Walter Slotosch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Walter Karl Slotosch (* 23. April 1911 in Königshütte, Provinz Schlesien; † 2006) war ein deutscher Ökonom, Wirtschaftsjournalist und -publizist.

Leben

Slotosch wurde als Sohn eines Industriellen in Oberschlesien geboren.[1] Er studierte Rechts- und Staatswissenschaften an der Technischen Hochschule Danzig, der Technischen Hochschule Berlin, der Universität Genf und der Universität Greifswald.[1] 1935 wurde er an der Universität Breslau mit der Dissertation Die Bedeutung der Außenwirtschaft für das heutige Polen zum Dr. rer. pol. promoviert. Danach war er Assistent an der Technischen Hochschule Darmstadt.[1]

Von 1938 bis 1942 war er als Abteilungsleiter am Deutschen Institut für Konjunkturforschung in Berlin tätig.[1]

Von 1945 bis 1951 war er Regierungsrat am Bayerischen Statistischen Landesamt in München.[1] 1948 wurde er Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung des Ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München.[1]

Er war 1951 bis 1965 Leiter der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung in München und Wirtschaftskommentator des Bayerischen Rundfunks.[1] Als einziger Journalist der Bundesrepublik erhielt er 1952 eine Zulassung auf der Moskauer Weltwirtschaftskonferenz.[2] Bei der Süddeutschen Zeitung führte er in den 1950er Jahren einen Konjunkturbericht ein.[3] Außerdem verfasste er Leitartikel.[4] Darüber hinaus nahm er u. a. an einem Kulturaustauschprogramm in die USA teil.[5]

Er war auch Teilnehmer beim Bergedorfer Gesprächskreis zu Fragen der freien industriellen Gesellschaft der Körber-Stiftung.[6]

Slotosch war verheiratet und Vater von drei Kindern.[1] Er lebte in Grünwald bei München.[1]

Werk und Rezeption

Unter den deutschen Wirtschaftsjournalisten war er ein erfolgreicher Publizist.[7] Slotosch gilt als entschiedener Anhänger einer Stabilitätspolitik.[8] Sein im Verlag Kurt Desch erschienenes Sachbuch Das Geld, mit dem wir leben müssen. Die Deutsche Mark 1950–2000 (1971) wurde durch den Spiegel-Wirtschaftsredakteur Leo Brawand teils kritisch rezensiert: „Ein interessantes Buch also für zumindest Eingelesene auf diesem Fachgebiet. Der Laie […] dagegen wird nach der Fülle der Zahlen und Fakten versucht sein, alle Ersparnisse vom Konto abzuheben, um sie schnell noch zu verjubeln.“[9] Insbesondere kritisierte er in diesem Zusammenhang Slotoschs Nörgeleien an der D-Mark und seine allgegenwärtigen „Kassandra-Kolumnen“ in der Süddeutschen Zeitung.[9]

Auszeichnungen

Schriften (Auswahl)

  • Die Aussenwirtschaftspolitik, eine Schicksalsfrage für das heutige Polen. Eine wirtschaftspolitische Studie (= Volkswirtschaftliche und finanzwissenschaftliche Zeitfragen. Band 4). P. Moser, Berlin 1935.
  • Index der Investitionen. Methode und Ergebnisse (= Schriftenreihe des Instituts für Wirtschaftsforschung München. Nr. 2). Hrsg. vom Institut für Wirtschaftsforschung, München 1949.
  • Das Geld, mit dem wir leben müssen. Panorama der Weltinflation. Die Deutsche Mark 1950–2000. Desch, München u. a. 1971, ISBN 3-420-04633-2.

Literatur

  • Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 28. Ausgabe, Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, ISBN 3-7950-2009-3, S. 1294.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i Norbert Beleke (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 28. Ausgabe, Schmidt-Römhild, Lübeck 1989, ISBN 3-7950-2009-3, S. 1294.
  2. Karl-Heinz Schlarp: Zwischen Konfrontation und Kooperation. Die Anfangsjahre der deutsch-sowjetischen Wirtschaftsbeziehungen in der Ära Adenauer (= Osteuropa. Band 28). Lit, Münster u. a. 2000, ISBN 3-8258-5055-2, S. 35.
  3. Paul Hoser: Süddeutsche Zeitung (SZ). In: Historisches Lexikon Bayerns
  4. a b Helmut Maier-Mannhart: Konjunkturforscher und Top-Journalist. In: Süddeutsche Zeitung, 21. Mai 2001, S. 23.
  5. Ellen Latzin: Lernen von Amerika? Das US-Kulturaustauschprogramm für Bayern und seine Absolventen (= Transatlantische historische Studien. Band 23). Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08629-3, S. 205.
  6. Bergedorfer Gesprächskreis: Walter Slotosch (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koerber-stiftung.de, Webseite der Körber-Stiftung, abgerufen am 1. August 2014.
  7. Rudolf Radler (Hrsg.): Die deutschsprachige Sachliteratur II. (= Kindlers Literaturgeschichte der Gegenwart. Band 10). Durchgesehene Ausgabe, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-596-26470-7, S. 482.
  8. Frithjof Kessel, Manfred Koch: Alex Möller. Bundesetat 1970. In: Manfred Koch (Hrsg.): Im Mittelpunkt der Mensch. Parlamentsreden Karlsruher SPD-Abgeordneter. Info Verlag, Karlsruhe 2001, ISBN 3-88190-281-3, S. 174.
  9. a b Leo Brawand: Auf Preisjagd mit dem Vergrößerungsglas. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1971, S. 116 (online).
  10. Ernst H. Kunze, Klaus Schelle: Der Bund der Steuerzahler (= Ämter und Organisationen der Bundesrepublik Deutschland. Band 48). Droste, Düsseldorf 1977, ISBN 3-7700-7048-8, S. 63.