Völker-Spartakiade

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Die Spartakiade der Völker der UdSSR oder kurz Völker-Spartakiade (russisch Спартакиада народов СССР) war von 1956 bis 1991 eine Multisportveranstaltung in der Sowjetunion. Es gab eine Sommer- und eine Winter-Völker-Spartakiade. Die Wettbewerbe der Sommerspartakiade wurden in den einzelnen Sportarten oft nicht gleichzeitig an einem Ort ausgetragen, sondern zeitnah zu unterschiedlichen Terminen an verschiedenen Orten. Die Winterspartakiade fand für alle Sportarten dagegen größtenteils zur gleichen Zeit an einem Ort statt. Als Vorläufer hatten bereits in der Zwischenkriegszeit mehrere Spartakiaden mit internationaler Beteiligung stattgefunden.[1]

Sommer-Völker-Spartakiade

Austragungen

  • I, Endrunden in Moskau im August 1956;
  • II, Endrunden in Moskau im August 1959;
  • III, Endrunden in Moskau im August 1963;
  • IV, Endrunden in Moskau im Juli und August 1967;
  • V, Endrunden im Juli 1971;
  • VI, Endrunden März bis Juli 1975;
  • VII, Endrunden 1979;
  • VIII, Endrunden Mai bis August 1983;
  • IX, Endrunden Juni bis September 1986;
  • X, Endrunden März bis September 1991.

Sportarten

Sportart 1956 1959 1963 1967 1971 1975 1979 1983 1986 1991 Gesamt
Akrobatik X X 2
Badminton X X 2
Basketball X X X X X X X X X 9
Boxen X X X X X X X X X X 10
Bahnradsport X X X X X X X X 8
Straßenradsport X X X X X X X X X X 10
Wasserball X X X X X X X X X 9
Wasserski X 1
Volleyball X X X X X X X X X X 10
Freistilringen X X X X X X X X X X 10
Handball X X X X X 5
Girevoy-Sport X 1
Gorodki X X 2
Rudern X X X X X X X X 8
Kanurennsport X X X X X X X X X X 10
Judo X X X X 4
Griechisch-römisches Ringen X X X X X X X X X X 10
Pferdesport X X X X X X X X X X 10
Leichtathletik X X X X X X X X X X 10
Motorsport X 1
Tischtennis X X X X X 5
Segeln X X X X X X 6
Schwimmsport X X X X X X X X X X 10
Sporttauchen X 1
Wasserspringen X X X X X X X X X X 10
Trampolinturnen X X 2
Sambo X X X X X X 6
Synchronschwimmen X X X 3
Moderner Fünfkampf X X X X X X X X X 9
Turnen X X X X X X X X X X 10
Sportschießen X X X X X X X X X 9
Skeet X X X X X X X X X 9
Bogenschießen X X X X X X 6
Tennis X X X X X X X X X 9
Gewichtheben X X X X X X X X X X 10
Fechten X X X X X X X X X X 10
Fußball X X X X 4
Hockey X X X 3
Rhythmische Sportgymnastik X X X X 4
Schach X X X X X X X X 8

Winter-Völker-Spartakiade

  • I, Endrunden in Swerdlowsk im März 1962;
  • II, Endrunden in Swerdlowsk, Gorki, Terskol und Kiew im März 1966;
  • III, Endrunden in Swerdlowsk im März 1974;
  • IV, Endrunden in Swerdlowsk im März 1978;
  • V, Endrunden in Krasnojarsk vom 4. bis zum 16. März 1982;
  • VI, Endrunden in Krasnojarsk vom 24. Februar bis zum 11. März 1986;
  • VII, Endrunden in Kiew 1990.

Internationale Spartakiaden der Zwischenkriegszeit

Baku 1926 (abgesagt)

Zur für den Sommer 1926 in Baku geplanten „Spartakiade des Ostens“ erwarteten die sowjetischen Organisatoren Teilnehmer aus der Türkei, Afghanistan, Persien, Palästina, Marokko und China. Das Projekt scheiterte aber an finanziellen Problemen.

Moskau und Oslo 1928

1928 veranstaltete die Rote Sportinternationale (RSI) in Moskau eine internationale Spartakiade. Sie sollte sowohl den „bürgerlichen“ Olympischen Spiele als auch den sozialdemokratischen Arbeiterolympiaden Konkurrenz bereiten. Insgesamt nahmen an den Spielen etwa 4000 Athleten teil, darunter etwa 600 ausländische aus 12 Ländern.[2] Im selben Jahr veranstaltete die RSI eine Winter-Spartakiade in Oslo. Auf die Spartakiade hin wurde in Moskau mit dem Dynamo-Stadion eine Sportstätte errichtet, die modernsten Standards genügte. Die Eröffnungsfeier wurde auf dem Roten Platz von 30.000 Fahnen- und Fackelträgern bestritten. Das gemeinsame Absingen der „Internationalen“ dirigierte der 80-jährige Franzose Pierre Degeyter, der die Melodie der Arbeiterhymne 40 Jahre zuvor komponiert hatte. Die Wettkämpfe wurden dann weitestgehend von den sowjetischen Sportlern dominiert. Werner Seelenbinder errang den 1. Platz seiner Gewichtsklasse im Ringen. Das größte Publikumsinteresse genossen die Fußballspiele des Spartakiade-Turniers, das zugleich Endrunde der sowjetischen Fußballmeisterschaft und ein internationaler Wettbewerb war. An der Winter-Spartakiade nahmen Delegationen aus Norwegen, der Sowjetunion, Schweden, der Tschechoslowakei, Finnland und Deutschland teil.

Berlin 1931

Eine zweite internationale Spartakiade sollte 1931 unmittelbar vor der Wiener Arbeiterolympiade in Berlin stattfinden. Sie wurde aber polizeilich verboten und konnte unter dem Tarnnamen „Internationales Sommerfest des Arbeitersport-Kulturkartells“ nur unvollständig im Verborgenen durchgeführt werden. Im Anschluss daran reiste eine internationale Delegation von „Rotsportlern“ nach Moskau und wohnte dort mehreren Sportveranstaltungen bei.

Chicago und Lyon 1932

Im Jahre 1932 fanden in Chicago und Lyon als Gegenveranstaltungen zu den Olympischen Spielen von Los Angeles Spartakiaden statt. Hierbei handelte es sich allerdings um keine offiziellen internationalen Spartakiaden der RSI.

Moskau 1933 (abgesagt)

Die RSI plante für 1933 eine große Weltspartakiade in Moskau, die aber aus organisatorischen Gründen immer wieder verschoben und schließlich abgesagt wurde.

Oslo 1936

An der zweiten internationalen Winter-Spartakiade waren Norwegen, die Sowjetunion, Finnland und Schweden vertreten.

Siehe auch

Literatur

  • William J. Baker: Muscular Marxism and the Chicago Counter-Olympics of 1932. In: International Journal of the History of Sport. Bd. 9, Nr. 3, 1992, ISSN 0952-3367, S. 397–410, doi:10.1080/09523369208713802.
  • André Gounod: Sport und Inszenierung des sozialistischen Aufbaus. Das Projekt der Weltspartakiade in Moskau (1931–1934). In: Arié Malz, Stefan Rohdewald, Stefan Wiederkehr (Hrsg.): Sport zwischen Ost und West. Beiträge zur Sportgeschichte Osteuropas im 19. und 20. Jahrhundert (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau. 16). Fibre, Osnabrück 2007, ISBN 978-3-938400-15-9, S. 75–91.
  • Werner Schulthess: Spartakiade-Fahrt 1928. Eine Reise nach Russland. Schulthess, Zürich 1928.
  • Lothar Skorning: Vor 50 Jahren: Die Moskauer Spartakiade 1928. In: Theorie und Praxis der Körperkultur. Bd. 27, 1978, ISSN 0563-4458, S. 670–678.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Christian Koller: Sport und Institutionen. In: Anke Hilbrenner, Ekaterina Emeliantseva, Christian Koller, Manfred Zeller, Stefan Zwicker (Hrsg.): Handbuch der Sportgeschichte Osteuropas. 19. Januar 2017, ISSN 2198-2457 (ios-regensburg.de [PDF]).
  2. Doris Marszk: Vor 80 Jahren: Erste internationale Spartakiade - Sport als Mittel der Politik. In: Wissenschaft aktuell. 29. Juli 2008, ISSN 0174-755X (wissenschaft-aktuell.de).