Urtitersubstanz

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Eine Urtitersubstanz oder Primärstandard/primärer Standard, kurz auch Urtiter genannt, ist eine gut wägbare Reinstsubstanz, die sich zur Herstellung von Lösungen mit genau bekanntem Gehalt (Urtiterlösungen) eignet. Diese Lösungen dienen dann dazu, den Gehalt der bei der Maßanalyse verwendeten Normallösung (= Maßlösungen) direkt oder über einen mit ihnen eingestellten sekundären Standard zu bestimmen.

Eigenschaften idealer Urtitersubstanzen

Im Idealfall besitzt eine Urtitersubstanz folgende Eigenschaften:

  • Ihre Zusammensetzung entspricht exakt ihrer Formel.
  • Sie reagiert stöchiometrisch, d. h. vollständig gemäß der Reaktionsgleichung.
  • Sie ist unbegrenzt haltbar, d. h. auch inert gegen Zersetzung und Umwandlung an der Luft.
    • Sie ist also unempfindlich gegenüber dem Luftsauerstoff.
    • Sie reagiert nicht mit der Luftfeuchtigkeit und ist nicht hygroskopisch.
    • Sie gibt aber auch kein Kristallwasser ab, möglichst auch nicht bei Lagerung oberhalb Raumtemperatur.
    • Sie reagiert nicht mit dem Kohlendioxid der Luft.
  • Sie hat eine große Molmasse und auch eine hohe Äquivalentmasse, so dass der relative Wägefehler gering bleibt.
  • Sie ist im gewünschten Lösungsmittel, zumeist Wasser, manchmal aber auch in Säure oder organischem Lösungsmittel, leicht löslich.
  • Nicht zwingend erforderlich, aber wünschenswert ist eine lange Haltbarkeit der hergestellten Lösungen.

Beispiele für Urtitersubstanzen

Folgende neun Substanzen sind die Urtitersubstanzen nach dem Europäischen Arzneibuch:[1]

Je nach Anwendungszweck, insbesondere je nach gewünschter Genauigkeit, können auch folgende Substanzen als Urtiter dienen:

Beispiele nicht als Urtiter geeigneter Substanzen

Hydroxide wie Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid sind als Urtiter nicht geeignet, weil sie hygroskopisch sind und CO2 aus der Luft aufnehmen und dabei Hydrogencarbonate bilden. Kaliumpermanganat ist nicht geeignet, weil es sich autokatalytisch zu Braunstein umsetzt.

Literatur

  • G. Jander, K. F. Jahr, G. Schulze: Maßanalyse. 16. Auflage, de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-017098-1.

Einzelnachweise

  1. Europäisches Arzneibuch 10.0. Deutscher Apotheker Verlag, 2020, ISBN 978-3-7692-7515-5, S. 981.
  2. Eintrag zu Cer-Verbindungen. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 24. März 2016.