Trobriand-Inseln
Trobriand-Inseln | ||
---|---|---|
Trobriand-Inseln | ||
Gewässer | Salomonensee | |
Geographische Lage | 8° 29′ S, 151° 4′ O | |
| ||
Anzahl der Inseln | 21 | |
Hauptinsel | Kiriwina | |
Gesamte Landfläche | 374,34 km² | |
Einwohner | 28.486 (2000) | |
Topographisches Kartenblatt 1:250.000 mit den Trobriand-Inseln und den Lusancay-Inseln |
Trobriand-Inseln, auch Kiriwina-Inseln genannt, ist der Name einer Inselgruppe in der Salomonensee, die zu Papua-Neuguinea gehört. Administrativ bildet sie zusammen mit den im Westen gelegenen kleinen Lusancay-Inseln die Area Kiriwina Rural LLG (Local Level Government) des Distrikts Kiriwina-Goodenough der Milne Bay Province.
Geographie
Die Inselgruppe hat eine nord-südliche Ausdehnung von 74 Kilometern, von Kadai im Nordwesten bis Vakuta im Südosten, sowie eine ost-westliche Erstreckung von 68 Kilometern, von Kitava im Osten bis Yaona im Westen. Im Westen schließen sich die Lusancay-Inseln an. Im Osten liegen die Marshall-Bennett-Inseln, und im Süden die D’Entrecasteaux-Inseln. Im Norden liegt die offene Salomonensee, die erst 228 Kilometer weiter nördlich durch die große Insel Neubritannien begrenzt wird.
Die Fläche der Trobriand-Inseln beträgt 374 km². Zum Zeitpunkt der Volkszählung 2000 waren noch fünf Inseln mit insgesamt 28.486 Einwohnern bewohnt.
Liste der Inseln
Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap
Name | Alternativ | Koordinaten | Fläche km² |
Einwohner Zensus 2000 |
Lage |
---|---|---|---|---|---|
Kitava | 8° 37′ 26″ S, 151° 20′ 10″ O | 23.79 | 2.907 | östlichste Insel | |
Uratu | 8° 37′ 51″ S, 151° 18′ 20″ O | 0.09 | Nebeninsel von Kitava | ||
Vakuta | 8° 51′ 7″ S, 151° 10′ 1″ O | 21.16 | 971 | südlich der Hauptinsel | |
Bomapau | 8° 35′ 8″ S, 151° 5′ 50″ O | 4.68 | in der Lagune von Kiriwina | ||
Kiriwina | 8° 32′ 54″ S, 151° 4′ 52″ O | 279.88 | 22.163 | Hauptinsel | |
Muwo | 8° 44′ 13″ S, 151° 0′ 39″ O | 2.82 | südwestlich von Kiriwina | ||
Nanauli | 8° 47′ 35″ S, 151° 1′ 53″ O | 0.06 | südwestlich von Kiriwina | ||
Iaga | 8° 44′ 32″ S, 150° 57′ 40″ O | 0.10 | südwestlich von Kiriwina | ||
Kaileuna | Kaileʻuna | 8° 31′ 31″ S, 150° 56′ 58″ O | 45.53 | 1.908 | westlich der Hauptinsel |
Boinagi | 8° 24′ 58″ S, 150° 53′ 26″ O | 0.75 | nordwestlich von Kaileuna | ||
Buriwadi | 8° 27′ 47″ S, 150° 53′ 0″ O | 0.64 | nordwestlich von Kaileuna | ||
Tuma | 8° 21′ 24″ S, 150° 51′ 51″ O | 5.16 | 0 | nordwestlich von Kaileuna | |
Kadai | 8° 19′ 10″ S, 150° 49′ 22″ O | 0.56 | 0 | nordwestlich von Kaileuna | |
Nubiam | 8° 38′ 18″ S, 150° 52′ 40″ O | 0.45 | südwestlich von Kaileuna | ||
Kuyau | Kuiao | 8° 35′ 47″ S, 150° 51′ 41″ O | 1.90 | 537 | südwestlich von Kaileuna |
Gilua | 8° 34′ 32″ S, 150° 50′ 40″ O | 0.05 | südwestlich von Kaileuna | ||
Munuwata | Nuata | 8° 34′ 1″ S, 150° 50′ 8″ O | 0.64 | 0 | südwestlich von Kaileuna |
Nakwaba | 8° 32′ 6″ S, 150° 49′ 16″ O | 0.37 | südwestlich von Kaileuna | ||
Kibu | 8° 37′ 4″ S, 150° 47′ 13″ O | 0.22 | südwestlich von Kaileuna | ||
Yaona | 8° 36′ 18″ S, 150° 44′ 30″ O | 0.05 | südwestlich von Kaileuna |
Anmerkung zur Tabelle:
Früher waren folgende Inseln mit je einem Dorf bewohnt:[1]
- Munuwata (Nuata) (bei der Volkszählung 2000 noch aufgeführt, jedoch mit 0 Einwohnern)
- Tuma (bewohnt bis 1963, frühere Dörfer Gilela im Norden und Ogegela im Süden)
- Kadai
Als alternative Flächenangaben existieren in der Literatur für die Inselgruppe insgesamt (440 km²), für Kiriwina (290,5 km²), für Kaileʻuna (50 km²) und für Kitava (15 km²).[2]
Tourismus
Die Trobriand-Inseln sind Südseeinseln, die bisher touristisch wenig erschlossen sind. 2012 fertigte der Maler Ingo Kühl in Kiriwina und Port Moresby Studien zur Kula-Kultur an.[3]
Bevölkerung
Die Trobriander sind mit den Polynesiern verwandt. Ihre Kultur ist matrilinear; sie ist durch ein konfliktarmes Gesellschaftsleben gekennzeichnet.
Der polnisch-britische Anthropologe Bronisław Malinowski hat die Anfang des 20. Jahrhunderts noch weitgehend traditionell, naturnah lebenden Trobriander als erster auf der Basis psychoanalytischer Erkenntnisse näher erforscht. Aufgrund dieser Forschungen kam er zu dem Ergebnis, dass Freuds für seine Lehre zentrale Annahme der Universalität des Ödipuskomplexes nicht zutreffend sei. H. A. Powell soll später allerdings Malinowskis Annahmen widerlegt haben.[4] Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich benutzte Malinowskis Arbeiten über die Trobriander als Grundlage für sein Buch „Der Einbruch der sexuellen Zwangsmoral“ (1932), in dem er den Zusammenhang zwischen sexueller Unterdrückung und gesellschaftlicher Unfreiheit postuliert.
Es gibt bei den Trobriandern eine Art Religion um die Yams-Wurzel. Viele Aspekte der sexuellen Freizügigkeit hängen mit dem Jahreszyklus dieser Pflanze zusammen. Über das Tauschsystem des von Malinowski entdeckten und analysierten Kula-Rings mit den umliegenden Inselgruppen siehe auch Milne Bay Province.
Trobriander sind für häufige Adoptionen von Kindern bekannt. In einer demographischen und genealogischen Studie im Dorf Tauwema auf der Insel Kaileuna wurden über zwei Jahrzehnte Daten unter anderem zu Adoptionsmustern erhoben. 27 Prozent der Kinder waren adoptiert. Anders als in westlichen Gesellschaften werden die Kinder weggegeben, um bei nahen Verwandten aufzuwachsen, in der matrilinearen Kultur hauptsächlich in der mütterlichen Verwandtschaftslinie.[5]
Geschichte
Die Europäer benannten die Inseln nach dem Franzosen Denis de Trobriand, der im Jahr 1793 als Leutnant unter dem Kommando von Joseph Bruny d’Entrecasteaux die Inseln erforschte.
Literatur
- Donald E. Brown: Human Universals. Temple University Press, Philadelphia 1991. S. 32–38, ISBN 0-87722-841-8
- Bronisław Malinowski: Classificatory particles in the language of Kiriwina. In: Bulletin of the School of Oriental Studies, 1/4 (1920), S. 33–78
- Bronisław Malinowski: Argonauts of the Western Pacific: An account of native enterprise and adventure in the Archipelagoes of Melanesian New Guinea. Verlag G. Routledge, London 1922
- Bronisław Malinowski: Argonauten des westlichen Pazifik : ein Bericht über Unternehmungen und Abenteuer der Eingeborenen in den Inselwelten von Melanesisch-Neuguinea. Übersetzung: Heinrich Ludwig Herdt, hrsg. von Fritz Kramer; Berlin 1979, ISBN 978-3-8108-0087-9 (2. Aufl. 1984)
- Gunter Senft: Kilivila. the language of the Trobriand Islanders. Berlin 1986
- Paul Theroux: Trobriand-Inseln Das gerettete Eden. In: GEO Nr. 11, November 1993, S. 32–58.
- Heiner Wesemann: Papua-Neuguinea. Niugini. Steinzeit-Kulturen auf dem Weg ins 20. Jahrhundert. DuMont-Verlag, Köln 1985 ISBN 978-3-7701-1322-4
- Christian Maier: Das Leuchten der Papaya : ein Bericht von den Trobriandern in Melanesien. mit einem Vorwort von Paul Parin. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1996, ISBN 978-3-434-50401-6.
Weblinks
- Zu Wahrheit und Mythos freier Sexualität (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ [1]
- ↑ Atoll Research Bulletin No. 180 (PDF; 1,3 MB)
- ↑ Skizzenbuch Trobriand Islands (Link)
- ↑ Donald E. Brown: Human Universals. Temple, Philadelphia 1991, S. 33.
- ↑ E. Voland, A. Chasiotis, W. Schiefenhövel: Grandmotherhood: The Evolutionary Significance of the Second Half of Female Life. Rutgers Univ Pr 2005. S. 190.