Villa rustica (Peiting)

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Die Villa rustica in Peiting ist ein römischer Gutshof (Villa rustica) der römischen Kaiserzeit. Sie stammt aus dem 2. bis 4. Jahrhundert nach Christus. Das Gebiet gehörte damals zur römischen Provinz Raetia. Aufgrund ihrer Ausdehnung zählt sie zu den größten ihrer Art im einstigen Raetien.[1] Zum 2,5 Hektar großen Areal gehört unter anderem das freigelegte Hauptgebäude mit im Vergleich zu anderen römischen Bauten nördlich der Alpen eher ungewöhnlicher Architektur.

Geschichte und Beschreibung

Die Römer eroberten um 15 vor Christus unter dem Feldherrn Drusus das Gebiet am Lech von den keltischen Likatiern.[2] Die Überreste der antiken Anlage wurden 1956 auf den Neukirchwiesen im Peitinger Ortsteil Kreut entdeckt. Der Fundort liegt südlich vom Bebauungsrand des Ortes in Richtung Füssen, aber noch etwas nördlich der heutigen Umgehungsstraße der B 17 und B 472. Die Zufahrt erfolgt direkt über den Kreuther Weg, den westlichen Abzweig der Bundesstraße 17 am Ortsrand vor der Umgehungsstraße. In der Nähe wird eine Abzweigung der antiken Verbindungsstraße zwischen Via Raetia und Via Claudia Augusta vermutet.[3]

Ausgrabungen fanden bereits 1956, 1962 und von 1984 bis 1989 statt.[4] Das schon ausgegrabene Hauptgebäude hatte ein Atrium, also einen Innenhof, was in dieser Gegend ungewöhnlich war. Statt sonst üblicher Eckrisalite hat das Hauptgebäude zwei Apsiden. Die Badeanlage des Gebäudeensembles hatte ein Hypokaustum, eine römische Fußbodenheizung, die zwischen 2000 und 2004 freigelegt wurde. Das Hypokaustum kann zu jeder Jahreszeit besichtigt werden und befindet sich seit 2012 in einem verglasten Schutzbau.[5] Es wurden außerdem Terra Sigillata, Reste von Wandmalereien und Fragmente ehemaliger Glasfenster gefunden.

Heute befindet sich dort zudem ein Küchen- und Heilkräuterlehrgarten mit Informationstafeln.[6] Seit etwa 1992 gibt es einen Förderverein für die Villa rustica in Peiting,[5] der mit einer silbernen Ehrenmedaille des Bezirkes Oberbayern für besondere ehrenamtliche Leistungen in der Denkmalpflege ausgezeichnet wurde.[7]

Literatur

  • Die römische Villa von Peiting. Bericht über die Ausgrabung von 1956. In: Bayerische Vorgeschichtsblätter. Band 22, 1957, S. 223–224.
  • Die römische Villa von Peiting in Fachbeiträgen, Förderverein Villa Rustica e. V., Stand: 2004.
  • Die römische Villa von Peiting im Pressespiegel, Förderverein Villa Rustica e. V., Stand: 2004.
  • Die villa rustica von Peiting im Landkreis Weilheim-Schongau ... In: Bayerische Archäologie Nr. 4/2010, S. 48–49.
  • Jürgen Obmann, Jens Peuser, Werner Schmitt u. a.: Villa Rustica Peiting: die Neukirchwiesen und ihr römisches Geheimnis, Herausgeber: Förderverein Villa Rustica Peiting e. V., 2012 (26 Seiten).
  • W. Naß, C. Völk (Hrsg.): Die Villa Rustica von Peiting. In: Auf Spuren der Römer vom Ammersee nach Verona, Herausgeber: Gymnasium Weilheim 2015, ISBN 978-3-89870-929-3, S. 74–77.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ausmaße der Villa rustica immer atemberaubender. In: Der Altlandkreis: Das Magazin für den westlichen Pfaffenwinkel, Ausgabe Nr. 37, September/Oktober 2016, S. 4–5
  2. Geschichte und Denkwürdigkeiten der Stadt Schongau. Erstdruck von 1852, Nachdruck von 1969, S. 2; Sonderbeilage des Weilheimer Tagblattes zum 1000-jährigen Jubiläum der Ersterwähnung der Orte Polling und Weilheim, 16. April 2010, S. 4.
  3. Vgl. Leonhard Jahn: 150 Jahre Post in Erling/Andechs: Verkehrswege, Boten, Post, Selbstverlag, Herrsching 2012, S. 20–21.
  4. Museen in Bayern (Memento vom 22. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 22. September 2016.
  5. a b Kreisbote vom 12. September 2012: Peiting eröffnet Schutzbau für Hypokaustum, abgerufen am 23. September 2016
  6. Gartenwinkel - Pfaffenwinkel (Memento vom 23. September 2016 im Internet Archive), abgerufen am 23. September 2016
  7. Alpenrand in Römerhand, abgerufen am 22. September 2016.

Koordinaten: 47° 47′ 2″ N, 10° 54′ 4″ O