Villa Kennedy

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Villa Speyer als Zentralgebäude des Hotelensembles Villa Kennedy
Historische Fotografie

Villa Kennedy ist ein bis Ende März 2022[1] bestehendes Luxushotel in Frankfurt am Main. Es gehört zur englischen Rocco-Forte-Gruppe und liegt an der Kennedyallee in Frankfurt-Sachsenhausen.

Villa Speyer

Die Hotelanlage besteht aus dem denkmalgeschützten Zentralbau, der „Villa Speyer“, sowie den im gleichen Stil errichteten Neubauten. Die Villa wurde nach Entwürfen des Frankfurter Architekten Alfred Günther 1901[2] in den historisierenden Formen der Gotik und der Renaissance und mit einer hochwertigen Werksteinfassade errichtet. Es besitzt eine Risalitgliederung und wird auf der östlichen Seite von einem Eckturm abgeschlossen.[3] Ursprünglicher Bauherr des Gebäudes an der Forsthausstraße 62 (heute Kennedyallee 70) war der jüdische Bankier Eduard Beit von Speyer[4] (1860–1933) – Sohn des Hamburger Unternehmers Ferdinand Beit und Mitglied durch Einheirat der Unternehmerfamilie Speyer – einer der vermögendsten Deutschen zur Zeit des Kaiserreichs.[5] Spätestens 1937 wurde die Villa „arisiert“ und ging in das Eigentum der Stadt Frankfurt über, die es der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften als Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik zur Verfügung stellte (ab 1948: Max-Planck-Gesellschaft bzw. Max-Planck-Institut für Biophysik).[6][7] Das Institut war Arbeitsstätte des Biophysikers Boris Rajewsky, der wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen geachtet, wegen seiner pro-nationalsozialistischen Einstellung umstritten war. 1949 schloss der Erbe und Sohn des Erbauers Herbert Beit von Speyer einen Vergleich mit der Stadt Frankfurt am Main. Für eine Abfindung von 150.000 DM verblieb die Immobilie im Besitz der Stadt.[8][9]

Villa Kennedy

Anfang der 2000er Jahre erwarb der Frankfurter Projektentwickler FAY das gesamte Anwesen, ließ die Villa Speyer durch das Londoner Architekturbüro Demetri Porphyrios umplanen und durch Neubauten erheblich erweitern. In der Villa Speyer befinden sich heute die Hotellobby und, unter anderen im Turm, die „Georg Speyer Suite“, die mit 326 m²[10] als eine der größten Präsidentensuiten Europas gilt. Die Villa erhielt ihr ursprüngliches Fassadenbild zurück, das durch Fliegerbomben im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Frankfurt am Main verloren gegangen war. Dabei wurden insbesondere der Giebel und der Fassadenschmuck erneuert und das aus der Nachkriegszeit stammende oberste Geschoss abgetragen und die ursprüngliche Fassung rekonstruiert. Als Pächter konnten die englische Rocco Forte Hotels gewonnen werden. Das gesamte Anwesen steht seit 2016 im Besitz der GEG German Estate Group,[11] die wiederum seit 2019 der DIC Asset AG gehört.

Die Neubauten, die heute 90 Prozent des Hotelkomplexes ausmachen, wurden in den gleichen historisierenden Formen und einer sorgfältigen Architektur mit ursprünglichem Fassadenmaterial ausgeführt. Die Villa Kennedy stellt sich heute als geschlossenes Ensemble dar, das, obwohl weitgehend im 21. Jahrhundert errichtet, dem Typus des großen Palasthotels der vorhergehenden Jahrhundertwende entspricht. Das 5-Sterne-Hotel hat 163 Zimmer, ein Restaurant und Tagungsräume.[12]

Die JFK‘s Bar in der Villa Kennedy erhielt 2012 den „Glenfiddich Award für Barkultur 2011“, eine der begehrtesten Auszeichnungen in der Barszene.[13]

Am 25. Januar 2022 gab die Hotelkette Rocco Forte bekannt, dass die Villa Kennedy zum 31. März 2022 geschlossen wird.[14] Ein neues Investment-Unternehmen ist seit 2021 Eigentümer der Immobilie und prüft verschiedene Möglichkeiten für die weitere Nutzung, unter anderem als Seniorenresidenz.[15]

Literatur

  • Rainer Karlsch: Boris Rajewsky und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Biophysik in der Zeit des Nationalsozialismus. In: Helmut Maier (Hrsg.): Gemeinschaftsforschung, Bevollmächtigte und der Wissenstransfer: die Rolle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im System kriegsrelevanter Forschung des Nationalsozialismus (= Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. 17). 2007, ISBN 978-3-8353-0182-5, S. 395–452.
  • Vinz de Rouet: Ich liebe Sachsenhausen! 33 Gründe Sachsenhausen zu lieben. Epubli, Berlin 2010, ISBN 978-3-86931-738-0.
  • Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Villa Speyer In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
  • Dieter Wesp: Villa Kennedy: Wohnhaus – Forschungslabor – Luxushotel: Ein Stück Frankfurter Geschichte: von Reichtum und Raub, von Verdrängung und Neuanfang, von Privatisierung und neuem Luxus. epubli, Berlin 2017, ISBN 978-3-7450-4112-5.

Weblinks

Commons: Villa Speyer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Luxushotel: Villa Kennedy schließt Ende März. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 24. Januar 2022. online
  2. Adressbuch Frankfurt 1901. Dort wird Eduard Beit 1901 erstmals mit der Forsthausstraße 62 als Wohnadresse geführt, nachdem er in den Adressbüchern 1899 und 1900 als Eigentümer mit dem Zusatz "Neubau" vermerkt ist.
  3. Denkmaltopografie der Stadt Frankfurt am Main. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-7973-0576-1, S. 267.
  4. Eduard Beit von Speyer wurde erst 1910 geadelt. Bis dahin trug er den Namen Eduard Beit
  5. Villa Kennedy (Villa Speyer) - Frankfurt. 28. März 2014, archiviert vom Original am 28. März 2014; abgerufen am 7. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/palacehotelsoftheworld.com
  6. Dieter Wesp: Villa Beit von Speyer: ein Beispiel der Arisierung von Immobilien jüdischer Eigentümer durch die Stadt Frankfurt am Main
  7. Doris Kaufmann: Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Wallstein, Göttingen 2000, ISBN 3-89244-423-4 / ISBN 978-3-89244-423-7, S. 406.
  8. Dieter Wesp: Villa Kennedy: Wohnhaus, Forschungslabor, Luxushotel. epubli, Frankfurt 2017, S. 133
  9. Frankfurt-Sachsenhausen näher betrachtet: Das Sachsenhäuser Westend - Die Kennedyallee, dort Abschnitt: Forsthausstraße Nr. 70 - Eduard Beit von Speyer (1860-1933), lisa.gerda-henkel-stiftung.de vom 13. Juli 2019
  10. Silvester in Rocco Forte’s Villa Kennedy - Gourmet Report. 12. September 2017, archiviert vom Original am 12. September 2017; abgerufen am 29. Januar 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gourmet-report.de
  11. Ulrich Höllers GEG kauft Villa Kennedy in Frankfurt. In: Top Magazin Frankfurt. 2. März 2016, abgerufen am 29. Januar 2022 (deutsch).
  12. Eva von Engelberg-Dočkal (PDF; 2,1 MB): Rekonstruktion als Architektur der Gegenwart? Historisierendes Bauen im Kontext der Denkmalpflege. Vortrag am Bauhaus Dessau am 31. März 2007
  13. Bericht über die Auszeichnung (Memento vom 20. Juli 2016 im Internet Archive)
  14. hessenschau de, Frankfurt Germany: Frankfurter Luxus-Hotel Villa Kennedy schließt Ende März. 25. Januar 2022, abgerufen am 29. Januar 2022 (deutsch).
  15. Villa Kennedy schließt: Rocco Forte stellt Hotelbetrieb in Frankfurt ein. In: Top Magazin Frankfurt. 25. Januar 2022, abgerufen am 29. Januar 2022 (deutsch).

Koordinaten: 50° 5′ 49″ N, 8° 40′ 10″ O