Trog (Eisenbahn)

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Lokomotive Nr. 999 der New York Central Railroad beim Wasseraufnehmen, auf dem Gegengleis befindet sich ebenfalls ein Trog

Als Trog (in den USA track pan, in Großbritannien water trough, in Frankreich bac de prise d’eau en marche[1] genannt) bezeichnet man bei der Eisenbahn eine langgestreckte, mit Speisewasser gefüllte, befestigte Wanne zwischen den Schienen, aus der Schnellzug-Dampflokomotiven während der Fahrt ihren Wasservorrat ergänzen konnten.

Bestandteile und Funktionsweise

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Wassertröge der London and North Eastern Railway, 1901

Die Tröge wurden auf freien und ebenen Abschnitten von Hauptstrecken angelegt. Zur Wartung der Anlage, zu der neben den Trögen meist eine Pumpstation gehörte, waren ein bis zwei Personen erforderlich.

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Schnittbild: Tender mit Schöpfeinrichtung; LNWR 1862

Die Schlepptender der Schnellzuglokomotiven waren mit einem besonderen Schöpfrüssel ausgestattet, der vom Führerstand aus mit einer mechanischen Vorrichtung oder mittels Druckluft bis unter die Wasserlinie des Troges abgesenkt und wieder angehoben werden konnte. Das gleiche Prinzip der Wasseraufnahme wird heute von einigen Löschflugzeugen genutzt.

Bis zum Trog musste der Zug auf ca. 65 km/h abgebremst werden. Sobald sich der Zug über dem Trog befand, senkte das Lokpersonal den Schöpfrüssel ab. Durch die Fahrgeschwindigkeit des Zuges staute sich das Wasser am Rüssel, wurde ohne besondere Ansaugvorrichtung nach oben gedrückt und floss über ein Prallblech in den Wasserbehälter. Nachdem die Wasseraufnahme beendet war, wurde der Rüssel wieder angehoben. Durch eine besondere Konstruktion des Tenders konnten die Niagaras der New York Central sogar mit einer Geschwindigkeit von knapp 130 km/h Wasser aus dem Trog schöpfen, allerdings mussten dabei die Fenster der ersten Personenwagen hinter der Lokomotive geschlossen bleiben.

Die zunehmende Leistungsfähigkeit späterer Dampflokomotiven führte dazu, dass ein erheblich größerer Wasservorrat mitgeführt und auf die Schöpfeinrichtung zwischen den Schienen verzichtet werden konnte.

Ursachen und Entwicklung

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Wassertröge der London and North Western Railway, 1904
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1948 gebaute Lokomotive 7016 Chester Castle beim Wasserfassen bei Lower Basildon, 1951

Die Strecke, die eine Dampflokomotive ohne Halt durchfahren kann, wird primär durch den Wasservorrat im Tender begrenzt. Kann innerhalb dieser Strecke kein Verkehrshalt zur Ergänzung der Vorräte genutzt werden, muss ein Betriebshalt eingeplant werden.

Die auf einigen Strecken oft direkt miteinander konkurrierenden Eisenbahngesellschaften im Vereinigten Königreich und den USA nutzten jedes Mittel, um im harten Wettbewerb durch kurze Reisezeiten bestehen zu können. Aus diesem Anlass wurde von John Ramsbottom das Prinzip der Wassertroganlage entwickelt. Um die Postzüge nach Irland zu beschleunigen, wurde am 23. Juni 1860[2] von der London and North Western Railway (LNWR) bei Mochdre[3] zwischen Chester und Holyhead eine erste derartige Anlage in Betrieb genommen.[4] Damit wurden erstmals Nonstop-Fahrten über große Entfernungen möglich. Ab 1870 wurde das „Ramsbottom system“ erstmals auch in den USA angewendet bei der New York Central and Hudson River Railroad.[4]

In den 1930er Jahren waren die meisten britischen Hauptstrecken mit Trögen ausgestattet. 1936 gab es in Großbritannien mindestens 17 derartige Tröge an 15 Orten.[5] In den USA nutzte vor allem die New York Central Railroad auf der Strecke New YorkChicago diese Form der Wasserversorgung, auch bei der Pennsylvania Railroad war sie üblich. In Frankreich gab es zwischen 1905 und 1963 Wassertröge an den Strecken von Paris nach Cherbourg und Le Havre[4] sowie nach 1911 nach Le Mans. Die Bahnstrecke Paris–Bordeaux wies zeitweise sogar an drei Stellen Wassertröge auf.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Langläufe zunehmend mit Diesellokomotiven gefahren. In Großbritannien erhielten einige davon zunächst die Möglichkeit, während der Fahrt aus den Trögen Wasser für die Zugheizung zu fassen.[7] Mit dem Ausscheiden der Dampflokomotiven aus diesen Diensten wurden auch die Tröge überflüssig und nach und nach entfernt.

Filmische Rezeption

Das Wasserfassen aus dem Trog wurde in mehreren Filmen dokumentiert, ausführlich in:

  • Night Mail, Dokumentarfilm (1936): Instandhaltungsarbeiten am Wassertrog
  • Bestie Mensch, Kinofilm (1938): In einer Sequenz sind das Wasserfassen einer französischen 231 D aus Sicht des Lokpersonals und eine Außenansicht des Zuges bei diesem Vorgang während einer Fahrt von Paris nach Le Havre zu sehen
  • Elizabethan Express, Dokumentarfilm (1953): Wasserfassen aus der Führerstandsperspektive einer britischen LNER-Klasse A4

Weblinks

Commons: Trog (Eisenbahn) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. La prise d’eau en marche : passe ton bac d’abord ! bei trainconsultant.com, abgerufen am 4. März 2021
  2. Track Pan bei american-rails.com, abgerufen am 4. März 2021
  3. Section 25: Miscellaneous Signs and Indicators bei railsigns.uk, abgerufen am 4. März 2021
  4. a b c James Alexander Jr.: Scooping Water in the Age of Steam
  5. Water trough locations bei railwaycodes.org.uk, abgerufen am 4. März 2021
  6. La prise d’eau sans arrêt bei roland.arzul.pagesperso-orange.fr, abgerufen am 4. März 2021
  7. Water troughs: Simple, revolutionary invention for long-distance rail travel bei therailwayhub.co.uk, abgerufen am 4. März 2021