Walter Maria Förderer

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Ev. Friedenskirche Monheim-Baumberg (1966–1971)
Katholische Kirche St. Gallus in Lichtensteig (1968–1970)
Katholisches Kirchenzentrum Heiligkreuz in Chur (1966–1969)
Katholische Kirche St. Johannes in Luzern (1967–1970)
Datei:St-Johannes Luzern innen.jpg
Katholische Kirche St. Johannes in Luzern, Innenraum (1967–1970)
Katholische Kirche St. Franziskus in Rapperswil-Kempraten (1978–1979)

Walter Maria Förderer (* 21. März 1928 in Nohl; † 29. Juni 2006 in Thayngen) war ein Schweizer Bildhauer, Architekt, Hochschullehrer sowie Politiker. Bekannt wurde er vor allem durch den Bau von Kirchen und Schulen.

Leben

Walter Maria Förderer verbrachte seine Kinder- und Jugendjahre in Basel und Schaffhausen. Nach dem Besuch des Realgymnasiums und der Kunstgewerbeschule im Fach Bildhauerei in Basel machte er zunächst ein Volontariat beim Architekten Hermann Baur. Zuvor schlug er sich als freier Bildhauer, Hilfsarbeiter bei einem Landschaftsgärtner sowie Hilfszeichner im Büro des Architekten Willi Gossweiler durch. Er lebte von 1950 bis 1955 in Schaffhausen, wo er auch seine spätere Frau Ursula Hübscher kennenlernte.

1956 eröffnete er in Basel sein eigenes Architekturbüro mit Rolf Georg Otto, das von 1958 bis 1964 als Bürogemeinschaft mit Rolf Otto und Hans Zwimpfer bestand. Förderer bearbeitete insbesondere Wettbewerbsaufgaben. Nach frühen Schulbauten gelang der Bürogemeinschaft Förderer/Otto/Zwimpfer mit dem Bau der Hochschule St. Gallen 1963 ein internationaler Erfolg. Nach der Auflösung des gemeinsamen Architekturbüros baute Förderer, der 1951 zum römisch-katholischen Glauben konvertiert war, in erster Linie katholische Kirchen und einzelne evangelische Gemeindezentren.

1970 gründete er in Schaffhausen zusammen mit den langjährigen Mitarbeitern Rudolf Lüscher und Jost Meier erneut eine Bürogemeinschaft, die bis 1978 bestand. Danach gab er die Architektur völlig auf und widmete sich wieder der Bildhauerei. Es entstanden seine sogenannten Raumbild-Kästen. Zudem entwarf er erste bühnenbildnerische Arbeiten. 1984 bekam Förderer den Konstanzer Kunstpreis verliehen.

1965 erhielt Förderer einen Ruf als Professor für kooperatives Gestalten an die Akademie der bildenden Künste Karlsruhe, ab 1986 als Honorarprofessor für Entwurf an der Universität Stuttgart. 1993 wurde er emeritiert. Neben seiner lehrenden Tätigkeit blieb die publizistische weiterhin wichtig.

Von 1973 bis 1980 war er Schaffhauser SP-Kantonsrat.

Walter M. Förderer starb nach langjähriger schwerer Krankheit am 29. Juni 2006 im Alter von 78 Jahren.

Werk

Walter M. Förderer war ein Hauptvertreter des neo-expressionistischen Kirchenbaus der 1960er Jahre. Seine in Sichtbeton gestalteten Kirchenbauten zeichnen sich durch polygonale Grundrisse, die Kombination mit einem Pfarrzentrum, komplizierte und verschachtelte Volumen sowie eine indirekte Lichtführung aus. Förderers architektonisches Schaffen ist auf knapp 20 Jahre beschränkt, was die künstlerische Geschlossenheit seines Werkes erklärt. Davor und danach entstanden bildhauerische Arbeiten. Die Architektur Förderers wird dem Brutalismus zugerechnet – eine Anfang der 1950er Jahre aufkommende Architekturrichtung, die den Beton in seiner Ursprünglichkeit und Rohheit betont, eine hohe Plastizität der Gebäudeformen wie der Baudetails anstrebt und Installationen gerne sichtbar lässt.

Ob als Dozent in Karlsruhe und Stuttgart, ob als Vortragsreisender und Publizist – Förderer engagierte sich auch theoretisch im Schul- und Kirchbauwesen. Mit offenen Räumen wollte er zur lebendigen Begegnung und Auseinandersetzung einladen. Zukunftsweisend plädierte er dafür, dass die christlichen Konfessionen sich in Stadt- und Einkaufszentren, Schulen und Bahnhöfen einmieten. Nachdem Förderer für seine kunstvollen Sakralbauten bekannt geworden war, für die er bis heute geschätzt wird, veröffentlichte er Ende der 1960er Jahre seinen neuen Ansatz: eine «Kirche ohne Schwelle», in der nicht nur Gottesdienst gefeiert wird. Als die Fachwelt über Kirchenbau in «nachsakraler» Zeit diskutierte, träumte Förderer von einem Saal, der über den Gottesdienst und konfessionelle Grenzen hinaus auch für ganz weltliche Veranstaltungen nutzbar wäre – eine Vision, die kaum zur Umsetzung kam.[1]

Bauten

Schriften (Auswahl)

  • mit Lucius Burckhardt: Bauen ein Prozess. Teufen 1968.
  • Kirchenbau von heute für morgen? Fragen heutiger Architektur und Kunst. Zürich/Würzburg 1964
  • Schöpferischsein. St. Gallen 1985.
  • mit Alois Riklin: Kunst und Politik. St. Gallen 1994.

Literatur (Auswahl)

  • Max Bächer: Walter M. Förderer 1928–2006. In: Kunst und Kirche, 2, 2007, S. 49–51.
  • Fabrizio Brentini: Bauen für die Kirche. Luzern 1994.
  • Leza Dosch: Walter Maria Förderer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Michael Hanak, Eva Nägeli: Die Bauten von Walter Maria Förderer im Kanton Schaffhausen, Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK [2019] (Schweizerische Kunstführer; 1049 = Serie 105), ISBN 978-3-03797-624-1.
  • Zara Reckermann: Gebilde von hoher Zwecklosigkeit. Walter Maria Förderers Gratwanderung zwischen Architektur und Skulptur am Beispiel von St-Nicolas in Hérémence. VDG, Weimar 2009, ISBN 978-3-89739-635-7.

Weblinks

Commons: Walter Förderer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise