Vorwärts (Schiff, 1903)

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Vorwärts
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
andere Schiffsnamen
  • Grete Cords (1903)
  • Johann Ahrens (1926)
Schiffstyp Frachtschiff
Rufzeichen MDSB
Heimathafen Rostock
Eigner 1903 – 1904 Reederei Cords & Schmidt
  • 1904 – 1926 Dampfschiffsreederei August Cords
  • 1926 – 1946 Reederei Erich Ahrens
  • 1946/47 – 1952 DSU (Deutsche Schiffahrts- und Umschlagzentrale)
  • 1952 – 1954 Deutsche Seereederei
  • 1955 – 1989 Pionierorganisation „Ernst Thälmann“
Reederei 1903 – 1904 Reederei Cords & Schmidt
  • 1904 – 1926 Dampfschiffsreederei August Cords
  • 1926 – 1946 Reederei Erich Ahrens
  • 1946/47 – 1952 DSU
  • 1952 – 1954 Deutsche Seereederei
Bauwerft Rostocker Actien-Gesellschaft für Schiff- und Maschinenbau
Baunummer 214
Stapellauf 1903
Indienststellung 1903
Verbleib 1989 abgewrackt
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
67,0 m (Lüa)
64,4 m (Lpp)
Breite 9,5 m
Tiefgang max. 4,3 m
Vermessung 917 BRT
 
Besatzung 15 Mann (1903), 28 Mann (1950)
Maschinenanlage
Maschine 2 Dampfkessel
1 3-Zyl.-Verbundmaschine
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
338 kW (460 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
8,0 kn (15 km/h)
Propeller 1 vierflügelig
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 1.550 tdw

Der 1903 in Rostock gebaute Dampfer Grete Cords war als Vorwärts 47 Jahre später das erste Handelsschiff der DDR.

Geschichte

Nach der Tauffahrt kehrt die Vorwärts in den Hafen von Stralsund zurück, im Hintergrund die St.-Nikolai-Kirche

Gebaut wurde das Schiff 1903 bei der Rostocker Actien-Gesellschaft für Schiff- und Maschinenbau, der späteren Neptun-Werft. Abgeliefert wurde die unter der Baunummer 214 entstandene spätere Vorwärts im Juni 1903. Die Reederei Cords & Schmidt und später die Dampfschiffsreederei August Cords setzten das Schiff in der europäischen Trampfahrt ein. Bei Beginn des Ersten Weltkrieges wurde die Grete Cords in Avilés interniert und kam erst 1921 wieder nach Rostock. 1926 wurde sie an die Reederei Erich Ahrens verkauft und in Johann Ahrens umbenannt. Bei Ende des Zweiten Weltkriegs lag die Johann Ahrens beschädigt in Rostock.

Sie wurde 1950 im Auftrag der Deutschen Schiffahrts- und Umschlagsbetriebszentrale (DSU) zur Instandsetzung von Wismar in die Volkswerft Stralsund geschleppt. Nach abgeschlossener Reparatur und Umbau der Wohneinrichtungen wurde sie am 13. Oktober als erstes Schiff der DSU in Dienst gestellt und begann am 4. November 1950, unter dem Kommando von Kapitän Willy Beykirch, ihre Jungfernreise ins lettische Ventspils.[1] Im Rahmen der Feiertage in der DDR wurde der 13. Oktober als das Datum der Indienststellung des Dampfers Vorwärts als erstes Schiff der DSU nachfolgend als „Tag der Seeverkehrswirtschaft“ in die Reihe der Ehren- und Gedenktage kalendarisch aufgenommen, war aber kein gesetzlicher arbeitsfreier Feiertag. 1952 wurde sie zum ersten Seeschiff der neu gegründeten DSR. Im April 1954 wurde sie nach 104 Ladungsreisen mit etwa 100.000 t transportierten Gütern aufgrund eines Kesselschadens außer Dienst gestellt.

Sie wurde erneut umgebaut und ging in den Besitz der Pionierorganisation Ernst Thälmann über. Ab dem 15. Mai 1955 lag sie an ihrem Dauerliegeplatz am Mühlendamm in Rostock.[2] Als stationäres Schiff am Mühlendamm in Rostock beherberge das „Pionierschiff Vorwärts“ bis 1981 die Arbeitsgemeinschaft „Junge Matrosen“.[3]

Am Petridamm in Rostock begannen Neubau von Straße und Brücke über die Warnow, so dass die Vorwärts ab Ende 1981 ihren Liegeplatz dann am Warnowufer Nähe Anlegestelle Am Kabutzenhof bekam.

Seine letzte See-Reise machte das Schiff im November 1969 in die Ostsee. Dabei lief es aber nicht als Frachtschiff, sondern lediglich für Aufnahmen eines Kinderfilms der DEFA aus. Für diesen Zweck wurde es in eine „französische“ Orion umbenannt, erhielt einen neuen Unterwasseranstrich in der Warnowwerft und lag kurze Zeit am Passagierkai in Warnemünde.[4]

Obgleich das Schiff 1978 und 1984 in die Kreisdenkmalliste der Stadt Rostock eingetragen war und dies auch am 18. April 1986 bestätigt wurde, konnte der Erhalt nicht durchgesetzt werden. Der Entschluss zur Verschrottung wurde Anfang 1988 bekannt und in der Presse aufgeregt diskutiert. Da aus finanziellen Gründen der Erhalt als Museumsschiff nicht gewährleistet werden konnte, wurden Teile des Schiffes als Andenken geborgen und ein anderes Schiff wurde zu einer schwimmenden Jugendfreizeitstätte umgebaut. Der Ruderbock, der Kompass und der Maschinentelegraf der VORWÄRTS wurden in das Traditionskabinett der DSR gebracht. Außerdem fand ein Traditionstreffen am 25. Oktober statt.[5] Am 29. März 1989 ging die letzte Fahrt vom Stadthafen Rostock im Schlepp warnowabwärts zum Kai des VEB Metallaufbereitung Rostock in Marienehe. Dort erfolgte die Verschrottung des Schiffes. Die letzten Sachzeugen des alten Frachtdampfers werden zusammen mit Schiffstagebüchern, Fotos und Dokumenten noch von der Deutschen Seereederei aufbewahrt.

Technik

Die Vorwärts im Rostocker Hafen

Angetrieben wurden das Schiff von einer ebenfalls in der Rostocker Actien-Gesellschaft für Schiff- und Maschinenbau hergestellten Dreizylinder-Dreifachexpansions-Kolbendampfmaschine mit 338 kW Leistung bei einer Drehzahl von 90 Umdrehungen pro Minute. Höchste Leistung erzielte die Maschine bei 106 Umläufen aus dem Stand mit 503 PS. Zur Dampferzeugung standen zwei konventionell von Hand beschickte kohlebefeuerte Zweiflammrohrkessel mit 12 atü zur Verfügung. Der Rumpf war genietet, hatte fünf wasserdichte Abteilungen und vier Querschotts.

Die beiden Laderäume hatten ein Volumen von 1530 m³ und wurden mit herkömmlichen Scherstöcken, Deckeln und Persenningen seefest verschlossen. Das Ladegeschirr bestand aus drei Ladebäumen für jeweils 3 Tonnen.

Die komplette Besatzung wohnte (nach 1945) im Mittschiffsdeckshaus, darunter in sechs Einmann- und drei Zweimannkammern.

Literatur

  • Pfeiffer, Ingo: Indienststellung des ersten Handelsschiffes der DDR am 13. Oktober 1950: VORWÄRTS. In: Köhlers Flottenkalender. Koehlers Verlagsgesellschaft, Herford 1994, S. 68–71.
  • Neumann, Manfred; Strobel, Dietrich: Vom Kutter zum Containerschiff. Schiffe von DDR-Werften in Text und Bild. 1. Auflage. VEB Verlag Technik, Berlin 1981.
  • Hückstädt, Harald; Larsen, Erik; Schmelzkopf, Reinhart; Wentzel, Hans-Günther: Von Rostock nach See. Die Geschichte der Rostocker Dampfschifffahrt von 1850 bis 1945. Hrsg.: Lars U. Scholl. 1. Auflage. Oceanum Verlag, Wiefelstede 2011, ISBN 978-3-86927-074-6.

Einzelnachweise

  1. Hildtrud Gerlach, Siegfried Fügenschuh (Red.): Mit dem Dampfer „VORWÄRTS“ begannen wir – Erinnerungen, Aufzeichnungen. (= Beiträge zur Geschichte der Seeverkehrswirtschaft der DDR; Heft 2). Geschichtskommission der SED-Kreisleitung Seeverkehr und Hafenwirtschaft Rostock, Rostock 1975, (DNB 811051242)
  2. SS „Vorwärts“ am Liegeplatz am Mühlendamm in Rostock. In: Ulrich Scharnow et al.: Lexikon Seefahrt. 3. bearbeitete und ergänzte Auflage, Transpress Verlag, Berlin 1981, S. 589 (DNB 20341036X).
  3. Dampfer „VORWÄRTS“ 30 Jahre alt – ein Name wurde zum Programm. (= Beiträge zur Geschichte der Seeverkehrswirtschaft der DDR; Heft 13). Geschichtskommission der SED Kreisleitung Seeverkehr und Hafenwirtschaft Rostock, Rostock 1980 (DNB 910685142).
  4. Joachim Stübner: Verschrottet – aber nicht vergessen. Ein Nachtrag zur Geschichte des Dampfers ‚Vorwärts‘. In: Panorama maritim. 26 (1991), S. 6, 7
  5. Joachim Stübner: Verschrottet – aber nicht vergessen. Ein Nachtrag zur Geschichte des Dampfers ‚Vorwärts‘. In: Panorama maritim. 26 (1991), S. 8.

Weblinks

Commons: Vorwärts (ship, 1903) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien