Witold Waszczykowski

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Witold Waszczykowski (2016)

Witold Jan Waszczykowski anhören?/i (* 5. Mai 1957 in Piotrków Trybunalski) ist ein polnischer Historiker, Diplomat und Politiker. Vom 16. November 2015 bis 9. Januar 2018 war er Außenminister im Kabinett Szydło bzw. Morawiecki.[1][2]

Lebenslauf

Waszczykowski beendete 1980 sein Magister-Studium an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Łódź, danach 1991 an der Fakultät für Internationale Beziehungen an der University of Oregon. 1992 bis 1993 absolvierte er ein Aufbaustudium am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik. 1993 wurde er zum Doktor der Geschichtswissenschaften promoviert. 1981 bis 1987 war er als Assistent an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Łódź tätig. Ab 1992 war er Mitarbeiter des polnischen Außenministeriums, 1996 wurde er zunächst stellvertretender Direktor der Abteilung für Europäische Institutionen und wechselte dann in die Abteilung für Sicherheitspolitik.

Im Jahre 1997 war er der amtierende Leiter des Verbindungsbüros Polens bei der NATO in Brüssel, dann bis 1999 stellvertretender Vertreter Polens bei der NATO. 1999 bis 2002 bekleidete er den Posten des Botschafters in Teheran, danach war er in der Abteilung für Strategie und Planung des Außenministeriums sowie als stellvertretender Direktor der Abteilung für Afrika und Nahost tätig. Am 4. November 2005 wurde er zum Unterstaatssekretär im Außenministerium berufen. Er leitete die Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten über das Raketenabwehrsystem. Am 11. August 2008 wurde er aller Ämter im Außenministerium enthoben.

Waszczykowski während der 52. MSC 2016

Am 27. August 2008 wurde er zum Stellvertreter des Chefs des Büros für Nationale Sicherheit berufen, am 6. Juli 2010 trat er vom Amt zurück. Bei den Kommunalwahlen 2010 bewarb er sich erfolglos für das Amt des Stadtpräsidenten (Oberbürgermeister) von Łódź. In den Parlamentswahlen 2011 wurde er zum Sejm-Abgeordneten gewählt und trat der PiS-Partei (Recht und Gerechtigkeit) bei. Er bewarb sich erfolglos bei der Europawahl in Polen 2014.

Bei den Parlamentswahlen 2015 wurde er wieder zum Sejm-Abgeordneten gewählt. Nach der Vereidigung der neuen Regierung übernahm er am 16. November 2015 den Posten des Außenministers in der Regierung von Beata Szydło.[3]

In Waszczykowskis Amtszeit fiel das zerrüttete Verhältnis mit der Europäischen Union. Kritiker bemängelten seine aggressive Rhetorik. Im Januar 2018 wurde er vom neuen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki entlassen und durch Jacek Czaputowicz ersetzt. Die Personaländerungen wurden als Signal Polens gewertet, einen eher mäßigenden Kurs gegenüber der EU einzuschlagen.[4]

Waszczykowski gab im September 2021 bekannt, dass er an Polyneuropathie leidet.[5]

Politische Positionen

Außen- und Sicherheitspolitik

Waszczykowski tritt für die Stationierung von Bodentruppen der NATO in Polen ein. Zur Begründung fügt er mit Hinweis auf die russischen Interventionen in der benachbarten Ukraine das veränderte „Sicherheitsumfeld“ an.[6]

Europapolitik

In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung nannte er die geplante Gaspipeline Nord Stream 2 einen Streitpunkt in den deutsch-polnischen Beziehungen und kritisierte sie als Projekt eines „egoistischen Partikularismus“, der in der Energiepolitik der Europäischen Union überwunden werden müsse.[7]

Medienpolitik

In Bezug auf die Reform der polnischen Medien verteidigte Waszczykowski das Vorhaben mit den Worten „Als müsse sich die Welt nach marxistischem Vorbild automatisch in nur eine Richtung bewegen – zu einem neuen Mix von Kulturen und Rassen, eine Welt aus Radfahrern und Vegetariern, die nur noch auf erneuerbare Energien setzen und gegen jede Form der Religion kämpfen. Das hat mit traditionellen polnischen Werten nichts mehr zu tun.“ Ebenso sagte er, dass die Reform den Staat „von einigen Krankheiten heilen“ würde.[8]

Trivia

Internationale Medienpräsenz erfuhr der Außenminister nach einer Pressekonferenz, in der er über die Bestrebungen Polens zum Nichtständigen Mitglied des UN-Sicherheitsrates für die Periode 2018–2019 sprach. Zur Unterstützung habe er unter anderem in dem fiktiven Land „San Escobar“ geworben, ließ später aber verlautbaren, es sei ihm eigentlich um St. Kitts und Nevis gegangen.[9]

Einzelnachweise

Weblinks

Commons: Witold Waszczykowski – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien