VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik

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Die VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik (FVT) ist eine seit 1934 bestehende Fachgesellschaft im Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Die FVT bietet Ingenieuren aus den Fachbereichen Kraftfahrzeugtechnik, Bahntechnik, Luft- und Raumfahrttechnik sowie Schiffbau und Schiffstechnik eine fachliche Heimat. Das Netzwerk der Mitglieder umfasst etwa 27.000[1] von rund 150.000 VDI-Mitgliedern und wird regional durch die 45 VDI-Bezirksvereine unterstützt. Der Sitz der FVT ist das VDI-Haus in Düsseldorf.

Geschichte

Der Aufschwung der Automobilindustrie in Deutschland setzte Anfang des 20. Jahrhunderts ein. Damit wuchs die Notwendigkeit, einen wirkungsvollen Austausch an technischen Erfahrungen und wissenschaftlichen Erkenntnissen unter den Fachingenieuren des Automobilbaus zu schaffen und zu pflegen. Daraufhin wurde am 17. März 1904 die Automobiltechnische Gesellschaft (ATG) in Berlin gegründet. Der angedachte Name „Verein Deutscher Automobilingenieure“ wurde verworfen, um nicht mit dem VDI verwechselt zu werden.[2] Bereits einige Tage später, am 31. März 1904, wird die seit 1898 bestehende Zeitschrift „Der Motorwagen“ offizielles Vereinsorgan.[3] Am 1. Juli 1929 fusionieren „Der Motorwagen“, „Auto-Technik“ und „Mitteilungen des Reichsverbands der Automobilindustrie“ zur „Automobiltechnischen Zeitschrift (ATZ)“, die noch heute offizielles Vereinsorgan der FVT ist.[2][3] Auf Wunsch des Reichsbunds Technischer Arbeit (RTA), der die Zusammenführung technischer Fachvereine propagierte, erfolgte am 1. Oktober 1934 der korporative Anschluss der Automobiltechnischen Gesellschaft an den VDI als Arbeitsgemeinschaft Kraftfahrzeugtechnik.[2][4][5][6]

Mit der durch die Zugehörigkeit des VDI zum NS-Bund Deutscher Technik ausgelösten Vereinsauflösung vom 22. November 1945 auf Basis des Kontrollratsgesetz Nr. 2 vom 10. Oktober 1945, erlassen durch den Alliierten Kontrollrat, endete auch die fachliche Arbeit des Vereins.[7] Nach der Genehmigung durch die Militärregierung wurde der VDI am 12. September 1946 in der Britischen Zone und schließlich im September 1949 für das gesamte Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin neu gegründet.[5] Bereits 1947 wurde in der Arbeitsgemeinschaft Kraftfahrzeugtechnik im VDI die inhaltliche Arbeit wieder aufgenommen.[6]

Umbenennungen erfolgten 1956[2] in VDI-Fachgruppe Fahrzeugtechnik, 1974[6] in VDI-Gesellschaft Fahrzeugtechnik sowie 1993[2], nach der beschlossenen Erweiterung auf alle Verkehrsträger, in die heutige Bezeichnung VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik.[6]

Inhaltliche Schwerpunkte

Die FVT und ihre Vorgängergesellschaften beschäftigten sich bis 1993 ausschließlich mit Straßenfahrzeugen, ausgenommen landwirtschaftliche Fahrzeuge.[6] Arbeitsschwerpunkte waren so z. B. im Jahr 1974 Personenkraftwagen, Nutzfahrzeuge, zukünftige Verkehrsmittel, Sicherheitsfragen und Entwicklungen im Karosserie- und Fahrgestellbau sowie im Motorenbau.[6] Nachdem man bereits zweimal vergeblich in den Jahren 1908[2] und 1951[5] versucht hatte, die Luftfahrttechnik als Arbeitsgebiet zu etablieren, gelang dies erst dauerhaft ab 1993 mit der Erweiterung des Themengebietes um die Verkehrsträger Luft- und Raumfahrttechnik, Schiffbau und Schiffstechnik sowie der Bahntechnik.

Die FVT ist heute (Stand: Februar 2019) in acht Fachbereiche untergliedert.[8]

Der Stand der Technik im Bereich der Fahrzeugtechnik wird in Form von VDI-Richtlinien im VDI-Handbuch Fahrzeugtechnik festgehalten, dessen Herausgeber die FVT ist.[9]

Mitgliedschaft in der Internationalen Organisation der Automobilingenieure

Der VDI ist über die FVT seit 1952 aktives Mitglied der Internationalen Organisation der Automobilingenieure (FISITA).[10] Die FISITA wurde 1948 in Paris gegründet, ist der internationale Dachverband der Automobilingenieurverbände, vereinigt Mitglieder aus 37 Ländern und vertritt damit mehr als 210.000 Automobilingenieure weltweit. Die FVT vertritt die Interessen der deutschen Ingenieure in den Gremien der FISITA.[10] Folgende FISITA-World-Automotive-Kongresse fanden unterstützt durch die FVT in Deutschland statt:[11]

  • 5. FISITA-Kongress, 1954, München
  • 11. FISITA-Kongress, 1966, München
  • 18. FISITA-Kongress, 1980, Hamburg
  • 32. FISITA-Kongress, 2008, München

Nachwuchsaktivitäten

Formula Student Germany

Gruppenfoto am Hockheimring mit allen Teams der FSG 2010

Der Verein Deutscher Ingenieure, vertreten durch die FVT, ist der ideeller Träger der Formula Student Germany (FSG) seit ihrer Gründung im Jahr 2006. Die FSG ist ein jährlich stattfindender, internationaler Konstruktionswettbewerb für Studenten.

Carolo-Cup

Der Carolo-Cup ist ein seit 2008 jährlich ausgetragener, internationaler Hochschulwettbewerb für autonom fahrende Modellfahrzeuge im Maßstab 1:10. Der Cup wird von der Technischen Universität Braunschweig unter Schirmherrschaft von VDE und VDI, Letzterer vertreten durch die FVT, veranstaltet.

Ehrungen

Allgemeines

Als VDI-Fachgesellschaft kann die FVT die Ehrenmedaille des VDI, die Ehrenplakette des VDI und die Benz-Daimler-Maybach-Medaille verleihen. Nachfolgend sind alle Inhaber einer Ehrung, die durch die FVT ausgesprochen wurde, aufgelistet.

Benz-Daimler-Maybach-Medaille

Ulrich Seiffert, seit 2004 Träger der Benz-Daimler-Maybach-Medaille

Die FVT verleiht seit 1986 die Benz-Daimler-Maybach-Medaille, welche nach den Pionieren der Automobiltechnik Carl Benz, Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach benannt ist.[12] Mit der Medaille, die der Ehrenmedaille des VDI gleichwertig ist, zeichnet die FVT besonders verdiente Mitglieder und Ehrenamtliche sowie Ingenieure aus, die sich auf dem Gebiet des Automobilbaus besondere Verdienste erworben haben. Bis heute (Stand: Juni 2019) wurden die folgenden Personen mit der Benz-Daimler-Maybach-Medaille ausgezeichnet:

Ehrenmedaille des VDI

Die FVT ehrt herausragende Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Fahrzeug- und Verkehrstechnik, die nicht in den Themenbereich der Benz-Daimler-Maybach-Medaille fallen, mit der Ehrenmedaille des VDI. Sie wird seit 1989 vergeben und ist die höchste Ehrung, die eine VDI-Fachgesellschaft verleiht.[12] Bis heute (Stand: Juni 2019) wurden die folgende Personen durch die FVT mit der Ehrenmedaille des VDI ausgezeichnet:

  • Helmut Ponath, verliehen 2019[13]
  • Udo Stahlberg, verliehen 2018[14][15]

Organe der FVT

Über die fachliche Arbeit der FVT wird in Form von Artikeln, Tagungsbeiträgen und weiteren Informationen für VDI-Mitglieder laufend in den folgenden Organen der FVT und den VDI-Nachrichten berichtet:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Automatisiertes Fahren auf der VDI-Website (abgerufen am 5. Februar 2019)
  2. a b c d e f Strauss, C. und Loos, U. Von der ATG zur VDI-FVT – Geschichte und Zukunft. In: 100 Jahre VDI-FVT – Sonderausgabe der ATZ. ATZ extra (2004), pp. 4–9
  3. a b Siebenpfeiffer, W. 100 Jahre VDI-FVT – 100 Jahre publizistische Begleitung. In: 100 Jahre VDI-FVT – Sonderausgabe der ATZ. ATZ extra (2004), p. 1
  4. Mauel, K. Aus 140 Jahren Geschichte des VDI. In: Festschrift 140 Jahre VDI. VDI e.V. (1996), pp. 24–43
  5. a b c Verein Deutscher Ingenieure: 125 Jahre Verein Deutscher Ingenieure. VDI e.V. (1981).
  6. a b c d e f Mauel, K. Die technisch-wissenschaftliche Arbeit des VDI 1946 bis 1981. In: Technik Ingenieure und Gesellschaft - Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856 bis 1981. VDI-Verlag (1981), pp. 455–512
  7. Verein Deutscher Ingenieure: Festschrift 140 Jahre VDI. VDI e.V. (1996).
  8. Über die FVT auf der VDI-Website (abgerufen am 4. Februar 2019)
  9. VDI-Handbuch Fahrzeugtechnik auf der Beuth-Website (abgerufen am 5. Februar 2019)
  10. a b Information zu FISITA-Aktivitäten der FVT auf der VDI-Website (abgerufen am 4. Februar 2019)
  11. FISITA World Automotive Congress auf der JSAE-Website (abgerufen am 4. Februar 2019)
  12. a b Ehrungen des VDI auf der VDI-Website (abgerufen am 6. Juni 2019)
  13. VDI-Ehrenmedaille für Helmut Ponath auf schiffundhafen.de (abgerufen am 6. Juni 2019)
  14. Udo Stahlberg erhält VDI-Ehrenmedaille auf Auto-Medienportal.net (abgerufen am 6. Juni 2019)
  15. Innotrans: VDI-Ehrenmedaille geht an Udo Stahlberg auf lok-report.de (abgerufen am 6. Juni 2019)