Wasla

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Verbindungsalif)
Wasla auf Alif bildet das sogenannte Verbindungsalif in vokalisierten Texten ab

Wasla (arabisch وَصْلَة, DMG waṣla ‚Fall des Verbindens‘, Nomen vicis zum Verb وَصَلَ waṣala ‚verbinden‘) ist ein optionales Schriftzeichen (Taschkīl) der arabischen Schrift, das am Wortanfang über Alif das Verbindungshamza (هَمْزَةُ ٱلْوَصْلِ, DMG hamzatu 'l-waṣli, DIN hamzat al-waṣl) kennzeichnen kann.

Verbindungshamza

Beginnt ein Wort mit Alif und Vokal, so beinhaltet dies im Anlaut einen Glottisschlag (Hamza-Laut; vgl. im Deutschen auch den Laut zwischen e und a in beachte [bəˈʔaxtə]). Im Arabischen kann es sich dabei um ein festes bzw. Trennungshamza (هَمْزَةُ ٱلْقَطْع hamzatu 'l-qaṭʿ) oder um ein bedingtes bzw. Verbindungshamza (هَمْزَةُ ٱلْوَصْلِ hamzatu 'l-waṣli) handeln. Während das feste Hamza in Wörtern wie أَمَل /

amal

/‚Hoffnung‘ oder إِخْبَار /

iḫbār

/‚Bericht‘ stets erhalten bleibt, tritt das bedingte Hamza nur nach einer Pause auf; wenn ein Vokal vorangeht, fällt es samt seinem Vokal aus (vgl. externer Sandhi). Der Endvokal des vorhergehenden Wortes schließt dann direkt an den nachstehenden Konsonanten an, verbindet also beide Wörter.[1] Das Alif mit bedingtem Hamza wird Verbindungsalif (أَلِفُ ٱلْوَصْلِ alifu 'l-waṣli) genannt.

Das Verbindungshamza tritt in folgenden Fällen auf:[2]

  1. beim Artikel الـ /
    al-
    (Beispiel in Schreibung mit Wasla: ٱلْكِتَاب /
    al-ki·tāb
    /‚das Buch‘ → وَٱلْكِتَاب /
    wa͜-'l-ki·tāb
    /‚und das Buch‘)
  2. beim Imperativ des Grundstamms (Beispiel in Schreibung ohne Wasla: اُكْتُبْ /
    uk·tub
    /‚schreib!‘ → قَالَ اكْتُبْ /
    qā·la͜ k·tub
    /‚er sagte: schreib!‘)
  3. bei Perfekt, Imperativ und Verbalsubstantiv der Verbstämme VII bis XV, ferner der Verbstämme III und IV des vierradikaligen Verbs
  4. bei folgenden acht Wörtern:

Es gelten folgende Besonderheiten:

  • Endet das Wort vor dem Verbindungshamza mit einem Konsonanten, ist ein „prothetischer“ Hilfsvokal erforderlich.[3] Dieser ist meist ein kurzes i. Beispiel: مِنِ ٱبْنِهِ /
    mi·ni͜ b·ni·hī
    /‚von seinem Sohn‘ (nicht min)
  • Endet das Wort vor dem Verbindungshamza mit einem Langvokal, so ist dieser kurz zu sprechen,[4] damit durch das Verschmelzen der Wörter in der Aussprache keine überlange Silbe entsteht. Beispiel: فِي ٱلْبَيْتِ /
    fi͜ 'l-bai·ti
    /‚im/ins Haus‘ (nicht )

Schreibung

Das Verbindungshamza wird unvokalisiert als schlichtes Alif (ا) geschrieben. Im vokalisierten Text gibt es für die Schreibung mehrere Möglichkeiten.

  • Zum einen gibt es die Möglichkeit, zwischen Bestehen und Ausfall von Hamza-Laut samt Vokal zu unterscheiden. Hamza-Laut und Vokal werden dann zumeist als Alif mit Vokal, aber ohne Hamza-Zeichen (اَ اُ اِ), ihr Ausfall als schlichtes Alif geschrieben (ا). Vorteil: im erstgenannten Fall bleibt die Vokalqualität ersichtlich.
  • Daneben besteht die insgesamt eher selten, aber etwa in Koranausgaben genutzte Möglichkeit der einheitlichen Schreibung durch Alif mit Wasla (ٱ). Vorteil: In Fällen wie وَٱلـ ist die bei وَالـ mögliche, aber im Kontext von Verbindungshamza falsche Lesart wāl ausgeschlossen. Das Zeichen Wasla ist aus ص für صِلَة /
    ṣila
    /‚Verbindung‘ entstanden.
  • Ferner gibt es weitere Möglichkeiten, insbesondere im Zusammenhang mit verschiedenen Lesarten des Korans.[5]

In einigen Fällen der Verbindung entfällt nicht nur der Hamza-Laut mit seinem Vokal in der Aussprache, sondern auch das Verbindungsalif in der Schreibung, nämlich:[6]

  • bei Verbindung der Präposition لِـ /
    li-
    oder der Partikel لَـ /
    la-
    mit dem Artikel الـ /
    al-
    . Beginnt das folgende Nomen mit ل, wird auch das ل des Artikels nicht geschrieben, z. B. لِلّٰهِ /
    li-llāhi
    /‚für Gott‘.
  • bei ابن ‚Sohn‘ → بن und ابنة ‚Tochter‘ → بنة , wenn sie in einer genealogischen Aufzählung erscheinen (vgl. Nasab)
  • bei dem Wort اسم in der Formel بِسْمِ ٱللّٰهِ /
    bi-smi 'l-lāhi
    /‚im Namen Gottes‘

Umschrift

In der DMG-Umschrift kann der Vokalausfall durch Apostroph wiedergegeben werden;[7] in der DIN-Umschrift geschieht dies nur beim Artikel.[8]

Beispiel: fi 'l-bait

Nach ISO/R 233:1961 wurde der ausfallende Vokal mit Breve versehen.[9]

Beispiel: fī ăl-bayt

Eine echte Umschrift des Wasla-Zeichens sieht nur die strenge Transliteration nach ISO 233:1984 vor, und zwar durch die Zeichenkombination ʾ̄ (Unicode 02BE modifier letter right half ring & 0304 combining macron), wobei der rechte Halbkreis für Alif und das Makron für Wasla steht.[10]

Beispiel: fiy ʾ̵ l°bay°ti

Die vereinfachte Umschrift nach ISO 233-2:1993[11] und die ALA-LC-Umschrift[12] lassen Vokalausfall bzw. Wasla-Zeichen unberücksichtigt, schreiben also den ggf. ausfallenden Vokal immer.

Beispiel: fī al-bayt

Hamza am Wortanfang wird in den meisten Umschriftsystemen nicht wiedergegeben (Ausnahme: strenge Transliteration nach ISO 233:1984), weil ein Vokal am Wortanfang ohnehin einen Glottisschlag mit sich bringt. In einigen Wörterbüchern wie dem bekannten von Hans Wehr jedoch wird das Trennungshamza als ʾ geschrieben, während das Verbindungshamza unberücksichtigt bleibt; das Fehlen des Umschrift-Hamza bei Vokal am Wortanfang zeigt also das Verbindungshamza an.[13]

Wasla in Unicode

Wasla ist in Verbindung mit Alif als eigenes Zeichen kodifiziert, gehört jedoch in einigen Schriftarten nicht zum Zeicheninventar.

Unicode Codepoint U+0671 U+FB50 U+FB51
Unicode-Name ARABIC ALEF WASLA ARABIC LETTER ALEF WASLA ISOLATED FORM ARABIC LETTER ALEF WASLA FINAL FORM
HTML ٱ ﭐ ﭑ
ISO 8859-6 nicht vorhanden

Stand: Unicode 13.0 (2020)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Tawfik Borg: Modernes Hocharabisch. Band 1. Einführung. Das Verbindungs-Alif
  2. Wolfdietrich Fischer: Grammatik des klassischen Arabisch. § 21
  3. Wolfdietrich Fischer: Grammatik des klassischen Arabisch. § 20
  4. Katharina Bobzin: Arabisch Grundkurs. 4E
  5. Azzeddine Lazrek: Proposal to encode some Hamza Quranic marks. Unicode Technical Committee (UTC) Doc № L2/17-252
  6. Wolfdietrich Fischer: Grammatik des klassischen Arabisch. § 22
  7. Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt. Denkschrift dem 19. Internationalen Orientalistenkongreß in Rom, vorgelegt von der Transkriptionskommission der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. III.4. (S. 14)
  8. DIN 31635:2011, 6.1.2 d) (S. 5) gegen 6.1.3 h) (S. 6)
  9. ISO/R 233:1961, № 35, note 9 (mit Iʿrāb, S. 7), note 11 (ohne Iʿrāb, S. 8)
  10. ISO 233:1984, № 35 mit Anhang. Diese Kombination ist schwer darstellbar; Alternative: ʾ̵ (02BE & 0335 combining short stroke overlay).
  11. ISO 233-2:1993, № 35 (S. 4)
  12. ALA-LC romanization Arabic, rule 9
  13. Hans Wehr: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart (5. Auflage 1985), S. XVIII.