Syntagma
Syntagma (von griechisch σύνταγμα syntagma, deutsch ‚Zusammengesetztes‘ oder ‚Verfassung‘) bezeichnet in der Sprachwissenschaft eine Gruppe zusammenhängender sprachlicher Elemente in einer konkreten Äußerung. Das Syntagma hat als Gegenbegriff das Paradigma.
Syntagma und Paradigma
In der Linguistik wurde der Ausdruck Syntagma von Ferdinand de Saussure eingeführt und bezeichnet eine Kette von Elementen in einer vorliegenden Äußerung.[1] Die Elemente werden durch Zergliederung (Segmentierung) gewonnen und können „aus Lauten, Wörtern, Wortgruppen, Teilsätzen oder ganzen Sätzen bestehen“.[2] Als wesentlich wird in der Regel eine syntaktische Zusammengehörigkeit der Elemente genannt.[3] Die Elemente eines Syntagmas stehen in der Regel nebeneinander. Dies ist jedoch nicht notwendig.[4]
Aufgrund des linearen Charakters von Sprache kann die Verkettung von Einzelelementen auf der „horizontalen“ Achse zu einer komplexeren Einheit beschrieben werden, zum Beispiel kann die Verkettung von Buchstaben ein Wort bilden, Wörter können zu Phrasen oder Clauses verkettet werden und diese zu einem Satz.
Roland Barthes machte in seinen Elementen der Semiologie (frz. 1965) diesen Zusammenhang für die Linguistik zentral, so dass man heute sagen kann: „Paradigmen und Syntagmen bilden die Strukturmuster der Sprache.“[5] Im Syntagma werden Elemente kombiniert, im Paradigma (virtuell) gegenübergestellt.[5]
Sprachliche Elemente, die zusammen in einem Syntagma stehen können, stehen in „syntagmatischer Beziehung“ zueinander. Sprachliche Elemente, die an derselben Stelle eines Syntagmas eingesetzt werden können, stehen zueinander in einer „paradigmatischen Beziehung“. Das Verhältnis von Syntagmen und Paradigmen kann durch ein Modell „horizontaler“ Syntagmen und „vertikaler“ Paradigmen veranschaulicht werden.
Syntagmatische und paradigmatische Beziehungen können unter Absehung einer sinnvollen Bedeutung oder unter Einbeziehung der semantischen Beziehungen ermittelt werden:
Beispiel 1
Paradigma 1 | Paradigma 2 | Paradigma 3 | Paradigma 4 | Paradigma 5 | Paradigma 6 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Syntagma 1 | Der | Hund | läuft | die | Straße | hinab |
Syntagma 2 | Ein | Dackel | rennt | einen | Weg | hinauf |
Syntagma 3 | Ein | Sittich | läuft | die | Bäume | hinauf |
Syntagma 4 | Der | Wal | rennt | die | Schienen | hinauf |
Syntagma 5 | Er | – | rennt | die | Wand | hinab |
Auch unsinnige Wortgruppen bilden demnach ein gültiges Syntagma, solange sie allen (herkömmlichen) Rektionsbedingungen entsprechen. Insofern sie in diesem Beispiel unsinnig sind, ergibt sich dies aus dem jeweiligen (semasiologischen) Paradigma, bzw. aus den entsprechenden Wortfeldern.
Beispiel 2 (semantisches Paradigma)
Bezieht man die semantischen Relationen ein, so kommt man z. B. zu folgendem Beispiel:[6]
der Hund | bellt |
der Hund | kläfft |
der Hund | winselt |
der Hund | *singt |
Literatur
- Ferdinand de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1967, ISBN 3-11-000158-6.
- Syntagma. In: Helmut Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. 4. Auflage. Metzler, Stuttgart / Weimar 2010.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Søren Kjørup: Semiotik. W. Fink, Paderborn 2009, S. 24.
- ↑ Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2002, ISBN 3-520-45203-0 (Syntagma); anders wohl Klaus-Michael Bogdal: BA-Studium Germanistik: ein Lehrbuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 41, der nur von „Worten“ spricht.
- ↑ z. B. Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, ISBN 3-8252-2704-9, S. 29.
- ↑ Klaus-Michael Bogdal: BA-Studium Germanistik: ein Lehrbuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 41. Kessel/Reimann: Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache. Fink, Tübingen 2005, S. 29.
- ↑ a b Piroska Kocsány: Grundkurs Linguistik: ein Arbeitsbuch für Anfänger. Fink, Paderborn 2010, S. 92.
- ↑ In Anlehnung an Angelika Linke, Markus Nussbaumer, Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 2004, S. 39.