Transzendentale Logik

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Transzendentale Elementarlehre
(Allgemeine Erkenntnistheorie)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Transzendentale Ästhetik
(Theorie der Anschauung)
 
 
Transzendentale Logik
(Theorie des Denkens)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Transzendentale Analytik
(Theorie der Begriffe und Grundsätze,
Urteilsvermögen)
 
 
Transzendentale Dialektik
(Logik des Scheins,
Schlussvermögen)
 
Die transzendentale Logik innerhalb der Architektur der Kritik der reinen Vernunft

Die transzendentale Logik ist ein Teilstück der Kritik der reinen Vernunft von Immanuel Kant. Sie ist als eine Theorie des Denkens zu verstehen und daher nicht mit der formalen Logik zu verwechseln, die eine Theorie des Schließens formuliert. Kant bezeichnet die transzendentale Logik als „eine Wissenschaft des Verstandes und Vernunfterkenntnisses, dadurch wir Gegenstände völlig a priori denken.“

Als Theorie des Denkens ist sie der transzendentalen Ästhetik, der Theorie der Anschauung, zur Seite gestellt, da Denken und Anschauung nur im Zusammenspiel zu Erkenntnis führen können. Die transzendentale Logik und transzendentale Ästhetik bilden damit die transzendentale Elementarlehre, den ersten Hauptteil der Kritik der reinen Vernunft.

Von der Logik überhaupt

Eingangs der transzendentalen Logik betonte Kant, dass es zur Erkenntnis sowohl der Sinnlichkeit als auch des Verstandes als zwei voneinander gegenseitig abhängiger Erkenntnisquellen bedarf.

„Anschauung und Begriffe machen also die Elemente aller unserer Erkenntnis aus, so daß weder Begriffe, ohne ihnen auf einige Art korrespondierende Anschauung, noch Anschauung ohne Begriffe, ein Erkenntnis abgeben können.“ (B 74)

Während er die Sinnlichkeit als Erkenntnisquelle in der transzendentalen Ästhetik abgehandelt hatte, befasste Kant sich nun in der transzendentalen Logik mit den Regeln des Verstandesgebrauchs. Um seinen Gegenstand näher zu fassen, unterschied er zunächst verschiedene Begriffsinhalte von Logik. Von der allgemeinen Logik trennte er die besondere Logik, die als „Propädeutik der Wissenschaften“ sich mit den Gegebenheiten der einzelnen Fächer befasst.

„Denn man muß die Gegenstände schon in ziemlich hohen Grade kennen, wenn man die Regeln angeben will, wie sich eine Wissenschaft von ihnen zu Stande bringen will.“ (B 76-77)

Die allgemeine Logik ist hingegen eine Elementarlogik. Sie kann nach Kant in eine „reine“ und in eine „angewandte“ Logik eingeteilt werden. In der angewandten Logik befasst man sich mit konkreten empirischen Sachverhalten, die nach den Grundregeln der reinen Logik untersucht werden.

[Die reine Logik] „ist eigentlich nur allein Wissenschaft, obzwar kurz und trocken, und wie es die schulgerechte Darstellung einer Elementarlehre des Verstandes erfordert. In dieser müssen also die Logiker jederzeit zwei Regeln vor Augen haben.
1) Als allgemeine Logik abstrahiert sie von allem Inhalt der Verstandeserkenntnis, und der Verschiedenheit ihrer Gegenstände, und hat mit nichts als der bloßen Form des Denkens zu tun.
2) Als reine Logik hat sie keine empirischen Prinzipien, mithin schöpft sie nichts (wie man sich bisweilen überredet hat) aus der Psychologie, die also auf den Kanon des Verstandes gar keinen Einfluß hat. Sie ist eine demonstrative Doktrin, und alles muß in ihr völlig a priori sein.“ (B 78)

Transzendentale Logik

Die reine (formale) Logik befasst sich mit den Denkregeln ohne Rücksicht auf Denkinhalte. Für die Erkenntnis ist aber die Frage grundlegend, wie diese Inhalte zustande kommen. Kant wollte daher untersuchen, welche Bedingungen das Denken überhaupt ermöglichen. Grundsätzlich galt für ihn

„daß nicht eine jede Erkenntnis a priori, sondern nur die, dadurch wir erkennen, daß und wie gewisse Vorstellungen (Anschauungen oder Begriffe) lediglich a priori angewandt werden, oder möglich sind, transzendental (d.i. die Möglichkeit der Erkenntnis oder der Gebrauch derselben a priori) heißen müsse.“ (B 80)

Gesucht sind also Bedingungen, unter denen Begriffe unabhängig von Erfahrung gebildet werden, sowie der Inhalt solcher reinen Begriffe. Die transzendentale Logik ist mithin eine Wissenschaft, in der Ursprung, Umfang und objektive Gültigkeit reiner Begriffe und Prinzipien des Verstandes untersucht werden.

Analytik und Dialektik

In der Analytik werden Aussagen zergliedert und auf die zugrunde liegenden Begriffe gebracht. Die Analytik enthält grundlegende Prinzipien wie den Satz der Identität oder den Satz vom Widerspruch. Die Logik trägt insofern zur Findung von Wahrheit bei, als sie aufzeigt, welche Aussagen in sich widersprüchlich sind. Sie liefert negative (ausschließende) Kriterien der Wahrheit. Positive Aussagen zur Wahrheit sind in der Logik nicht möglich, weil ein „Probierstein“ fehlt. Diesen liefert nur die sinnliche Anschauung. Der Versuch, rein aus Argumenten die Wahrheit inhaltlicher Aussagen zu begründen, ist eine „Logik des Scheins“. Dialektik verstand Kant „als eine Kritik des dialektischen Scheins.“ (B 86)

Transzendentale Analytik und Dialektik

Die transzendentale Analytik untersucht den Bereich des Denkens, in dem die reine Verstandeserkenntnis und ihre Prinzipien ohne empirische Voraussetzung gebildet werden. Gegenstand ist die Bedingung der Möglichkeit von Begriffen und Urteilen a priori.

Die transzendentale Dialektik befasst sich hingegen mit der Kritik des „hyperphysischen Gebrauchs“ des Verstandes und der Vernunft. Ihre Themen sind die Fragen nach Gott, Freiheit und der Unsterblichkeit der Seele. Sie ist damit eine Kritik der klassischen (speziellen) Metaphysik.

Literatur

  • Immanuel Kant: Kritik der reinen Vernunft
  • Rudolf Eisler: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichem Nachlass. Olms, Hildesheim 1989 (5. Nachdruck der Ausgabe Berlin 1930), ISBN 3-487-00744-4.
  • Walter Gölz: Kants „Kritik der reinen Vernunft“ im Klartext. Textbezogene Darstellung des Gedankengangs mit Erklärung und Diskussion. Mohr Siebeck, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-2759-6 (UTB).
  • Felix Grayeff: Deutung und Darstellung der theoretischen Philosophie Kants. Ein Kommentar zu den grundlegenden Teilen der Kritik der reinen Vernunft. Mit einem Sachregister von Eberhard Heller. 2. Auflage, Meiner Hamburg 1977 (Originalausgabe 1951), ISBN 3-7873-0180-1.
  • Otfried Höffe: Kants Kritik der reinen Vernunft. Die Grundlegung der modernen Philosophie. 2. Auflage, C. H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50919-3.
  • Georg Mohr, Markus Willaschek (Hrsg.): Kritik der reinen Vernunft. Akademie Verlag, Berlin 1998, ISBN 3-05-003277-4.
  • Heinrich Ratke: Systematisches Handlexikon zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Meiner, Hamburg 1991, ISBN 3-7873-1048-7.
  • Peter F. Strawson: The Bounds of Sense. An Essay on Kants Critique of Pure Reason. London 1966 (deutsch: Die Grenzen des Sinns. Ein Kommentar zu Kants Kritik der reinen Vernunft. Athenäum, Frankfurt 1992, ISBN 3-445-07018-0).
  • Holm Tetens: Kants „Kritik der reinen Vernunft“. Ein systematischer Kommentar. Reclam, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-15-018434-9.

Weblinks