Weltfrieden
Weltfrieden ist der Ausdruck für den Idealzustand eines weltweiten Friedens, also für das Ende aller Feindseligkeiten und aller Kriege – aktuell also der andauernden Kriege und Konflikte. Er beinhaltet dauerhafte Freiheit, Gerechtigkeit und Glück für alle Menschen und Völker. Diese gelten oft als höchste Ziele aller Politik und Wissenschaft. Er wird von der internationalen Friedensbewegung, von Einzelpersonen, Nichtregierungsorganisationen, Gruppen und Parteien auf vielfältige Weise angestrebt. Andere sehen darin eine unerreichbare Utopie.
Herkunft des Ideals
Universeller Frieden weltweit, als eine Prophezeiung, eine Idee, ein Ziel der Schöpfung nach dem Erscheinen des Messias, wurde dem Wissen und Verständnis der Welt zuerst durch das Judentum gegeben. Es heißt bei dem Propheten Micha:
„Er spricht Recht im Streit vieler Völker, er weist mächtige Nationen zurecht [bis in die Ferne]. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Jeder sitzt unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum und niemand schreckt ihn auf. Ja, der Mund des Herrn der Heere hat gesprochen. Denn alle Völker gehen ihren Weg, jedes ruft den Namen seines Gottes an; wir aber gehen unseren Weg im Namen J-H-W-H, unseres Gottes, für immer und ewig.“
Auch in Jes 2,3–5 EU heißt es:
„Er spricht Recht im Streit der Völker, er weist viele Nationen zurecht. Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg. Ihr vom Haus Jakob, kommt, wir wollen unsere Wege gehen im Licht des Herrn.“
Die Vorstellung eines Weltfriedens war dann über Jahrhunderte hinweg auch in der Antike verknüpft mit der Ankunft einer Welterlösung oder eines Herrschers, der alle Feinde vernichten und alle freundschaftlich gesinnten Völker in Frieden vereinen sollte. Viele bekannte Mythologien und religiöse Kulte beinhalteten diese Elemente (z. B. Mithras-, Kaiserkult). Auch in den späteren Religionen lebte der Wunsch nach einem meist göttlichen Erlöser und Friedensbringer weiter, in der Folge auch im Christentum als Christus und Heiland. So verkündet das Neue Testament bei der Geburt Jesu Christi Frieden auf Erden.[2]
Im Jahr 1824 schuf Ludwig van Beethoven seine Neunte Sinfonie, in der er Friedrich Schillers Gedicht Ode an die Freude verarbeitete. Sie ist, gerade angesichts von Zeiten politischer Reaktion und Fürstenherrschaft, ein Gesang von der Hoffnung auf einen einstigen Weltfrieden: „Alle Menschen werden Brüder“.
Gemeinsame Ethik und Religionsfriede als Bedingung für Weltfrieden
In neuerer Zeit ist eine der bekanntesten religiös motivierten Initiativen für einen dauerhaften Frieden das Projekt Weltethos des Theologen Hans Küng. Darin wird deutlich gemacht, dass Frieden auf der Welt nur möglich ist durch Frieden, Toleranz und Respekt zwischen den Religionen und durch ethisches Handeln.
Das Dekret über den Frieden 1917
Das Dekret über den Frieden wurde von Lenin ausgearbeitet und am 8. November (26. Oktober gregorianischen Kalenders) 1917 in seiner Rede über den Frieden vor dem II. Gesamtrussischen Kongress der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten begründet. Dieser Kongress beschloss am gleichen Tag dieses erste und zugleich außenpolitische Gesetz der sowjetischen Exekutive. Über den Vorschlag an alle kriegführenden Länder hinaus, den Weltkrieg zu beenden und Verhandlungen über einen gerechten, demokratischen Frieden aufzunehmen, enthielt es programmatischen Charakter mit seiner Forderung nach Beziehungen friedlicher Koexistenz zwischen den Völkern. Dieses Vorhaben beeindruckte auch bürgerliche Dichter wie zum Beispiel Hermann Hesse zutiefst. Er schrieb, dass „alle Welt diesen Russen so von Herzen gut und dankbar dafür ist, dass sie als erste unter den Völkern den Krieg an der Wurzel gepackt haben“.[3]
UN-Charta
Seit 1945 verankerte die Charta der Vereinten Nationen den Erhalt bzw. die Schaffung des Weltfriedens als das Ziel aller Politik, auf das die Mitglieder der UNO sich verpflichtet haben. Historisch gesehen gab es kaum jemals eine Zeit ohne Kriege, so dass es sehr zweifelhaft erscheint, ob und mit welchen Mitteln weltweit ein dauerhafter Friede geschaffen werden kann.
Als wesentliche Voraussetzungen dafür gelten:
- die universale Anerkennung und der wirksame Schutz der Menschenrechte,
- die Anerkennung gemeinsamer Grundregeln des außen- und innenpolitischen Handelns, z. B. das Verbot jedes Angriffskrieges und das Führen eines Verteidigungskrieges nur nach Prüfung und Erlaubnis des Weltsicherheitsrates
- die durch Diplomatie, Weltorganisationen und/oder Staatenbünde moderierte Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Staaten bei weitestgehendem Gewaltverzicht,
- die Gewährleistung eines Existenzminimums für alle Menschen und annähernd gleicher Lebenschancen überall auf der Erde,
- der Aufbau einer mit den begrenzten Ressourcen der Erde in Einklang gebrachten Energiewirtschaft.
Der heute von den meisten Staaten anerkannte Rahmen zum Erreichen dieser Ziele ist die UNO. Solange diese jedoch keine eigene Exekutivgewalt besitzt, kann sie ihre Aufgabe nur mit Resolutionen verfolgen und ist auf Durchsetzung durch einzelne Mitgliedsstaaten angewiesen. Dies bevorteilt systematisch die – auch mit völkerrechtswidrigen Massenvernichtungsmitteln – hochgerüsteten Sicherheitsratsmitglieder.
Ideologische Hindernisse
Es gab vor allem in Zeiten des Kalten Krieges, aber auch in den heutigen Tagen des weltweiten Terrorismus immer wieder Versuche, Staaten in friedliche und schurkenhafte aufzuteilen. Vor allem gibt es die Theorie, nach der demokratische Staaten untereinander keinen Krieg führen. Auch diese These wurde und wird zur Rechtfertigung von Aufrüstung und Interventionskriegen verwendet.
Nach Meinung einiger Friedensforscher würde der Weltfrieden das Konzept von einzelnen Nationen überflüssig machen. Manche Historiker sehen einen Langzeittrend, der das Ende des Kampfes zwischen Nationalstaaten und eine Tendenz zur Vereinigung anzeigt. Als Beispiel wird u. a. die Entwicklung Europas zur Europäischen Union im 20. Jahrhundert genannt. Als Gegenbeispiel gelten die ethnischen Kriege im Zerfallsprozess des Vielvölkerstaates Jugoslawien seit 1990.
Auch in anderen Bereichen der Welt sind beide Tendenzen zu beobachten: sowohl Zusammenschlüsse politischer Art, wobei oft wirtschaftliche Ziele eine große Rolle spielen, als auch Abspaltungen und Teilungen zur Wahrung politischer, ethnischer und wirtschaftlicher Interessen durch einzelne Gruppen.