Walter Kaestner

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Dr. Walter Kaestner um 1970.

Walter Kaestner (* 8. Januar 1912 in Lokstedt bei Hamburg; † 13. Mai 2005 in Hamburg) war ein deutscher Philologe, Anglist, Germanist und Slavist.

Schwerpunkt seiner Forschungen war der Austausch der slavischen und niederdeutschen Sprachen. Neben seiner 1937 vorgelegten Promotion Die deutschen Lehnwörter im Polnischen, Bd. 1 (Lautlehre), die durch Vermittlung von Max Vasmer als Veröffentlichung des Slavischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin (der heutigen Humboldt-Universität) als Buch erschien, folgten zahlreiche Veröffentlichungen zu den Orts- und Gewässernamen Ostholsteins und des Wendlands, sowie der wichtige Aufsatz ,Niederdeutsch-Slavische Interferenzen' aus dem Jahr 1983.

Leben

Walter Kaestner wurde als jüngster Sohn des Kaufmanns Emil Kästner und seiner Frau Auguste (geb. Blersch) im damals preußischen Lokstedt bei Hamburg geboren. Nach dem Abitur Ostern 1931 studierte er an der dortigen Hansischen Universität Germanistik, Anglistik und Slavistik bei den Professoren Agathe Lasch, Conrad Borchling, Gustav Rosenhagen, Wolff, und besuchte die Vorlesungen von Ernst Cassirer und Arthur Byhan.

1937 legte er seine Dissertation Die deutschen Lehnwörter im Polnischen vor, die 1938 zuerst im Verlag Preilipper und im folgenden Jahr im Verlag Harrassowitz als gebundene Ausgabe herauskam. Ihr sollte ein Wörterbuch als Band 2 folgen.

,Die deutschen Lehnwörter im Polnischen' (Bd. 1/ Lautlehre) wurde 1967 von >Krauss-Reprint (Nendeln, Liechtenstein) erneut verlegt.

Durch den Krieg, die Einberufung an die finnische Front und eine lange Gefangenschaft in Russland wurde seine wissenschaftliche Arbeit bis in die 1950er Jahre unterbrochen.

Nach einigen Jahren Lehrtätigkeit am Bismarck-Gymnasium Hamburg erlangte er in den 1970er und 1980er Jahren durch die jüngere Slavisten- und Germanisten-Generation (Gilbert de Smet, André de Vincenz, Gerhard Cordes, Jürgen Udolph u.a) sowie den ostdeutschen Slavisten Hans Holm Bielfeldt und Hans Eichler erneute Anerkennung. Durch Ernst Eichlers Vermittlung gelangte sein wissenschaftlicher Nachlass an das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa nach Leipzig.

Neben seinen sprachwissenschaftlichen Forschungen engagierte er sich seit 1952 in der >Zentralstelle für Niedersächsische Familienkunde e.V., deren Vorsitzender er von 1963 bis 1982 war. In den Beginn seiner Amtszeit fiel die Umbenennung des Vereins, der seit Mitte 1963 seinen heutigen Namen Genealogische Gesellschaft Hamburg trägt.

Der Künstler Arnd Kaestner ist sein Sohn.

Veröffentlichungen

  • Die plattdeutschen Mundarten in Schleswig-Holstein. Hamburg: Paul Evert-Verlag, 1938.
  • Die deutschen Lehnwörter im Polnischen Bd.1 (Lautlehre), EA Hamburg: Preilipper, 1939, 2. Auflage Leipzig: Harrassowitz, 1939 als Schriftenreihe des Slavischen Instituts der Friedrich-Wilhelms-Universität.
  • Niederdeutsch-Slavische Interferenzen. In: Handbuch zur Niederdeutschen Sprach- und Literaturwissenschaft (Hrsg. Gerhard Cordes u. Dieter Möhn). Berlin. E.Schmidt-Verlag 1983.
  • Conrad Borchling und die deutsche Slavistik. In: Festschrift für C.Borchling (1872–1946), Neumünster: Wachholtz, 1972.
  • Zum Alter der slavischen Siedlung im Wendland. In: Hannoversches Wendland, Jahresheft 1978.
  • Zu den slavischen Ortsnamen des Hannoverschen Wendlands. In: Hannoversches Wendland. Nr. 11, 1986.
  • Slavisches im Wortschatz der niederdeutschen Mundarten. In: Die Heimat,85. Jg., Nr. 6, Neumünster: Wachholtz, 1978.
  • Mittelniederdeutsche Elemente in der polnischen und kaschubischen Lexik. In: Sprachkontakte in der Hanse. Akten des 7. Internationalen Symposions über Sprachkontakte in Europa. Hrsg. Sture Ureland, Tübingen: Niemeyer, 1987.
  • Russisch „skividor“ Stauer. In: Zeitschrift für Slavische Philologie Bd. 42, Heft 2. Heidelberg: Winter, 1981.
  • Das polabische Reliktwort „Jichel“ und seine Verbreitung. In: Zeitschrift für slavische Philologie, Bd. 39 Heft 1, Heidelberg: Winter, 1976.
  • Bemerkungen zu einigen polnischen Lehnwörtern aus dem Deutschen (II). In: Zeitschrift für Slavische Philologie, Bd. 43, Heft 1, Heidelberg: Winter, 1983.
  • Zum mecklenburgischen Ortsnamen „Findenwirunshier“. In: Zeitschrift für Slavistik, Jg. 25 Heft 4. Berlin, 1980.
  • Zur Ostverbreitung von niederländisch / niederdeutsch „tine“. In: Wortes Anst Verbi Gratia. Festschrift für Gilbert de Smet. Leuwen: Acco, 1985.
  • Mecklenburgisch „Snop Flachsbündel“. In: Niederdeutsches Wort, Bd. 16 Münster: Aschendorff, 1976.
  • Polnisch „kryptuch, kreptuch, russisch reptuch“. In: Zeitschrift für Slavische Philologie, Bd. 45, Heft 2, Heidelberg: Winter, 1986.
  • Polnisch „bursztyn“, „Bernstein“. In: Specimina Philologiae Slavicae. Supplementband 32, München: Otto Sagner, 1987.
  • Das Wendland-Lexikon (2 Bde.) Hrsg. von Wolfgang Jürries, Lüchow-Dannenberg, 2000 ff. Darin zahlreiche Erklärungen der Orts- und Gewässernamen von Walter Kaestner.

Varia / Musikgeschichtliche Aufsätze:

Hans von Bülows Aufsatz ,Zur deutschen Militärmusik' von 1858. Ebda.: Mitteilungsblatt 21, 1983

Ein Armeemarsch als Volkstanz. (Armeemarsch II, 160) Ebda: Mitteilungsblatt 26, 1985

Eine zeitgenössische Kritik an der deutschen Militärmusik (Riehl 1853) Ebda.: Mitteilungsblatt 3,1979

Der Armeemarsch II,203, Militärmarsch von Pauline Viardot-Garcia. Ebda.: Mitteilungsblatt 15,1982

Literatur

  • Ulf Bollmann: Dr. phil. Walter Kaestner †. In: Zeitschrift für Niederdeutsche Familienkunde, 80. Jg. Heft 2, Hamburg, 2005, S. 43 [mit Portraitfotografie].

Weblinks