Obstruktive Uropathie
Klassifikation nach ICD-10 | |
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N13.9 | Obstruktive Uropathie |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die obstruktive Uropathie (auch Harnstau, Harnstase oder Harnstauung) bezeichnet eine Stauung des Urins unterschiedlichen Schweregrades aufgrund eines Abflusshindernisses in den ableitenden Harnwegen. Dieses kann im Bereich der Nieren, der Harnleiter, aber auch im Bereich der Harnblase oder der Harnröhre liegen. Die daraus resultierende Druckerhöhung kann zum Verlust von Parenchymfunktion, zur Gefahr einer Urosepsis und zur Niereninsuffizienz führen.
Zu unterscheiden sind zwei verschiedene Formen, je nachdem, ob sich das Abflusshindernis einerseits vor der Harnblase oder andererseits in oder nach der Harnblase befindet. Bei einer intra- oder postvesikalen Harnsperre kommt es zum akuten postrenalen Nierenversagen mit Niereninsuffizienz bis hin zur Dialysepflicht. Bei einem prävesikalen Hindernis kommt es nur bei doppelseitiger Harnstase zur klinisch relevanten Niereninsuffizienz.
Ursachen
Ursachen einer obstruktiven Uropathie können sein:
- Harnleitersteine
- Nierensteine
- Tumoren in der Niere, Ureter, Blase, Urethra, Prostata
- maligne Lymphome im Bauchbereich
- angeborene Ureter- und Urethra-Verengungen
- Iatrogene Harnleiterläsionen
- neurologische Erkrankungen: Querschnittlähmung, neurogene Blasenentleerungsstörungen
- Traumata
- Blutkoagel
- Retroperitonealfibrose (Morbus Ormond)
- retroperitoneale Raumforderungen
- Verwachsungen nach Bauchoperation
- Endometriose
- Schwangerschaft
Einige weitere seltene doppelseitige Ursachen werden beim Stichwort akutes Nierenversagen im Absatz über die postrenale Azotämie beschrieben.
Verlauf
Die Harnstase bei chronischer obstruktiver Uropathie erhöht die Infektanfälligkeit der Harnwege. Die dadurch gehäuft auftretenden interstitiellen (zwischen den eigentlichen funktionstragendem Geweben) Nephritiden (Nierenentzündungen) und der erhöhte Druck im Harnsystem mit Dilatation (Ausdehnung), die sog. Hydronephrose, führen zum Untergang funktionsfähigen Nierengewebes. So endet die obstruktive Uropathie ohne ausreichende entlastende Maßnahmen durch zunehmende Vernarbung in Schrumpfnierenbildung.
- Die akute Form ist reversibel.
- Die chronische Form zeigt eine zunehmende Atrophie des Nierenparenchyms bis zur Hydronephrose (Sackniere) vor.
Diagnostik
- Bildgebende Verfahren für die Untersuchung des Urogenitalsystems sind:
- Perkussion: Eine gefüllte Harnblase, die man durch Beklopfen der Blase schnell herausfinden kann, könnte ein Zeichen für ein Abflusshindernis unterhalb der Harnblase sein.
- Urindiagnostik
Therapie
Je nach Symptomatik und Lokalisation bieten sich folgende Therapiemöglichkeiten an:
- Entlastung durch Nephrostomie, wobei der Urin durch die Haut nach außen abgeleitet wird
- ureterale, suprapubische oder urethrale Katheterisierung z. B. Doppel-J-Katheter (Uretherstent, pigtail-Katheter)
- Antibiotikatherapie
Gradunterteilung
Der Harnstau lässt sich sonografisch in vier Grade unterteilen:
Harnstau Grad I: Entspricht einer Dilatation nur des Nierenbeckens. Zur Verlaufsbeurteilung empfiehlt sich die Ausmessung der echofreien Ausdehnung in Nierenlängsachse. Differentialdiagnostisch muss an ein ampulläres Nierenbecken gedacht werden.
Harnstau Grad II: Hier findet sich eine Dilatation sowohl von Pyelon als auch von Nierenkelchen – das Parenchym ist noch normal. Zur Verlaufsbeurteilung sollten Kelch- und Pyelonweiten ausgemessen werden.
Harnstau Grad III: Zur zweitgradigen Stauung kommt noch eine beginnende Parenchymverschmälerung hinzu.
Harnstau Grad IV: Die Maximalvariante des Harnstaus zeigt sich in einem kompletten Verlust des Nierenparenchyms – die hydronephrotische Sackniere.
Weblinks
- Formen der obstruktiven Uropathie bei kinderchirurgie.ch