Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V.
(VDE)
Logo
Zweck Technisch-wissenschaftlicher Verband
Sitz Frankfurt am Main
Gründung 22. Januar 1893[1]

Präsident Armin Schnettler
Vorstand Ansgar Hinz, Dr. Beate Mand, Dr. Martin Hieber
Mitglieder 36.000
Website www.vde.com

Der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) ist ein 1893 unter dem Namen Verband Deutscher Elektrotechniker (VDE) gegründeter technisch-wissenschaftlicher Verband in Deutschland.

Geschichte

Die schnelle Entwicklung der Technik auf Basis der Elektroenergie ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (ab 1880 Starkstromtechnik)[2][3] führte zur Herausbildung eines eigenen Technikzweiges, der Elektrotechnik. In den 1870er Jahren erkannte Werner Siemens die immense Bedeutung und das Potenzial der neuen Technikrichtung und wandte sich an den Generalpostmeister Heinrich von Stephan mit diesen Überlegungen: „Neben der Telegraphie, die schon in etwas ruhigere Entwicklungsbahnen eingelenkt ist, [...] sehen wir überall ein wildes Rennen auf dem Gebiet der Elektrotechnik, ein rastloses Streben der Electrizität einen wichtigen Platz in den alten Industriezweigen zu erobern und neue auf sie zu begründen. Allen diesen Bestrebungen fehlt bisher ein ordnender, berichtigender Mittelpunkt.“ Stephan genehmigte daraufhin die Gründung eines Vereins, der die ordnende Funktion übernehmen sollte. Im Januar 1879 erfolgte die Gründung des ersten Berliner Elektrotechnik-Vereins,[4] der sich zunächst um die Sicherheit der elektrotechnischen Anlagen, die Klärung der Verwendung von Gleich- oder Wechselstrom und dem Austausch zwischen den Betreibern von Schwachstrom- und Starkstrom-Anlagen kümmerte. Doch die Probleme nahmen weiter zu, so dass ein nationaler Verband notwendig erschien. Der größte Befürworter einer solchen Einrichtung war Adolf Slaby, in den 1880er Jahren Professor an der Technischen Hochschule Charlottenburg. Er forderte die Elektrotechnischen Vereine in einem 1892 versendeten Rundschreiben auf „... Nur in der zielbewussten Vereinigung unserer geistigen Mittel können wir hoffen, nachhaltig für die erfolgreiche Vertretung unserer Interessen zu wirken. Sollten Sie dieser Anschauung zustimmen, so laden wir Sie hierdurch freundlichst ein, an einer im Monat November oder Dezember in Berlin stattfindenden Besprechung teilzunehmen.[...]“ Der Einladung folgten zahlreiche Ingenieure und Wissenschaftler; die Gründungsversammlung verschob sich allerdings durch den Tod von Siemens (6. Dezember) auf das folgende Jahr.

Datei:DBP 1993 1648 Verband deutscher Elektrotechniker.jpg
Sondermarke „100 Jahre Verband Deutscher Elektrotechniker“ (1993)

Als sich am 21. Januar 1893 im Gelben Saal des Hotels Kaiserhof 37 Vertreter aus dem Gebiet Elektrotechnik getroffen hatten, klärten sie die notwendigen Organisationsfragen. Am folgenden Tag erfolgte bei einem von Emil Rathenau veranstalteten Festessen in seinem Haus die feierliche Gründung des Verbandes Deutscher Elektrotechniker. Als erste vorläufige Vorstandsmitglieder wurden Adolf Slaby und Georg Wilhelm von Siemens gewählt. Mitunterzeichner der Gründungsurkunde war u. a. auch Emil Arnold Budde.[5]

In den folgenden Jahrzehnten passten die Verbandsmitglieder sowohl den Namen als auch die Aufgaben des Verbandes den jeweils aktuellen technischen Erfordernissen an. 1937 wurde der Verband gleichgeschaltet und dem NS-Bund Deutscher Technik eingegliedert. Dieser unterstand dem Hauptamt für Technik in der NSDAP. Nach der „Auflösung und Liquidierung der Naziorganisationen“ mit dem Kontrollratsgesetz Nr. 2 setzte der britische Sektor Berlins einen Treuhänder ein, damit unter anderem die Normungsarbeit des VDE fortgesetzt werden konnte. 1946 gründeten sich regionale Organisationen des VDE neu, und am 23. März 1950 wurde der Verband in Frankfurt am Main wiedergegründet, wo er bis heute seinen juristischen Sitz hat.

Anlässlich der Hundertjahrfeier 1993 brachte die Deutsche Bundespost die Sondermarke „100 Jahre Verband Deutscher Elektrotechniker“ heraus. Seit 1998 firmiert der VDE als VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik.

Der Verband heute

Organisation

Der VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. ist einer der größten technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Ihm gehören 36.000 Mitglieder (2021, davon 1.500 Unternehmen)[6] und 1.600 Mitarbeiter an (Stand 2018). So gehören dem VDE beispielsweise die Robert Bosch GmbH und die Deutsche Telekom als korporative Mitglieder an,[6] dem VDE Rhein Main und Mittelbaden als korporative Mitglieder neben Unternehmen, Energie- und Wasserversorger[7] sowie Hochschulen an.[8]

Gliederung

Sitz des VDE ist Frankfurt am Main, weitere Repräsentanzen hat der Verband in Berlin und Brüssel. Außerdem gibt es bundesweit Landesvertretungen und 29 Bezirksvereine. In Nordamerika und Asien ist der VDE mit Niederlassungen der VDE Global Services GmbH vertreten. In Europa ist der VDE u. a. in Italien, Frankreich, Polen, der Türkei und Spanien präsent.

Der VDE möchte Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach vereinen. Er setzt sich auch für die Forschungs- und Nachwuchsförderung sowie den Verbraucherschutz ein. Die Themenschwerpunkte des Verbandes sind:

Fachgesellschaften

In den folgenden fünf Fachgesellschaften des VDE beschäftigen sich Experten aus Wissenschaft und Industrie mit Themen rund um Elektro-/Informationstechnik und ihren Anwendungen:

Normung und Standardisierung

Die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE) ist die Stelle für die elektrotechnische Normung in Deutschland und erarbeitet Normen und Sicherheitsbestimmungen für die Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik. Sie vertritt die deutschen Interessen im Europäischen Komitee für Elektrotechnische Normung (CENELEC) und in der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (International Electrotechnical Commission (IEC)).

Netztechnik und -betrieb

Das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE (FNN) erarbeitet VDE Anwendungsregeln und technische Hinweise für den sicheren und zuverlässigen Betrieb der Übertragungs- und Verteilungsnetze. Mitglieder sind Unternehmen, Organisationen, wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden.

Prüfzeichen des VDE

VDE Institut

In der gemeinnützigen VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut GmbH mit Hauptsitz in Offenbach testen die unabhängigen Prüfer des VDE Instituts mehr als 100.000 Geräte pro Jahr. Besteht das Produkt die Tests, erhält es das VDE Zeichen, ein Dreieck. Mit der VDE Global Services GmbH leistet das VDE Institut Prüfungen und Zertifizierungen weltweit.

VDE RETC

RETC ist ein unabhängiges Prüflabor für Photovoltaik- und Batterieprodukte. RETC hat seinen Hauptsitz in Fremont (Kalifornien).

Normen und Publikationen

Als Fachverlag für Elektrotechnik und Informationstechnik veröffentlicht der VDE Verlag die neuesten VDE Normenwerke, Fachbücher und Fachzeitschriften. Seit 2014 bietet der VDE Verlag auch Seminare an.

Technik-Consulting

Die VDI/VDE Innovation + Technik GmbH (VDI/VDE-IT) ein Projektträger sowie Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen und fördert innovative Projekte und Unternehmen im In- und Ausland.

Nachwuchsförderung

Im VDE Young Net sind rund 70 Hochschulgruppen, 8.000 Studierende und 6.000 Young Professionals aktiv. Sie planen Projekte, tauschen Wissen, Tipps und Erfahrungen aus, nutzen direkte Kontakte zu Professoren und Industrieunternehmen im In- und Ausland. Gemeinsam mit dem BMBF führt der VDE Schülerwettbewerbe wie Invent a Chip und SolarMobil Deutschland durch, mit denen junge Menschen frühzeitig an Technik herangeführt werden sollen.

Weblinks

  • vde.com — Offizielle Website des VDE

Einzelnachweise

  1. Berlin Kalender, 1998, Verlag Haude und Spener/Edition Luisenstadt, 1998, ISBN 3-7759-0417-4, S. 37.
  2. Walter Kaiser: Geschichte der Elektrotechnik. In: elektrotechnik.rwth-aachen.de. 16. Juli 2018, abgerufen am 13. Oktober 2021.
  3. Klaus-Peter Hoepke, Zur Entstehungsgeschichte der Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe (TH) (PDF, 192 kB)
  4. Keimzelle des VDE feiert 125-jähriges Jubiläum in Berlin / VDE-Studie: Berliner sind keine IT-Muffel / Sorge um Innovationen Made in Germany. In: presseportal.de. 21. Dezember 2004, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  5. Maria Curter: Der Verband Deutscher Elektrotechniker wird gegründet. In: Berlin Kalender, 1998. Verlag Haude und Spener/Edition Luisenstadt, 1998, ISBN 3-7759-0417-4, S. 38/39.
  6. a b https://www.vde.com/de/mitgliedschaft/mitgliedschaft-ueberblick/mitgliedschaften-unternehmen, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  7. VDE Mittelbaden vom 25. Juli 2021, Korporative Mitglieder, abgerufen am 30. Oktober 2021.
  8. VDE Rhein Main vom 23. April 2020, Korporative Mitglieder, abgerufen am 30. Oktober 2021.