Undine (Schiff, 1910)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Undine
Die stark sanierungsbedürftige Undine 2016 im Stadthafen von Rostock
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

Kronprinz Wilhelm
Kronprinz

Schiffstyp Dampfschiff / Motorschiff
Eigner Hanse- und Universitätsstadt Rostock
Bauwerft Neptun-Werft Rostock
Baunummer 306
Stapellauf 9. März 1910
Verbleib aufgelegt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
34,5 m (Lüa)
Breite 6,7 m
Vermessung 151 BRT
 
Besatzung 9 (1910)
Maschinenanlage
Maschine Verbund-Dampfmaschine
später Dieselmotor
Maschinen-
leistung
250 PS (184 kW)
Propeller 1

Die Undine gilt als das älteste erhaltene Seebäderschiff Deutschlands. Das 1910 gebaute Dampfschiff Kronprinz Wilhelm wurde 1920 in Kronprinz umbenannt und nach dem Umbau zum Motorschiff unter dem Namen Undine von der Weißen Flotte Stralsund eingesetzt. Das inzwischen unter Denkmalschutz stehende Schiff, von dem nur noch wenig mehr als der Schiffskörper übrig geblieben ist, sollte ab April 2007 auf einer Dresdner Werft grundlegend restauriert werden. Aufgrund fehlender Geldmittel und der Insolvenz der Schiffswerft Laubegast liegt der Rumpf seit Oktober 2014 im Rostocker Stadthafen und wird nun größtenteils verschrottet.

Geschichte

Bis Erster Weltkrieg

Das im Auftrag des Rostocker Kapitäns Paul Mestermann auf der Neptunwerft gebaute Schiff hatte am 9. März 1910 als Kronprinz Wilhelm ihren Stapellauf. Unstimmigkeiten mit der Verwaltung des Rostocker Hafens veranlassten Mestermann, den ständigen Liegeplatz des Schiffes nach Greifswald zu verlegen.

Als die Kronprinz Wilhelm am 28. Juli 1912 an der Seebrücke von Binz auf Rügen anlegen wollte, stürzte die durch zahlreiche Menschen überlastete Seebrücke ein. Obwohl das Schiff keine Schuld traf, hielt man sie in Greifswald für mitverantwortlich. Mestermann, der sich mit den Rostockern geeinigt hatte, verlegte daher den Liegeplatz wieder nach Warnemünde. In der Zeit des Aufschwungs der Bäderschifffahrt zwischen 1912 und 1914 steuerte die Kronprinz Wilhelm die Seebäder Arendsee, Heiligendamm, Graal-Müritz, Brunshaupten (heute Kühlungsborn) und gelegentlich auch die dänische Insel Møn an.

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der Ausflugsverkehr eingestellt. Die Kaiserliche Marine stellte die Kronprinz Wilhelm als Hilfsschiff ein und nutzte sie als Tender, um von Wilhelmshaven aus die auf Reede liegenden Flottenverbände zu versorgen. Nach der Meuterei auf der SMS Prinzregent Luitpold im August 1917 wurden auf der Kronprinz Wilhelm die verhafteten Matrosen und Heizer nach Wilhelmshaven transportiert. Nach Kriegsende kehrte das Schiff nach Warnemünde zurück.

Bis Zweiter Weltkrieg

1919 wurde der Seebäderverkehr mit wenig Erfolg wieder aufgenommen. Nach einer Überholung und der Umbenennung in Kronprinz wurde es 1920 kurzzeitig für den Seedienst Ostpreußen auf der Strecke nach Pillau eingesetzt. Anschließend fuhr das Schiff wieder auf den alten Strecken und teilweise im Bäderverkehr. Die Weltwirtschaftskrise führte zum Zusammenbruch des Unternehmens. Bei einer Zwangsversteigerung im April 1932 wurde das Schiff von dem Rostocker Reeder und Schiffsausrüster Carl Cords erworben. 1934 verkaufte dieser es weiter an den Kapitän Paul Hahn, der es wieder im Passagierverkehr im Ostseeraum einsetzte.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Schiff ab 1940, nach einem Umbau auf der Neptunwerft, als Minensucher und Wachschiff von der Kriegsmarine eingesetzt. Am 29. Juli 1943 wurde das Schiff bei einem amerikanischen Luftangriff auf die Arado Flugzeugwerke von einer Bombe getroffen, wodurch es in Brand geriet und fünf Menschen starben. Aus dem ansonsten schwer beschädigten Schiff ließ die Kriegsmarine die unversehrt gebliebenen Kessel- und Maschinenanlagen ausbauen. Paul Hahn, der kurz vor Kriegsende als Hafenkommandant nach Rostock versetzt wurde, kaufte der Kriegsmarine das am Gehlsdorfer Ufer auf Grund liegende Schiff ab.

Nachkriegszeit und DDR-Zeit

Nach dem Krieg nutzte die Rote Armee das Schiff bis 1948 als Abfalltender. Anschließend ließ Paul Hahn in mehrjähriger Arbeit auf der Werft von Otto Ludewig jr. den ehemaligen Dampfer zu einem Motorschiff umbauen. 1951 wurde das Schiff unter dem Namen Undine ins Schiffsregister eingetragen. Bis 1955 arbeitete die Undine als Bergungsschiff und übernahm gelegentlich Frachtaufträge.

Ab 1955 begann wieder der Einsatz im Ausflugsverkehr. Die Reederei Paul Hahn musste dazu 1957 Vertragspartner der Weißen Flotte werden. Nachdem einige Passagiere Fahrten in die Nähe der dänischen Gewässer zur Flucht aus der DDR genutzt hatten, wurde die Undine nur noch für Hafenrundfahrten und kürzere Strecken, wie nach Kühlungsborn genutzt. 1972 wurde der Reeder enteignet und die Undine der Flotte eingegliedert. Seit dieser Zeit erfolgten einige notwendige Reparaturen auf einer Werft in Stettin. Mehrfach diente die Undine auch als Kulisse für Film- und Fernsehproduktionen, wie zum Beispiel 1956 im DEFA-Film Das Traumschiff.

Nach der Wende

Nach der Wende wurde die Weiße Flotte privatisiert. Der neue Eigentümer verkaufte den Altbestand an Schiffen, um ihn durch neue zu ersetzen. 1991 gründete sich in Rostock ein Förderverein zum Erhalt der Undine. Die Witwe des letzten privaten Besitzers konnte das Schiff zu einem symbolischen Preis erwerben. Für die auf dem Schiff lastenden hohen Schulden kam Ralf Robrock aus Hamburg auf, der das Schiff damit in den Besitz des von ihm geleiteten Vereins „Schiffe der Arbeit“ brachte. Nach einer Reparatur auf der Hamburger „Jöhnk-Werft“ kehrte das Schiff 1992 unter dem Namen Kronprinz nach Rostock zurück.

Anfang 1993 verließ die Kronprinz auf Betreiben des Eigentümers Robrock, der sich mit dem Förderverein überworfen hatte, den Liegeplatz Rostock, um zum vorgesehenen neuen Standort Barth zu fahren. Nachdem das Schiff wegen Treibeis zunächst in Barhöft vor Anker gehen musste, setzte es am 13. Januar 1993 trotz Sturmwarnung seinen Weg nach Barth fort. In der Grabow bei Kinnbackenhagen lief die Kronprinz gegen 12:30 Uhr auf Grund. Wegen des Sturms konnte erst am folgenden Tag ein Schlepper das Schiff erreichen. Die Bergungsversuche misslangen jedoch. Zwischenzeitlich wurde durch die Wasserschutzpolizei festgestellt, dass der Eigentümer Robrock rechtskräftig zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Der nicht zum Haftantritt erschienene Robrock wurde daher festgenommen.[1]

Da alle bisherigen Bergungsversuche gescheitert waren, sollte die in der Nähe des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft liegende Kronprinz vor Ort abgebrochen und beseitigt werden. Am 3. Januar 1995 gelang es mit Hilfe eines Schleppers und eines weiteren Schiffes die Kronprinz bei einem Hochwasser freizubekommen und nach Barth zu bringen.

Anfang 1998 konnte der Barther Förderverein für Schifffahrt, Jugend und Tourismus die Kronprinz erwerben und mit Hilfe von Spendengeldern die aufgelaufenen Schulden bezahlen. Auf der Barther Schiffswerft wurden die Maschinen und Ausrüstungen geborgen und die verschlissenen Aufbauten und Decks entfernt. Der original erhaltene Schiffsrumpf wurde im Jahr 2000 nach Rostock zur Neptun-Werft überführt. 2001 erteilte die Stadt Rostock eine denkmalschutzrechtliche Genehmigung für das Vorhaben, die Seefestigkeit des Schiffsrumpfes wiederherzustellen und die Aufbauten nach einer Ansicht von 1932 neu zu errichten. Die Gesamtkosten von etwa 2,3 Millionen Euro sollten vom Förderverein aufgebracht werden, der seit 2002 den Namen Förderverein SOS Seebäderschiff „Kronprinz“ ex. „Undine“ trägt. Mit der Realisierung des Projektes wurde die „Schiffs- und Yachtwerft Dresden“ beauftragt. 2006 wurde die Kronprinz daher von Rostock über die Ostsee, den Elbe-Lübeck-Kanal und die Elbe nach Dresden geschleppt. Im April 2007 wurde das Schiff auf die Helling der Werft genommen.

Nachdem die Werft insolvent wurde und die Restaurierung an Geldmangel scheiterte, musste auch der Förderverein Kronprinz ex. Undine Insolvenz anmelden, und dem Schiff drohte die Verschrottung. Der Verein Freundeskreis Maritimes Erbe Rostock e. V. erwarb Mitte 2013 den Rumpf für einen symbolischen Preis von 1,14 Euro.[2] Im Oktober 2014 erreichte der Schiffsrumpf auf dem Wasserweg wieder Rostock und liegt seither im Stadthafen.[3][4][5]

Seit dem 12. Dezember 2018 ist die Hanse- und Universitätsstadt Rostock neuer Eigner der Undine. Der damalige Oberbürgermeister Roland Methling unterzeichnete an diesem Datum einen Kaufvertrag in Höhe von 8500 Euro, wofür er im Hinblick auf die Instandhaltungskosten viel Kritik erntete. Das Amt für Kultur, Denkmalpflege und Museen sah vor, die Undine wieder instand zu setzen und anschließend auf der früheren Helling der Neptun-Werft aufzustellen.[6] Am 20. Mai 2021 wurde jedoch bekannt, dass ein großer Teil des Rumpfes verschrottet werden soll. Nur ein kleiner Teil soll erhalten und an Land aufgestellt werden.[7]

Literatur

  • Claus Rothe: Deutsche Seebäderschiffe. 1830 bis 1939 (= Bibliothek der Schiffstypen). transpress Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1989, ISBN 3-344-00393-3, S. 104–106

Einzelnachweise

Weblinks