Reederei August Cords

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Die Dampfschiff-Reederei August Cords war eine 1904 in Rostock gegründete und bis 1971, zuletzt in Bremen, bestehende Reederei. Das Unternehmen wurde zur größten Reederei Rostocks und blieb es bis ins Frühjahr 1945.

Geschichte

Gründung

August Cords (1859–1919) erwarb 1885 in Rostock die Firma Schiffsausrüstung Schmidt und firmierte das Unternehmen in Schiffsausrüstung August Cords um. Unter seiner Führung wuchs der Betrieb zum En Gros-Lager in Schiffs-Proviant, Schiffs-Materialien und Technischen Bedarfsartikeln. Außer Reedern und Schiffern belieferte die Firma auch die heimischen Werften.

Gemeinsam mit der Familie Schmidt gründete er 1902 (andere Quellen 1903) die Reederei Cords & Schmidt. Die Reederei bestellte bei der Rostocker Neptun Werft die beiden 1903 ausgelieferten Frachtdampfer Friedrich Carow und Grete Cords. 1904 zahlte Cords seine Teilhaber aus und firmierte das Unternehmen in Dampfschiffsreederei August Cords um. Die Unternehmen Schiffsausrüstung, Reederei und Befrachtung/Schiffsmaklerei wurden unabhängig voneinander geführt.

Ausbau

Bis 1910 wurden fünf weitere Dampfschiffe von der Neptun Werft an die Reederei ausgeliefert und in der Trampfahrt eingesetzt. Im Dezember 1906 hatte die Reederei ihren ersten Totalverlust: Auf der Fahrt von Memel nach Leer sank die Heinrich Gehrke im Sturm.

Regelmäßig befuhren die Cordsschen Schiffe die Nord- und Ostsee, erreichten Norwegen und die französische Atlantikküste, Spanien und Portugal.

Der Warnemünder Kaufmann Hugo Kôster hatte 1910 bei der Neptun Werft vier Frachtschiffe in Auftrag gegeben. Kôster hatte sich mit diesem Auftrag finanziell übernommen und wurde zahlungsunfähig. Cords, der auch Mitglied des Aufsichtsrats der Werft war, übernahm die vier Schiffe. Für diese Schiffe wurde die August Cords Dampfschiffahrts Gesellschaft mbH gegründet. 1912 kaufte Cords den französischen Frachtdampfer Indre der den Namen Rostock erhielt. Von 1903 bis 1914 baute Cords eine zwölf Dampfschiffe bereedernde Firma auf.

Erster Weltkrieg

Die Rostock wurde 1914 in Archangelsk und die Erna Boldt in London beschlagnahmt. Die Grete Cords verließ vor Kriegsbeginn Brest lief den Spanischen Hafen Aviles an und wurde bis Kriegsende dort aufgelegt. Es blieben nur die Fahrt nach Skandinavien, insbesondere der Transport von Eisenerz von Schweden nach Deutschland und der innerdeutsche Transport entlang der Küsten von Ost- und Nordsee. Die Friedrich Carow wurde 1917 von einem russischen U-Boot versenkt. Die Versorgung mit Betriebsstoffen, Ersatzteilen und Ausrüstungsgegenständen wurde schwierig.

Die Hans Cords wurde 1916 als Hilfsschiff an die Kaiserliche Marine abgegeben. 1915 war die Margarethe Gelpcke verkauft worden, 1917 folgten die Consul Cords und die Minna Cords.

Wiederaufbau

Der Reederei verblieben nach 1918 vier Schiffe: Die August Cords, Otto Cords, Carl Cords und Lisbeth Cords fielen aufgrund ihrer geringen Größe nicht unter die Ablieferungsbedingungen.

1919 starb August Cords und sein Sohn Carl Cords wurde Inhaber der Cordsschen Unternehmen.

1921 konnte die Grete Cords aus Spanien zurückkehren. Im selben Jahr wurden zwei weitere kleine Dampfer gekauft; sie fuhren als Consul Cords und Minna Cords. 1922 folgte eine neue 2500 BRT große Rostock.

Die Konjunktur der 1920er Jahre führte zur weiteren Vergrößerung der Flotte. Bis 1927 wurden mit den Dampfern Charlotte Cords, Hanna Cords und Margarethe Cords drei Neubauten der Neptun Werft in Dienst gestellt. Im Dezember 1929 hatten die Dampfschiffsreederei August Cords und die August Cords Dampfschiffahrts GmbH zusammen eine Flotte von zehn Dampfern mit einer Tragfähigkeit von insgesamt 22.000 tdw. Carl Cords war Rostocks größter Reeder geworden.

Weltwirtschaftskrise und Aufschwung

Durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise wurden alle Schiffe um 1930 in Rostock aufgelegt. Geringe Einnahmen erbrachten in dieser Zeit nur die beiden bereederten Bäderdampfer Kronprinz und Bismarck.

Ab Frühjahr 1933 erfolgte eine Langzeitcharter der Firma Schenker für die Dampfer August Cords, Carl Cords, Lisbeth Cords und Otto Cords. Auch die sechs anderen Schiffe verdienten in der europäischen Trampfahrt wieder Geld. 1939 erweitere Cords seine Flotte um die 1924 in Dänemark gebaute Irmtraud Cords.

Zweiter Weltkrieg

Die Rostock befand sich bei Kriegsbeginn auf Fahrt von Rotterdam nach Boma in Westafrika und lief den spanischen Hafen Vigo an. Dort wurde das Schiff aufgelegt; die Besatzung verblieb an Bord. Im Februar 1940 erhielt die Rostock den Befehl, in die Heimat durchzubrechen, wurde aber von der französischen Kriegsschiff Elan aufgebracht. Sie erhielt den Namen St. Maurice. Die bei Kriegsbeginn in britischen Häfen liegenden Dampfer Consul Cords, Minna Cords und Otto Cords konnten in den Heimathafen zurückkehren. Die Otto Cords lief 1940 vor dem Koldingfjord auf eine Mine, konnte gehoben und repariert werden. Im August 1940 sank die Lisbeth Cords nach einem Minentreffer in der Kieler Bucht.

Cords ließ 1940 als Ersatz für die Verluste von der Neptun Werft ein Motorschiff projektieren, das unter dem Namen Helga Cords bei der Ekensbergs Varv AB in Stockholm gebaut werden sollte. Nach der Besetzung Dänemarks und Norwegens kamen Fahrten zur Versorgung der Besatzungstruppen bis nach Kirkenes hinzu.

Die Dampfer fuhren weiter auf Nord- und Ostsee. Am 8. Juli 1942 wurde die Otto Cords an der schwedischen Küste durch ein sowjetisches U-Boot versenkt, sowie die Carl Cords im November 1944. Im Dezember 1944 sank die Minna Cords nach Minentreffer vor Liepāja. Die Consul Cords sank im Februar 1945 mit Flüchtlingen an Bord von Kolberg kommend vor Warnemünde nach einem Minentreffer. Im März 1945 sank die Margarethe Cords nach einem Torpedotreffer eines sowjetischen U-Boots vor Kap Arkona. Die Hanna Cords lag nach einem Bombenangriff beschädigt in Stettin. Sie wurde im April 1945 als Blockschiff in der Oder versenkt. Der ebenfalls durch Bomben beschädigte Dampfer August Cords lag beim Einmarsch der Sowjetarmee in Rostock in der Neptun Werft. Die Irmtraud Cords ging am 3. Mai 1945 durch Explosion nach einem Bombenangriff in der Nähe Fehmarns verloren. Die Charlotte Cords lag bei Kriegsende in Lübeck.

Nach 1945

Bei Kriegsende befanden sich noch zwei Schiffe im Besitz der Reederei. Die Charlotte Cords musste als Kriegsbeute an Großbritannien abgeliefert werden, die August Cords wurde 1947 formell sowjetischen Kriegsbeute.

Nachdem der Versuch die Reederei von Schweden aus weiterzuführen scheiterte, entschied sich Carl Cords 1951 für einen Neuanfang in Bremen. Mit Hilfe von Lastenausgleichsmitteln finanzierte er den Neubau Edda Cords und gemeinsam mit seinem Kapitän Buck das zweite Schiff Karin Cords. Das erste Motorschiff der Reederei die Edda Cords wurde hauptsächlich in der Holzfahrt von Westafrika nach Bremen, die Karin Cords in der Nord- und Ostseefahrt eingesetzt. Nach dem Tod von Kapitän Buck wurde die Karin Cords verkauft. Als Carl Cords 1970 starb, beschlossen seine Erben 1971 auch die Edda Cords zu verkaufen und die Reederei aufzulösen.

Schiffe

Bis 1945 betrieb die Reederei ausschließlich Dampfschiffe die durch Kolbendampfmaschinen angetrieben wurden.

Friedrich Carow, 1902, Neptun Werft. Länge: 64,28 m, Breite 9,75 m, Tiefgang max.4,61 m, 976 BRT, 608 NRT, Tragfähigkeit 1250 tdw, Kriegsverlust 1916,

Minna Cords, 1908, Neptun Werft. Länge: 79,65 m, Breite 11,62 m Tiefgang max. 5,79 m, 1615 BRT, 958 NRT, Tragfähigkeit 2950 tdw, 1917 nach Bremen verkauft,

Otto Cords, 1910, Neptun Werft. Länge: 70,55 m, Breite 10,31 m, Tiefgang max. 4,38 m, 906 BRT, 496 NRT, Tragfähigkeit 1450 tdw, 1942 versenkt,

Rostock, 1907, S.A.des Gorges & Chantiers de la Mediterrane, Le Havre. Länge: 88,62 m, Breite: 13,41 m, Tiefgang: 5,69 m, 2456 BRT, 1530 NRT, Tragfähigkeit 3700 tdw. 1912 erworben, 1914 in Archangelsk beschlagnahmt,

Consul Cords, 1920 Atlas-Werke, Bremen. Länge: 68,25 m, Breite: 10,01 m, Tiefgang max. 4,90 m, 951 BRT, 542 NRT, Tragfähigkeit 1600 tdw. 1945 durch Minentreffer gesunken,

Rostock (2), 1922, Schiffswerft & Maschinenfabrik vorm. Janssen & Schmilinsky in Hamburg. Länge: 100,22 m, Breite:13,80 m, Tiefgang max. 6,25 m, 2542 BRT, 1489 NRT, Tragfähigkeit 4000 tdw. 1940 durch die französische Marine aufgebracht, 1941 zur Kriegsmarine eingezogen,

Hanna Cords, 1926, Neptun Werft. Länge: 81,12 m, Breite: 12,85 m, Tiefgang max.: 5,82 m, 1891 BRT, 1129 NRT, Tragfähigkeit 3000 tdw. 1945 in Stettin als Blockschiff versenkt,

Irmtraud Cords, 1924, Helsingørs Jernskibs & Maskinbyggeri, Helsingør. Länge: 97,63 m, Breite:14,75 m, Tiefgang max. 9,22 m, 2814 BRT, 1648 NRT, Tragfähigkeit 5000 tdw. 1939 gekauft, 1945 versenkt,

Helga Cords, Motorschiff, 1940, Ekensbergs Varv AB, Stockholm. Länge: 71,07 m, Breite 10,88 m, Tiefgang 3,90 m max., 1416 BRT, 978 NRT, sollte das erste Motorschiff der Reederei werden, unfertig nach Kriegsende beschlagnahmt,

Edda Cords, Motorschiff, 1954, Rickmers-Werft Bremerhaven, Länge: 124 m, Breite: 15 m, 2951 BRT, Tragfähigkeit 5568 tdw. 1971 verkauft,

Karin Cords Motorschiff, 1954, Rheinwerft Walsum Walsum, 994,17 BRT, Tragfähigkeit 1785 tdw. 1969 verkauft

Literatur und Quellen

  • Hückstädt, Harald; Larsen, Erik; Schmelzkopf, Reinhart; Wentzel, Hans-Günther: Von Rostock nach See. Die Geschichte der Rostocker Dampfschifffahrt von 1850 bis 1945. Hrsg.: Lars U. Scholl. 1. Auflage. Oceanum Verlag, Wiefelstede 2011, ISBN 978-3-86927-074-6.
  • Hans-Günther Wentzel: CORDS - eine Reederfamilie. Hrsg. Wolfgang Fuchs, Hamburg ohne Jahrgang.
  • Hans-Günther Wentzel: Reederei August Cords, Rostock - Bremen. 1. Auflage, DF Verlag Maritimer Spezialitäten, Hamburg 1987