Zugnummern D 2056/2057, 1967 wechselten diese auf D 956/957, im Jahr 1970 auf D 958/959.

Ab 1972 erhielt der Tourex auch zwei Autoreisezugwagen, nachdem im Bahnhof Dresden-Neustadt eine Autoverladerampe vorhanden war. Dieses Angebot blieb bis 1979 Teil des Tourex. Die Fahrgäste mussten jedoch nach Verladung ihres Pkw auf eigene Faust rechtzeitig zum Dresdner Hauptbahnhof, wo der Tourex seine Fahrt begann, ein Zustieg in Dresden-Neustadt war nicht möglich. Im Januar 1973 kündigte das Neue Deutschland ein Verkehren des Tourex bereits ab Februar an,[2] jedoch blieb es in den Folgejahren beim Betrieb während des Sommerfahrplans. In diesem Jahr wechselte erneut die Zugnummer, der Tourex wurde nunmehr als D 1178/79 geführt. Diese Zugnummern blieben bis zur Einstellung unverändert.

Zuggarnitur und Wagenpark

Der Vorläufer des Tourex bestand bis 1962 aus Liegewagen, die aus älteren Sitzwagen des Jahres 1937 umgebaut worden waren. Ab 1963 bestand der Zug aus insgesamt 14 Wagen, darunter die acht Neubauschlafwagen aus dem Waggonbau Görlitz. Einer dieser Wagen war ein kombinierter Schlaf-/Gepäckwagen. Hinzu kamen zwei 1961 in Görlitz erbaute Speisewagen, ein ebenfalls im Zuge der Planüberfüllung erbauter Vorrats- und Versorgungswagen auf Basis eines normalen Sitzwagens aus dem VEB Waggonbau Bautzen sowie drei der bereits im Vorläuferzug eingesetzten älteren Liegewagen. Alle Wagen waren in den FDJ-Farben blau mit gelben Absetzstreifen lackiert. Die Speisewagen und der Versorgungswagen waren in die Mitte der Zuggarnitur eingestellt. Im Winterhalbjahr wurden die Wagen gelegentlich auch in anderen Zügen eingesetzt, bekannt sind Einsätze der Schlafwagen im Nachtzug Sanssouci zwischen Berlin und Wien.

Ende der 1960er Jahre erhielten die Wagen des Tourex die normale rote Farbgebung der MITROPA, die die Schlaf- und Speisewagen des Tourex bereits seit der Einführung des Zuglaufs bewirtschaftet hatte. Ab 1971 kamen weitere Neubauschlafwagen des Jahres 1962 in den Wagenpark des Tourex, nachdem diese in anderen Zügen durch neuere Wagen ersetzt worden waren. Dafür entfielen die älteren Liegewagen. Von 1972 bis 1980 führte er zudem zwei Autoreisezugwagen. Im Regelfall bestand der Tourex ab 1980 aus 12 Schlafwagen des Baujahres 1962, zwei Speisewagen und einem Versorgungs-/Vorratswagen. Bis zum Ende des Tourex 1989 blieb der Fahrzeugbestand seitdem unverändert.

Literatur

  • Rico Bogula: Internationale Schnellzüge in der DDR. EK-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 978-3-88255-720-6, S. 152–153

Weblinks

Einzelnachweise