Yew-Kwang Ng

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Yew-Kwang Ng (Chinesische Kurzzeichen: 黄有光; * 1942 in Malaysia) ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Fudan Universität in Shanghai.[1] Neben der Volkswirtschaftslehre hat er in einer Reihe anderer akademischen Disziplinen publiziert und ist vor allem für seine Forschungsarbeit in der Wohlfahrtsökonomik bekannt.

Ausbildung und Akademische Karriere

Ng schloss sein Studium 1966 mit einem Bachelor of Commerce an der Universität Nanyang ab und promovierte 1971 an der Universität Sydney. Seit 1981 ist er Fellow der Academy of Social Sciences in Australien. Zwischen 1985 und 2012 hatte er einen Lehrstuhl als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Monash inne und ist heute emeritierter Professor. Zwischen 2013 und 2019 hielt Ng den Winsemius-Lehrstuhl am Fachbereich für Ökonomie der Technischen Universität Nanyang.[2] Im Juli 2019 übernahm Ng eine Position als Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Fudan Universität in Shanghai.[1]

Forschung

Ng hat mehr als 30 Bücher geschrieben oder mitverfasst und mehr als zweihundert wissenschaftliche Artikel in den Bereichen Wirtschaftswissenschaft sowie Biologie, Mathematik, Philosophie, Kosmologie, Psychologie und Soziologie veröffentlicht.[3][4] Er hat vorgeschlagen, die Wohlfahrtsbiologie als akademische Disziplin einzuführen.[5]

Wirtschaftswissenschaften

Ng ist bekannt für seine Forschung in der Wohlfahrtsökonomie und ein Großteil seiner wissenschaftlichen Publikationen ist diesem Fachbereich zuzuordnen.[6]

Sein erstes Buch zu diesem Thema schrieb er 1979, Welfare Economics: Introduction and Development of Basic Concepts (deutsch: Wohlfahrtsökonomie: Einführung und Entwicklung von Grundkonzepten).[7] Innerhalb der Wohlfahrtsökonomie ist er besonders bekannt für seine Arbeit an der Sozialwahltheorie und der ökonomischen Glücksforschung.[6] In zahlreichen Publikationen verteidigte er die Auffassung, dass der ökonomische Nutzen sowohl kardinal messbar als auch interpersonell vergleichbar sei.[8]

Ng prägte den Begriff der Mesoökonomie und half, sie als vereinfachte Version des allgemeinen Gleichgewichtsmodells mit Mikro- und Makroelementen zu etablieren.[9] Als Methode wird sie dazu verwendet, um die Auswirkungen unvollkommenen Wettbewerbs auf die Makroökonomie zu untersuchen. Es wurde argumentiert, dass die Mesoökonomie "in der Regel Ergebnisse erbringt, die stärker im Einklang mit empirischen Erkenntnissen sind als jedes der konkurrierenden makroökonomischen Modelle."[6]

Ng trug zur Entwicklung des Feldes der inframarginalen Wirtschaftstheorie bei, das "einen analytischen Rahmen (....) bietet, um den Fokus der neoklassischen Ökonomie auf Distribution mit den Überlegungen der klassischen Ökonomen (....) zur Arbeitsteilung in Einklang zu bringen."[6] Er arbeitete zusammen mit dem Ökonomen Xiaokai Yang an diesem Thema und sie veröffentlichten 1993 gemeinsam das Buch Specialization and Economic Organization: A New Classical Microeconomic Framework (deutsch: Spezialisierung und Wirtschaftsorganisation: Ein Neuer Klassischer Mikroökonomischer Rahmen), von dem geschrieben wurde, dass es "die neoklassische Wirtschaftstheorie glaubwürdig herausgefordert" habe.[6][10]

Moralphilosophie

In der Moralphilosophie vertritt Ng die konsequentialistische Position des hedonistischen Utilitarismus. Er hat diese Auffassung in zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen verteidigt, einige davon in Zusammenarbeit mit dem utilitaristischen Moralphilosophen Peter Singer.[11][12] Für diese Position plädiert er auch in seinem Buch Efficiency, Equality, and Public Policy aus dem Jahr 2000.[13]

Auf Grundlage seiner frühen wissenschaftlichen Arbeit über Tierwohl, globale Katastrophenrisiken und die Messung von Wohlbefinden wird Ng zugeschrieben viele Ideen entwickelt zu haben, die später in die Philosophie des effektiven Altruismus eingeflossen sind.[14] In einer akademischen Publikation aus dem Jahr 2020 analysiert Ng die Implikationen der ökonomischen Theorie des Zweitbesten (second best) für den effektiven Altruismus und argumentiert, dass wir in einer drittbesten Welt leben.[15]

Auszeichnungen und Ehrungen

Ng wurde für seine Forschungsarbeit mehrfach ausgezeichnet. Im Jahr 2007 wurde er zum Ehrenmitglied der Economic Society of Australia ernannt, der höchsten Auszeichnung der Society.[16] In der Würdigung dieser Auszeichnung wurde er als "einer der wichtigsten und international bekanntesten Ökonomen Australiens" bezeichnet.[6] Nach Aussage des Wirtschaftsnobelpreisträgers Kenneth Arrow ist Ng "einer der führenden Wirtschaftstheoretiker seiner Generation", und der Wirtschaftsnobelpreisträger James Buchanan hat ihm attestiert, "wichtige Beiträge zur theoretischen Wohlfahrtsökonomie geleistet zu haben".[6]

Nach der Emeritierung Ngs von der Universität Monash wurde er vom Fachbereich für Wirtschaftswissenschaften als Ehrenmitglied anerkannt.[17] Vor dem Hintergrund von Ngs Forschungsinteressen wurde er ernannt für den wissenschaftlichen Beirat des Global Priorities Institute an der University of Oxford.[1][18]

Bibliographie (Auswahl)

Wissenschaftliche Artikel

  • 1982. "A Micro-Macroeconomic Analysis Based on a Representative Firm," Economica, N.S., 49(194), S. 121-139.
  • 1984. "Quasi-Pareto Social Improvements," American Economic Review, 74(5), p p. 1033-1050.
  • 1990. "Welfarism and Utilitarianism: A Rehabilitation": Utilitas 2 (2): pp. 171–193. Abstract.
  • 1992. "Business Confidence and Depression Prevention: A Mesoeconomic Perspective," American Economic Review, 82(2), S. 365-371.
  • 1995. "Towards Welfare Biology: Evolutionary Economics of Animal Consciousness and Suffering," Biology and Philosophy, 10(3), S. 255–285. doi:10.1007/BF00852469.
  • 1997. "A Case for Happiness, Cardinalism, and Interpersonal Comparability," Economic Journal, 107(445), S. 1848-1858.
  • 1999. "Utility, informed preference, or happiness: Following Harsanyi's argument to its logical conclusion", Social Choice and Welfare, 16, S. 197–216. Abstract.
  • 2001. "Welfare-reducing Growth Despite Individual and Government Optimization," Social Choice and Welfare, 18(3), S. 497–506 mit Siang Ng. Abstract.
  • 2001. "Is Public Spending Good for You?," World Economics, 2(2), pp. 1–17, mit Harold Bierman. Abstract.
  • 2003. "From Preference to Happiness: Towards a More Complete Welfare Economics, Social Choice and Welfare, 20(2), S. 307–350. Abstract.
  • 2006. "Population Dynamics and Animal Welfare: Issues Raised by the Culling of Kangaroos in Puckapunyal," Social Choice and Welfare, 27(2), S. 407–422, mit Matthew Clarke.
  • 2007. "Eternal Coase and External Costs: A Case for Bilateral Taxation and Amenity Rights, European Journal of Political Economy, 23(3), S. 641–659. Abstract.
  • 2011. "Happiness Is Absolute, Universal, Ultimate, Unidimensional, Cardinally Measurable and Interpersonally Comparable: A Basis for the Environmentally Responsible Happy Nation Index," Monash Economics Working Papers 16-11. Abstract.
  • 2011. "Consumption tradeoff vs. catastrophes avoidance: implications of some recent results in happiness studies on the economics of climate change," Climatic Change, 105: 109. doi:10.1007/s10584-010-9880-z.
  • 2016. "How welfare biology and common sense may help to reduce animal suffering," Animal Sentience, 7. Abstract.
  • 2016. "The Importance of Global Extinction in Climate Change Policy," Global Policy, 7(3), pp. 315–322. doi:10.1111/1758-5899.12318.
  • 2017. "Towards a Theory of Third‐Best," Pacific Economic Review, 22(2), pp. 155–166. doi:10.1111/1468-0106.12219.
  • 2020. "Effective altruism despite the second-best challenge: Should indirect effects Be taken into account for policies for a better future?," Futures, 121. doi:10.1016/j.futures.2020.102568.

Bücher

  • 1979 und 1983. Welfare Economics (London: Macmillan),
  • 1986. Mesoeconomics: A Micro-Macro Analysis (London: Wheatsheaf)
  • 1990. Social Welfare and Economic Policy (London: Wheatsheaf)
  • 1993. Specialization and Economic Organization (Amsterdam: North-Holland, mit X. Yang)
  • 1994. The Unparalleled Mystery (Beijing: Writers Press).
  • 1998. Increasing Returns and Economic Analysis, ed. mit Kenneth Arrow und X. Yang (London: Macmillan).
  • 1999. Economics and Happiness (Gesammelte wissenschaftliche Artikel in Chinesisch) (Taipei: Maw Chang)
  • 2000. Efficiency, Equality, and Public Policy: With a Case for Higher Public Spending (London: Macmillan)
  • 2011. Mistakes in Economics by the Public, Students, Economists and Nobel Laureates (New York: Nova Science Publishers)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Yew-Kwang Ng 黃有光. (Nicht mehr online verfügbar.) Fudan Universität, School of Economics, archiviert vom Original am 5. Juli 2020; abgerufen am 5. Juli 2020 (englisch).
  2. Yew-Kwang Ng: Yew-Kwang Ng 黃有光. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Nanyang Technological University. Archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  3. Yew-Kwang Ng: Curriculum Vitae. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Nanyang Technological University. Archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  4. Yew-Kwang Ng: Publications. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Nanyang Technological University. Archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  5. Yew-Kwang Ng: Towards welfare biology: Evolutionary economics of animal consciousness and suffering. In: Biology and Philosophy. Band 10, Nr. 3, Juli 1995, S. 255–285, doi:10.1007/BF00852469.
  6. a b c d e f g W. Max Corden, Peter Forsyth, Christis G. Tombazos: Tribute Distinguished Fellow of the Economic Society of Australia, 2007: Yew-Kwang Ng. In: The Economic Society of Australia (Hrsg.): The Economic Record. Band 84, Nr. 265, Juni 2008, S. 267–272, doi:10.1111/j.1475-4932.2008.00467.x (englisch, archive.org [PDF]).
  7. Yew-Kwang Ng: Welfare Economics: Introduction and Development of Basic Concepts. Palgrave Macmillan, London 1979, ISBN 978-0-333-24296-4.
  8. Yew-Kwang Ng: A Case for Happiness, Cardinalism, and Interpersonal Comparability. In: Blackwell (Hrsg.): The Economic Journal. 107, November 1997, S. 1848–1858.
  9. Yew-Kwang Ng: Mesoeconomics: A Micro - Macro Analysis. St. Martin's Press, New York 1986, ISBN 0-312-53069-2.
  10. Yew-Kwang Ng, Xiaokai Yang: Specialization and Economic Organization: A New Classical Microeconomic Framework. North Holland, Amsterdam 1993, ISBN 978-1-4832-9682-1.
  11. Yew-Kwang Ng, Peter Singer: An Argument for Utilitarianism. In: Canadian Journal of Philosophy. 11, Nr. 2, Juni 1981, S. 229–239. JSTOR 40231194.
  12. Yew-Kwang Ng, Peter Singer: Ng and Singer on Utilitarianism: A Reply. In: Canadian Journal of Philosophy. 13, Nr. 2, Juni 1983, S. 241–242. JSTOR 40231317.
  13. Yew-Kwang Ng: Efficiency, Equality and Public Policy: With A Case for Higher Public Spending. Palgrave Macmillan, London 2000, ISBN 978-1-349-39897-3, doi:10.1057/9780333992777.
  14. Robert Wiblin, Keiran Harris: Prof Yew-Kwang Ng is a visionary economist who anticipated many key ideas in effective altruism decades ago. Here’s his take on ethics and how to create a much happier world. (Nicht mehr online verfügbar.) 80,000 Hours, 26. Juli 2018, archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  15. Yew-Kwang Ng: Effective altruism despite the second-best challenge: Should indirect effects Be taken into account for policies for a better future? In: Futures. Band 121, doi:10.1016/j.futures.2020.102568.
  16. Distinguished Fellow Award. (Nicht mehr online verfügbar.) The Economic Society of Australia, archiviert vom Original; abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  17. Honorary and adjunct appointments. Monash University, abgerufen am 28. Juli 2018 (englisch).
  18. People. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Global Priorities Institute, University of Oxford. Archiviert vom Original; abgerufen am 5. Juli 2020 (englisch).