Wikiup:Wikimedia Deutschland/Wikimedium/Fundraising (1 Seite)
Wikimedium 4/12
"Prolog"
Wikipedia ist ein spendenfinanziertes Projekt zur Förderung Freien Wissens. Aus diesem Grund führt der gemeinnützige Verein Wikimedia Deutschland einmal im Jahr eine mehrwöchige Spendenkampagne zur Finanzierung von Wikipedia und der anderen Wikimedia-Projekten durch. Durch die Spendenkampagne soll nicht nur das Spendenziel erreicht werden, sondern sie dient auch als Möglichkeit, die vielen Millionen Leserinnen und Leser von Wikipedia zu erreichen und sie über die Freie Enzyklopädie aufzuklären. Wikipedia hat sich schon immer durch Spenden finanziert. Doch wer kann sich an die Spendenaufrufe im Jahr 2009 oder früher noch erinnern? Damals riefen Textbanner zum Spenden auf. Später sorgte dann der Aufruf von Jimmy Wales für eine angenehme Abwechslung. In der Folgezeit fanden wir durch zahlreiche Tests heraus, dass persönliche Aufrufe erfolgreicher als reine Textbotschaften sind. Die Konsequenz aus diesen Tests war eine Fokussierung der Spendenkampagne 2010 auf persönliche Geschichten. Eine der wichtigsten Erkenntnisse unsererseits war es jedoch, dass auch Aufrufe, die nicht Jimmy Wales involvierten, auf Interesse stoßen. Auch in diesem Jahr wird die Spendenkampagne sicherlich geprägt sein durch den Aufruf von Jimmy Wales. Außer ihm werden noch weitere Wikimedia-Mitarbeiter, Wikipedianer, Leser und Spender ihre Geschichte erzählen. Einer von Ihnen ist Gerd Seidel, der als Fotograf seinen persönlichen Beitrag zu Wikipedia leistet.
Spendenaufruf
Eine Bitte von Wikipedia-Fotograf Gerd Seidel
Was wäre Wikipedia ohne Bilder?
Wenn ich einen Artikel ohne Foto sehe und ein geeignetes Motiv in meiner Nähe ist, dann gehe ich einfach los, um es zu fotografieren. Und wieder ist Wikipedia ein Stück besser. Das ist mein Beitrag. Im Thüringischen Landtag konnte ich zum Beispiel mit einer Gruppe von Wikipedianern Bilder der Abgeordneten machen. Als sie unsere Ausrüstung sahen, die über die Jahre zusammengekommen ist, dachten die Politiker, Wikipedia würde professionelle Fotografen mieten.
Aber nein, ich bin freiwillig hier. Ich habe Urlaub genommen. Ich gehe hier nicht mit Gewinn raus - zumindest nicht mit materiellem. Mein Engagement kostet mich manchmal viel Freizeit, Schweiß und Anstrengung, aber jedes Foto bringt das Projekt Wikipedia weiter. Dieser Gedanke ist meine Kraftquelle.
Wikipedia wird von Freiwilligen geschaffen. Meiner Meinung nach ist das nichts anderes, als in seiner Freizeit zum Roten Kreuz zu gehen oder woanders zu helfen. Mein Engagement ist es, gemeinsam mit Anderen die größte Enzyklopädie der Welt zu schaffen. Ich finde es großartig, dass jeder von überall zu jeder Zeit Wissen abrufen kann.
Auch wenn Wikipedia das Ergebnis ehrenamtlicher Arbeit ist, bestimmte Sachen kosten nun einmal Geld. Wikipedia ist eine der fünfthäufigst besuchten Webseiten der Welt und erreicht jeden Monat Millionen Menschen. Anders als die anderen großen Webseiten finanziert sich Wikipedia aber nicht durch Werbung. Finanziert wird sie durch Spenden ihrer Leser. Jeder Euro hat das Potenzial, die Wikipedia ein Stückchen besser zu machen. So wie jedes Foto.
Können Sie sich mit 15, 25 oder 100 Euro am größten Wissensprojekt der Weltgeschichte beteiligen?
Gerd Seidel Wikipedia-Fotograf
Mein Gesicht auf Wikipedia
Wie kam es dazu, dass du bei der Spendenkampagne mitmachst?
Das ergab sich auf der Wikipedia-Konferenz WikiCon 2012 durch ein persönliches Gespräch wie von selbst. Scheinbar war meine positive Einstellung zu der freien Enzyklopädie ansteckend und ausschlaggebend.
Wie fandst du das Interview? Haben sich deine Erwartungen im Nachhinein erfüllt?
Äusserst positiv! Es war ein angenehmes Gespräch, das noch viel länger war als ich es erwartet hätte. Mir tat deshalb der Interviewer leid, der das auf ein gelungenes Maß kürzen musste. Und Erwartungen hatte ich an sich keine – ich war allerdings gespannt, wie das Endergebnis aussieht. Und das Ergebnis gefällt mir gut.
Warum ist es wichtig, dass du einen Aufruf zur Unterstützung von Wikipedia machst?
Es ist eine Sache, durch Mitarbeit zum Ausbau der Wikipedia beizutragen. Das kostet mir nur Freizeit (die ich gerne investiere). Eine andere ist es aber, dass die Wikipedia-Server und deren Wartung Geld kosten. Und noch mehr: Viele großartige Projekte und Veranstaltungen zum Ausbau und zu Gunsten der Wikipedia sind überhaupt erst durch gewisse finanzielle Mittel möglich. So zum Beispiel Foto-Aktionen, Autoren-Workshops, Support-Team und noch viele mehr.
Und vor allem: Wikipedia bleibt werbefrei! Ich fühle mich lieber dem lesenden Spender bzw. spendenden Leser verpflichtet, als einem Wirtschaftsunternehmen.
Wie hast du dich gefühlt, als du deinen Aufruf online gesehen hast?
Es ist seltsam, plötzlich so extrem sichtbar zu sein. Die normale Mitarbeit ist ja doch eher anonym und dezentral, ausser bei Workshops oder dergleichen. Ich bin insgesamt doch lieber hinter der Kamera als davor.
Hast Du Deinen Freunden oder Verwandten erzählt, dass Du auf Wikipedia mit einem Banner und Aufruf zu sehen sein wirst?
Ich habe lediglich ein paar Leuten etwas gesagt, die aber schon von meiner Mitarbeit bei Wikipedia wussten. Ansonsten wollte ich auf Reaktion warten. Bis jetzt bekam ich aber nur positive Reaktionen. Und ein betretenes auf den Boden gucken, wenn ich Menschen fragte, ob sie denn schon gespendet hätten. „Äh. Kommt noch“, war bis jetzt die Antwort. Das glaube ich ihnen aber auch.
Nachgefragt
Was ist der Fundraiser? Der Fundraiser ist unsere alljährliche Spendenkampagne, während der wir erfahrungsgemäß mehr als 90% der Spendeneinnahmen generieren. Wichtig ist er aber auch als größte Öffentlichkeitskampagne des Vereins. Durch die unterschiedlichen Aufrufe und Geschichten machen wir die Menschen und die Arbeit hinter Wikipedia sichtbar. Alle Informationen rund um den Fundraiser werden hier veröffentlicht: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Fundraiser_2012
Wohin gehen die Spenden? Die Spenden finanzieren die Arbeit von Wikimedia Deutschland und der internationalen Wikimedia-Bewegung. Sie kommen ausschließlich Projekten zur Förderung Freien Wissens zugute.
Detaillierte Informationen hierzu finden Sie in unserem jährlich veröffentlichten Tätigkeitsbericht unter https://wikimedia.de/wiki/T%C3%A4tigkeitsberichte sowie in unserem Jahrenplan 2012: http://meta.wikimedia.org/wiki/Wikimedia_Deutschland/2013_annual_plan_draft/de.
Warum gibt es soviele verschiedene Banner? Die Wikimedia-Welt ist bunt und vielfältig. Unsere Spendenkampagne soll nicht nur erfolgreich im Sinne der Einnahmen sein, sondern diese Vielfalt auch abbilden. Wir wollen zeigen, dass hinter Wikipedia nicht nur unglaublich viele Freiwillige stehen, sondern wir wollen auch viele interessante und inspirierende Geschichten erzählen.
Wie lange dauert die Spendenkampagne? Die Spendenkampagne beginnt voraussichtlich Mitte November und wird um den Jahreswechsel beendet.
Wäre Werbung schalten nicht einfacher? Einer der Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses ist es keine Werbung auf den von Wikimedia betriebenen Projektseiten zu schalten, um dauerhaft frei und unabhängig zu sein. Für den Betrieb und den weiteren Ausbau der bestehenden Projekte sind wir daher auf Spendengelder angewiesen. Während der auf wenige Wochen befristeten Online-Spendenkampagne nehmen wir mehr als 90% der für uns notwendigen Mittel ein.
Spende oder Mitgliedschaft? Sowohl Spenden wie Mitglieder und Ihre Beiträge sind für uns enorm wichtig. Wir brauchen beides.
Mitglieder sichern den Bestand von Wikimedia Deutschland dauerhaft und geben unserer Stimme Gewicht. Wir sehen in der Mitgliedschaft bei uns auch eine Wertegemeinschaft, die gemeinsam Veränderungen herbeiführen will. Wikimedia-Mitglieder bekommen deshalb auch viele Informationen und Angebote, sich weiter zu engagieren. Alle Zusendungen kann man aber auch abwählen. Ein Anruf oder ein Mail genügt.
Informationen zur Mitgliedschaft finden Sie hier: https://wikimedia.de/wiki/Mitgliedschaft
Wikimedium 3/12
Interview
Felix Stalder (43) ist Professor für digitale Kultur an der Zürcher Hochschule für Künste und forscht am World-Information Institute. Er beschäftigt sich aus kulturwissenschaftlicher Perspektive mit Fragen der Digitalisierung und untersucht den kulturellen Wandel, der mit neuen Kommunikationstechniken einhergeht.
Im Zeitalter von Wikipedia ist es die Erstellung von Inhalten durch die Nutzer, die die Entwicklung des Internets prägt. Der Forscher Felix Stalder diagnostiziert hierbei zwei gegensätzliche Dynamiken: In „Sozialen Fabriken“ wird in zentralisierten Plattformen Profit aus der Partizipation der Nutzer gezogen. Demgegenüber stehen „soziale Ökonomien“ – wie Wikipedia – die freie kulturelle Werke produzieren. Wir sprachen mit dem Forscher und Wikipedia-Spender darüber, warum er die elementare Bedeutung der Unterstützung durch Spender betont und diese als Teil einer „kollektiven Leistung“ und Mitglied der „kulturellen Gemeinschaft“ sieht.
Sie verstehen Wikipedia als Teil einer größeren Dynamik der kulturellen Produktion im Internet. Inwiefern ist das so?
Produzenten und Rezipienten rücken im kulturellen Bereich stärker aneinander. Im Gegensatz zum Einkauf in einem Warenhaus, bei dem maximale Distanz herrscht, ist im digitalen Raum eine Kommunikation zwischen Produzenten und Rezipienten ohne zwischengeschaltete Marketingabteilungen möglich. Für die Produzenten wird die Aktivität der Konsumenten spürbar und mobilisierbar. Zwischen dem Kern der Community und dem weiteren Kreis der Unterstützer herrscht eine direktere Verbindung, eine horizontale Beziehung. Das drückt sich unter anderem in freiwilligen Geldspenden aus. Hierbei ist es nicht so, dass ich derjenige bin, dem es gut geht und ich gebe jemandem, dem es schlecht geht. Sondern die Spende ist Teil eines Gemeinschaftsprojekts, eine Form der Partizipation.
Daher sehen Sie den Beitrag der Spender als Teil einer kollektiven Leistung?
Genau. Es gibt im Wesentlichen drei Modelle, wie die Erstellung von digitalen Inhalten finanziert werden kann: das klassische Verkaufsmodell, die Finanzierung über Werbung und das, was ich als soziale Ökonomien bezeichne. Das letztere bedeutet, dass auf unterschiedliche Weise zu einem gemeinsamen Projekt etwas beigetragen werden kann: auf dem Weg der Geldleistung oder durch ein anderweitiges Engagement, in dem man z.B. Zeit investiert. Das Besondere an Wikipedia ist, dass es für alle Beiträge offen ist. Dabei liegt die Motivation zu spenden nicht darin begründet, Zugang zu erhalten, sondern Teil der Gemeinschaft zu sein. Mit meiner finanziellen Leistung als Spender unterstütze ich ein Projekt von dem ich will, dass es weiter existiert, weiter expandiert, dass es sich sogar noch verbessert. Das ist eine ähnliche Motivation wie der Wunsch, einen Artikel zu verbessern. Insofern würde ich auf jeden Fall die Spender als Teil der Wikipedia-Community sehen. Und deshalb wäre es fatal, wenn Wikipedia sich über Werbung finanzieren würde und sich nicht mehr um diesen Teil der Community bemühen müsste.
Wo sehen Sie die Gefahr, wenn ökonomische Interessen die Betreiber von Plattformen bestimmen, bei denen die Nutzer Inhalte erstellen?
Bei Wikipedia haben die Nutzer die Möglichkeit, über die Entwicklung der Plattform aktiv mitzuentscheiden. Da gibt es ja immer wieder Abstimmungen. Bei Google, Facebook und Apple entscheiden einzig und alleine die Eigentümer. Dabei kann man hundertprozentig sicher sein, dass nie eine Funktion freigeschaltet wird, hinter der kein Businessplan steckt. Alles dient dem übergeordneten Ziel, bessere Daten und Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es geht also primär darum, Produkte herzustellen, die dann am Markt verkauft werden können, zum Beispiel Werbeplätze oder Nutzerprofile – die Nutzer sind das eigentliche Produkt. Das ist mit dem Begriff sozialer Fabriken gemeint. Die Hauptgefahr, die ich dabei sehe, ist die fehlende Möglichkeit der Nutzer über die Entwicklung mitzubestimmen und die vollkommene Unterordnung sozialer Kommunikation unter kommerzielle Gesichtspunkte. Bei Wikipedia ist das anders. Hier stellt die finanzielle Partizipation der Spender die Freiheit und Unabhängigkeit des Projekts sicher.
Sind Sie auch Teil der kulturellen Gemeinschaft um Wikipedia?
Ich bin ein eifriger Nutzer von Wikipedia. Ich nutze sie fast jeden Tag, vor allem für alltägliche Recherchen. Aber ich habe auch schon kleinere Bearbeitungen vorgenommen und bin sogar einer der Hauptautoren des englischsprachigen Artikels über Manuell Castells. Ich sage meinen Studenten immer, dass Wikipedia ein guter Beginn für eine Recherche ist, aber ein schlechter Endpunkt. Dabei versuche ich ihnen mitzugeben, dass sie auch die Versionsgeschichte anschauen. Die Notwendigkeit, mehrere Quellen zu konsultieren gilt für Wikipedia wie für andere Quellen. Fehler passieren auch anderswo.
Ihre Geschichte für die Spendenkampagne
Seite an Seite mit Wikipedia-Gründer Jimmy Wales
Was ist die Geschichte Wikipedias? Ist es die Geschichte des Gründers? Oder ist es die Geschichte der vielen Autoren, Unterstützer und Spender? Welche Geschichten würden Sie den Millionen Nutzern von Wikipedia erzählen?
Einmal im Jahr läuft die große Spendenkampagne von Wikimedia. Acht Wochen lang rufen Banner in den Wikimedia-Projekten zum Spenden auf. Das Besondere an unserer Kampagne ist, dass sie sich aus vielen unterschiedlichen Gesichtern und Geschichten zusammensetzt. Derzeit ist die Spendenkampagne noch starkt geprägt durch den Aufruf von Jimmy Wales. Dies wollen wir ändern. Wir sind der Überzeugung, dass das Gesicht von Wikipedia das derjenigen ist, die Wikipedia tagtäglich am Laufen halten. Dafür brauchen wir Sie.
Das Tolle an Wikipedia ist die Vielseitigkeit. Jeder Mensch nutzt Wikipedia unterschiedlich und macht andere Erfahrungen damit. Und jeder Unterstützer – sei es als Autor oder als Spender – fördert Freies Wissen aus ganz persönlichen Gründen. Die Summe dieser Erfahrungen und Motivationen machen den Erfolg des Projektes aus. Zugleich wissen jedoch immer noch zu wenige Menschen, dass Wikipedia durch Menschen wie Sie und ich erstellt wird. Mit Hilfe von persönlichen Geschichten möchten wir diese Wahrnehmung ändern.
Gehen Sie auf die Portalseite de.wikipedia.org/wiki/WP:Fundraiser_2012 und helfen Sie uns, Ihre Geschichte über Wikipedia zu erzählen.
Nachgefragt
Häufig bekommen wir Fragen von Interessenten zugesandt. Aus diesem Grund beantworten wir an dieser Stelle in einer Serie die häufigsten Fragen rund ums Thema Spenden. Diese Ausgabe:
Sollte ich besser aktives Mitglied oder Fördermitglied werden?
Es gibt zwei mögliche Formen der Mitgliedschaft bei Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V., die Fördermitgliedschaft und die aktive Mitgliedschaft.
Als Fördermitglied unterstützen Sie den Verein in erster Linie finanziell mit einem jährlichen Beitrag und geben uns damit wichtige Planungssicherheit. Geld ist das eine. Die Anzahl unserer Förderer spielt aber auch eine große Rolle, um uns als Organisation Gehör zu verschaffen. Fördermitglieder können nicht nur natürliche, sondern auch juristische Personen werden. Sie werden zu Veranstaltungen eingeladen, auf Wunsch bekommen Sie kostenfrei unsere Vereinszeitung WIKIMEDIUM und - sofern Sie möchten - können Sie unser Vereinsforum nutzen und sich dort einbringen.
Aktive Mitglieder unterstützen den Verein darüber hinaus durch Ihre Mitarbeit. Sie sind das Herz von Wikimedia Deutschland und haben alle satzungsgemäßen Rechte und Pflichten. Dies sind insbesondere das Recht zur Antragstellung gegenüber Vorstand und Mitgliederversammlung, das aktive und passive Wahlrecht und Stimm- und Rederecht auf Mitgliederversammlungen. Aktive Mitglieder organisieren und gestalten die Veranstaltungen und die Vereinsarbeit von Wikimedia Deutschland. Sie engagieren sich nach persönlichem Interesse und zeitlichen Möglichkeiten aktiv für den Verein.
Alle Mitglieder verpflichten sich dem Vereinszweck und fördern damit die Chancengleichheit beim Zugang zu Bildung und Wissen.
Selbstverständlich sind alle Mitgliedsbeiträge - unabhängig von der Beitragsart - steuerlich absetzbar.
Weitere Informationen zur Mitgliedschaft (Satzung, Beitragsordnung und auch das Aufnahmeformular) finden Sie unter www.wikimedia.de/Mitgliedschaft
Sie haben Fragen, Anregungen, Hinweise? Johannes Schrader ist dann Ihr Ansprechpartner. Sie können ihn unter mitglieder@wikimedia.de jederzeit erreichen.
Spenderinterview
Wikimedium 02/12
Haupttext
Wikimedium 01/12
Haupttext
Dies ist kein Spendenaufruf!
Learning by doing - Die Fundraiser haben ihre Kampagne getestet
3,8 Millionen Euro in 52 Tagen. Eine Steigerung der Einnahmen um über 70% zum Vorjahr - und dass bei gleichbleibender Anzahl von Lesern in der deutschsprachigen Wikipedia. Ein Hauptgrund für die erfolgreichste Online-Spendenkampagne Deutschlands: Das Spendenbanner fordert nicht zum Spenden auf!
Jedes Jahr beginnt im November auf der deutschsprachigen Wikipedia-Seite die Spendenkampagne. Über 90% der Einnahmen von Wikimedia Deutschland werden durch die gut siebenwöchige Kampagne generiert. Anstatt sich auf den Erfahrungen der Vergangenheit zu verlassen, hat unser Fundraising-Team dieses Jahr vor und während der Kampagne Tests durchgeführt. Die erzielten Ergebnisse sind überraschend.
Deutsche Wikipedia-Spender wollen Authentizität und aufgeräumte Spendenseiten! Vor allem wollen sie sich aber nicht zum Spenden getrieben fühlen. Natürliche Bilder und authentische, persönliche Geschichten spielen eine extrem wichtige Rolle. Am besten funktionieren Aufrufe mit schnappschussartigen Fotos von Wikipedianern vor einem grünen Hintergrund und Texte mit vielen Zitaten. Das Banner generiert die meisten Spenden, wenn es nicht zum Spenden aufruft - die Spenderseite, wenn alle zweitrangigen Informationen erst auf einer weiterführenden Seite erscheinen.
Unter Berücksichtigung der Ergebnisse konnte die diesjährige Kampagne mit einer Einnahmesteigerung von 70% alle Erwartungen übertreffen. 3,8 Millionen Euro Spenden insgesamt bei einer täglichen Summe von über 73.000 Euro sind überragen. Bester Spendertag war der 29. Dezember mit dem Bannerspruch "Wenn jeder Leser 5 Euro spenden würde, wäre unsere Spendenkampagne heute vorbei". Das Banner konnte jedem neunten Besucher der Spendenseite auch eine Spende entlocken. Daneben war der persönliche Aufruf von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales und Wikimedia-Programmierer Brandon Harris sehr erfolgreich.
Wie genau liefen die Tests ab?
Die angewendete Testvorgehensweise ist einmalig im Fundraising. Durch die Flexibilität der Wikipedia-Software MediaWiki konnte das Fundraising-Team die Ergebnisse der, parallel zur Kampagne am Vormittag durchgeführten Tests direkt einbinden. Schwache Banner verschwanden innerhalb weniger Stunden - ungünstige Anordnungen der Elemente auf den Spendenseiten wurden schnell beseitigt.
Getestet wurden im Grunde zwei Dinge: Einerseits Banner, anderseits Anordnung, Text und Farbgebung von Spenderseitenelementen. Die insgesamt 27 A/B-Tests verliefen entkoppelt voneinander. Bei der Gegenüberstellung der Banner wurden verschiedene Bannerversionen auf dieselbe Spendenseite verlinkt. Beim Test der Elemente führte dasselbe Banner zu unterschiedlichen Spendenseiten. Somit konnte die Effektivität der Elemente im Einzelnen ermittelt werden. In den ein bis drei Stunden, in denen die Testseiten online waren, sahen ungefähr 20.000 Menschen eine jeweilige Testvariante. Die Validität der Ergebnisse ist damit gegeben.
Mithilfe dieser Erkenntnisse konnte die Kampagne erheblich verbessert werden. Das Fundraising-Team hofft, dass beim nächsten Mal noch mehr interessante Geschichten von Wikipedia-Begeisterten erzählt werden. Wer mitmachen will, einfach mailen: till.mletzko@wikimedia.de.
Spenderinterviews
In jeder Ausgabe veröffentlichen wir Interviews mit Spender. Dieses Mal haben wir mit Prof. Dr. Gerhard Vowe gesprochen. Vowe - Jg. 53 Politikwissenschaftler am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Düsseldorf.
1. Was denken Sie über die Online-Enzyklopädie Wikipedia? Wikipedia ist ein nützliches Instrument, um sich schnell und komfortabel einen Überblick über Themen zu verschaffen. Außerdem ist sie ein hervorragendes Beispiel dafür, dass ein Vorhaben Bestand und Erfolg haben kann, welches auf die Mitwirkung einer Vielzahl von Menschen setzt und zudem nicht kommerziell motiviert ist. Damit bietet sie vielen Menschen die Möglichkeit, Wissen aufzubereiten und sich darüber mit anderen auseinanderzusetzen. Zudem ermöglicht sie jedem Internetuser, an dem Prozess der Wissensaufbereitung mitzuwirken. Ein herausragendes Beispiel, wie die Möglichkeiten des Webs sinnvoll genutzt werden können.
2. Warum und wozu nutzen Sie Wikipedia? Sehr oft stolpere ich in Texten über Begriffe, die ich nicht kenne oder von denen ich nur eine vage Vorstellung habe. Mit Wikipedia kann ich mir einen ersten Überblick über diese Begriffe verschaffen. Durch Literaturangaben und Links kann ich mir mit wenig Aufwand eine Startposition für weitere Recherchen verschaffen. Zusätzlich nutze ich Wikipedia in der Freizeit - erkundige mich häufig über die Aufführungsgeschichte von Opern.
3. Hatten Sie schon mal ein kurioses Erlebnis bezüglich der Wikipedia? Es wird ja immer gesagt alle Wikipedia-Einträge werden freiwillig erstellt. Das ist nicht ganz richtig. In meinen Lehrveranstaltungen müssen Studierende, wenn sie mehr fehlen als zulässig, einen Wikipedia-Beitrag zum Kursthema anlegen oder aktualisieren.
4. Warum haben Sie die Idee des Freien Wissens unterstützt? Wissen und Bildung sind Ressourcen von so grundlegender Bedeutung für die Erhaltung und Entwicklung von Gesellschaften, dass der Zugang zu ihnen so frei wie nur möglich gestaltet werden sollte. Wikipedia bietet dies. Obwohl man so viel davon hat, tut man so wenig dafür - da klopft schon mal das schlechte Gewissen. Aber ich möchte auch etwas dazu beitragen, dass es Bestand hat, dass es weiter geht.