Ulrichskapelle (Heiligenbrunn)

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Ulrichskapelle mit Pfarrkirche zum Heiligen Clemens im Hintergrund

Die römisch-katholische Wallfahrtskapelle zum Heiligen Ulrich steht in der Gemeinde Heiligenbrunn (ung.: Szentkút, kroat.: Šenkut) im Bezirk Güssing im Burgenland. Sie untersteht der Pfarre Heiligenbrunn[1] im Dekanat Güssing in der Diözese Eisenstadt. Ihr Quellheiligtum, ursprünglich als „Heiliger Brunnen“ bekannt, ist Namensgeber für Ort und Gemeinde.[2][3] Die Kapelle steht unter Denkmalschutz.[4]

Geografische Lage

Der Sakralbau liegt oberhalb des Dorfes am Fuß eines Steilhanges, der Teil der Hügelkette im Westen der Ortschaft ist. Auf einem höher gelegenen Bereich dieses Abhanges steht in unmittelbarer Nähe die römisch-katholische Pfarrkirche zum Heiligen Clemens.[5]

Geschichte

Den ersten historischen Beleg für ein Quellheiligtum mit Kapelle gibt es in einer Urkunde aus dem Jahr 1198. In ihr bestätigte König Emmerich unter anderem die Schenkung dieser Kapelle am „sacrum fontem“ (Heiligen Brunnen) durch den Bischof von Raab, Ugrinus, an das Zisterzienserkloster Szentgotthárdt.[6] Ob diese Kapelle bereits damals dem Heiligen Ulrich gewidmet war, oder es erst später zu diesem Patrozinium kam, ist nicht bekannt. Eine Ulrichskapelle wurde 1757 das erste Mal genannt, eine Kirche zu Ehren des Heiligen Clemens bereits 1697. Laut diesem Bericht über die Kirche wurde deren Kirchweihfest allerdings am Ulrichstag (4. Juli) begangen.[7]

Datei:Ulrichsquelle 02.jpg
Wasserauslass der Ulrichsquelle

Wallfahrten zum Heiligtum wurden im Visitationsbericht von 1757 das erste Mal näher beschrieben. Dort heißt es die Quelle sei von vielen Menschen in der Hoffnung auf Heilung ihrer Krankheiten aufgesucht worden. Hierzu hätten sich die Gläubigen mit dem Wasser der Quelle benetzt.[8][9]

Ursprünglich handelte es sich bei der Kapelle um ein Gebäude aus Holz mit einem Steinaltar, über dem sich ein Bild des Heiligen Ulrich befand. Der Quellauslass unter dem Altar verfügte über eine Abdeckung, die zur Geräuschunterdrückung bei Heiligen Messen über die Quelle gelegt wurde.[10] Von 1925 bis 1926 wurde an Stelle dieser hölzernen Kapelle das jetzige Gebäude errichtet.[11][12] Renovierungen erfolgten in den Jahren 1975, 1998 und 2018.

Architektur und Ausstattung

Bei der Kapelle handelt es sich um einen einschiffigen Ziegelbau mit Satteldach und einer Polygonapsis im Westen. Der östlichen Giebelfassade mit Eingangsportal ist eine Freitreppe vorgebaut.

Der gewölbte Innenraum ist vollständig mit Malereien versehen. Am gemauerten Altar befindet sich ein hölzerner Aufbau mit Tabernakel, der seitlich zwei Engelsfiguren trägt. Unter dem mit Sternenhimmel verzierten Chorgewölbe darüber befindet sich das Altarbild Heiliger Ulrich.

Die Quelle

Der exakte geografische Ursprung der Quelle ist nicht bekannt, wird aber im Bereich des Chors der Pfarrkirche vermutet. Grund für diese Annahme sind starke Feuchtigkeitserscheinungen im Altarraum der Kirche, vor allem am gemauerten Sockel des Hochaltares.[13]

Die Brunnenkammer der Quelle befindet sich unter dem Schiff der Ulrichskapelle. Der Schachtdeckel dieser Kammer ist in der Kapelle mittig im Fliesenboden eingelassen. Das gesammelte Wasser kann über einen Quellauslass unterhalb der Freitreppe am Vorplatz entnommen werden.[14]

Dem Quellwasser wird eine heilende Wirkung bei Krankheiten zugesprochen, vor allem bei Augenleiden.[15][16] Der bekannte Armenarzt Ladislaus Batthyány-Strattmann behandelte damit unter anderem Patienten mit Augenkrankheiten.[17] Die Kapelle ist auch heute noch regelmäßiges Ziel zahlreicher Besucher, die das Wasser der Quelle in Flaschen abfüllen und mit sich nehmen.[18]

Fotogalerie

Siehe auch

Literatur

  • Heiligenbrunn – Chronik zur 800-Jahr-Feier. Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn, S. 155–158

Weblinks

Commons: Ulrichskapelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pfarre Heiligenbrunn. In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 6. September 2022.
  2. Ulrichskapelle. In: Gemeinde Heiligenbrunn. Gemeinde Heiligenbrunn, abgerufen am 3. September 2022.
  3. Ulrichskapelle Heiligenbrunn. In: Weinidylle Südburgenland. Weinidylle Südburgenland, abgerufen am 3. September 2022.
  4. Burgenland - unbewegliche und archäologische Denkmale unter Denkmalschutz. In: BDA. Bundesdenkmalamt, 29. Juni 2022, abgerufen am 3. September 2022.
  5. Ulrichskapelle Heiligenbrunn. In: Weinidylle Südburgenland. Weinidylle Südburgenland, abgerufen am 3. September 2022.
  6. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 151, 1–11.
  7. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 11–20.
  8. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 21–24.
  9. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 57–60.
  10. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 54–62.
  11. Pfarre Heiligenbrunn. In: martinus.at. Diözese Eisenstadt, abgerufen am 6. September 2022.
  12. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 156, 42–43.
  13. Maria Anna Six-Hohenbalken: Die Entwicklung unserer Orte im 16. und 17. Jahrhundert. In: Gemeinde Heiligenbrunn (Hrsg.): Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. Heiligenbrunn 1998, S. 28, 83–87.
  14. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 156, 43–46.
  15. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 153, 21–24.
  16. Josef Rittsteuer: Zur Kirchengeschichte von Heiligenbrunn. In: Heiligenbrunn - Chronik zur 800-Jahr-Feier. 1998, S. 155, 57–60.
  17. Ulrichskapelle & Heilquelle. In: burgenland.info. Burgenland Tourismus, abgerufen am 3. September 2022.
  18. Brigitte Huber: Heiliges Wasser, verbotener Wein: in der Kellergasse in Heiligenbrunn. In: ausgeflogen.at. 20. Mai 2020, abgerufen am 3. September 2022.

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