Min Nan

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(Weitergeleitet von Zh-min-nan)
Minnan
閩南語
/
闽南语

Bân-lâm-gú a)
閩南話
/
闽南话

Bân-lâm-uē a)

Gesprochen in

Volksrepublik China, Taiwan, Malaysia, Myanmar, Brunei, Indonesien, Singapur, Philippinen, Thailand, Vietnam, Vereinigte Staaten
Sprecher 49 Millionen
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Taiwan (de facto)
Sprachcodes
ISO 639-1

zh (chinesische Sprachen)

ISO 639-2 (B) chi (chinesische Sprachen) (T) zho (chinesische Sprachen)
ISO 639-3

nan, zho (Makrosprache, chinesische Sprachen)

Min Nan oder Minnan (chinesisch 

閩南語

 / 

闽南语

, Pinyin

Mǐnnányǔ

, Pe̍h-ōe-jī Bân-lâm-gú – „südliche Min-Sprache“) a) ist eine Sprache, die in der südchinesischen Provinz Fujian und umliegenden Gebieten gesprochen wird. Hokkien, Taiwanisch und Teochew sind prominente Varianten von Minnan.

Klassifikation

Minnan bildet neben weiteren Gruppen einen Zweig der Min-Sprachen. Diese sind Teil der Gruppe der chinesischen Sprachen, welche selbst ein Mitglied der sino-tibetischen Sprachfamilie sind.

Wie auch bei anderen Sprachen der chinesischen Sprachfamilie ist der offizielle Standpunkt der Volksrepublik China, dass Minnan ein Dialekt und keine Sprache ist. Jedoch überlappt sich Minnan lexikalisch nur zu 15,1 % mit Hochchinesisch, und die Sprachen sind gegenseitig nicht verständlich. Selbst zwischen verschiedenen geographischen Ausprägungen von Minnan ist die gegenseitige Verständlichkeit sehr gering.

Dialekte und geographische Verbreitung

Verbreitung der Min-Nan-Dialekte in den Provinzen Zhejiang, Fujian und Guangdong sowie in Taiwan

Min Nan wird im südlichen Teil der Provinz Fujian gesprochen, in zwei südlichen Gebieten in der Provinz Zhejiang, auf der Zhoushan-Inselgruppe von Ningbo in Zhejiang, und im östlichen Teil der Provinz Guangdong und auf der Leizhou-Halbinsel, in Hainan und auf Taiwan. Wichtige Dialektgruppen sind:

  • Hokkien, auch als „Quanzhang“, „Fukien-Dialekt“ oder „Amoy-Dialekt“ bekannt – im Süden von Fujian sowie auf Taiwan. Der Dialekt von Taiwan (Taiwanisch) wird dort als Tâi-oân-oē oder Hō-ló-oē bezeichnet. Die ethnische Gruppe, die Hokkien als Muttersprache hat, wird als Holo (Hō-ló) oder Hoklo bezeichnet; diese bildet auch eine große ethnische Gruppe in Taiwan.
  • Teochew, auch als „Chaozhou-Dialekt“ bekannt – in der Region Chaoshan (=Chaozhou/Shantou), Provinz Guangdong
  • Qiongwen, auch als „Hainan-Dialekt“ bekannt – auf der Insel Hainan. Dieser Dialekt ist für Sprecher von Hokkien und Teochew unverständlich[1] und wird nicht immer der Min-Nan-Gruppe zugerechnet. Eng verwandt ist der Dialekt der Leizhou-Halbinsel.

Aus Fujian emigrierte Min-Nan-Sprecher brachten die Sprache in viele andere Teile Südostasiens. Ein Großteil waren Hoklo aus dem südlichen Fujian, welche die Sprache nach Indonesien, Malaysia und Singapur brachten. Viele weitere chinesischstämmige Südostasiaten kommen aus der Chaoshan-Region und sprechen Teochew. Es gibt Berichte, dass Min Nan die Muttersprache von bis zu 98,5 % der chinesischstämmigen Bevölkerung auf den Philippinen sei; unter diesen wird es als Lan-nang oder Lán-lâng-oē („Sprache unseres Volkes“) bezeichnet.

Offizieller Status

In Taiwan wurde der Status von Minnan im öffentlichen Leben seit der Aufhebung des Kriegsrechts im Jahr 1987 und der nachfolgenden Liberalisierung aufgewertet und Minnan wird im Rundfunk etc. verwendet (siehe Taiwanische Sprache).

Auf dem chinesischen Festland gibt es ebenfalls Radio- und Fernsehsendungen in Minnan.

Phonetik und Phonologie

Minnan ist eine Tonsprache mit stark ausgeprägtem Tonsandhi. Die folgenden Abschnitte geben An- und Auslaute der Silben des Min Nan an. Die Beispiele sind zweisilbige Wörter, wobei die betreffende Komponente rot hervorgehoben ist.

Anlaute

IPA p b m t n ŋ l k g h ʑ tɕʰ ɕ ʦ ʣ ʦʰ s
Pe̍h-ōe-jī p b ph m t th n nng l k g kh h chi ji chhi si ch j chh s
Revised TLPA
p b ph m t th n nng l k g kh h zi ji ci si z j c s
TLPA
p b ph m t th n nng l k g kh h zi ji ci si z j c s
Pumindian b) b bb p m d t n l g gg k h zi li ci si z l c s
Zhuyin ㄋㆭ
Beispiel
(Langzeichen)





















Beispiel
(Kurzzeichen)





















Auslaute

IPA a ap at ak aʔ ã ɔ ɔk ɔ̃ ə o e i ɪɛn iəŋ
Pe̍h-ōe-jī a ap at ak ah aⁿ o• ok oⁿ o o e eⁿ i ian eng
Revised TLPA
a ap at ak ah aN oo ok ooN o o e eN i ian ing
TLPA
a ap at ak ah ann oo ok oonn o o e enn i ian ing
Pumindian b) a ap at ak ah na oo ok noo o o e ne i ien ing
Zhuyin ㄚㆴ ㄚㆵ ㄚㆶ ㄚㆷ ㆦㆶ ㄧㄢ ㄧㄥ
Beispiel
(Langzeichen)














Beispiel
(Kurzzeichen)














IPA ɪk ĩ ai au am ɔm ɔŋ ŋ̩ u ua ue uai uan ɨ ũ
Pe̍h-ōe-jī ek iⁿ ai aiⁿ au am om m ong ng u oa oe oai oan i uⁿ
Revised TLPA
ik iN ai aiN au am om m ong ng u ua ue uai uan ir uN
TLPA
ik inn ai ainn au am om m ong ng u ua ue uai uan ir unn
Pumindian b) ik ni ai nai au am om m ong ggn u ua ue uai uan i nu
Zhuyin ㄧㆶ ㄨㄚ ㄨㆤ ㄨㄞ ㄨㄢ
Beispiel
(Langzeichen)













Beispiel
(Kurzzeichen)













Töne

IPA a˥˥ a˥˧ a˨˩ ap˩˩
at˩˩
ak˩˩
aʔ˩˩
a˧˥ a˥˧ a˧˧ ap˥˥
at˥˥
ak˥˥
aʔ˥˥
Pe̍h-ōe-jī a á à ap
at
ak
ah
â á ā a̍p
a̍t
a̍k
a̍h
Revised TLPA

TLPA
a1 a2 a3 ap4
at4
ak4
ah4
a5 a2 (6=2) a7 ap8
at8
ak8
ah8
Pumindian b) ā ă à āp
āt
āk
āh
á ă â áp
át
ák
áh
Zhuyin ㄚˋ ㄚᒻ ㄚㆴ
ㄚㆵ
ㄚㆶ
ㄚㆷ
ㄚˊ ㄚˋ ㄚ⊦ ㄚㆴ̇
ㄚㆵ̇
ㄚㆶ̇
ㄚㆷ̇
Beispiel
(Langzeichen)






Beispiel
(Kurzzeichen)






Schrift

taiwanische Bibel von 1933 in der Minnan-Sprache

Minnan wird von chinesischstämmigen Sprechern typischerweise in chinesischen Schriftzeichen notiert, wie sie im Hochchinesischen verwendet werden. Es gibt darüber hinaus eine Reihe von speziellen Zeichen, welche nur für Minnan verwendet werden, wie dies beispielsweise auch im Kantonesischen üblich ist. Nicht selten werden für ein Wort ohne traditionelles Zeichen auch Zeichen für andere Wörter mit ähnlicher Bedeutung oder ähnlicher Aussprache benutzt.

Minnan kann – ebenso wie andere chinesische Sprachen – auch in lateinischen Buchstaben geschrieben werden. Diese lateinische Schreibweise wird als Pe̍h-ōe-jī (POJ „

vernacular writing

“) bezeichnet. POJ wurde von presbyterianischen Missionaren und später von der presbyterianischen Kirche in Taiwan entwickelt; die Verwendung dieser Schreibweise wurde seit dem späten 19. Jahrhundert gefördert. Daneben gibt es noch weitere lateinische Umschriften, und auch gemischte Notationen, die chinesische Schriftzeichen und lateinische Buchstaben verwenden. Frühe Schriften in Minnan stammen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Beispiel ist die „Doctrina Christiana en letra y lengua china“, vermutlich geschrieben 1587 von den spanischen Dominikanern auf den Philippinen. Ein anderes ist die „Romanze des Litschispiegels“ (

荔镜记

c) aus dem Jahr 1566, wahrscheinlich der früheste erhaltene Minnan-Text.

Kodierung zur elektronischen Datenverarbeitung

Als Sprachcode für Minnan wurde 2001 zh-min-nan[2] registriert und 2009 durch nan ersetzt.[3]

Eine Schwierigkeit liegt darin, dass der Zeichensatz nicht unveränderlich ist. Wie in vielen sino-tibetischen Sprachen sehen manche Autoren für bestimmte Ausdrücke bestehende Zeichen als ungenügend an, und kreieren für diese Ausdrücke neue Zeichen. Die sind naturgemäß nicht in Unicode bzw. dem ISO/IEC 10646: Universal Coded Character Set enthalten.

Alle für Pe̍h-oē-jī notwendigen Buchstaben sind in Unicode enthalten, unter der Verwendung von precomposed oder diacritics.

Literatur

  • Li Rong (
    李荣
    ):
    现代汉语方言大词典: 厦门方言词典
    („Großes Wörterbuch der modernen chinesischen Dialekte. Wörterbuch des Xiamen-Dialekts“). Jiangsu jiaoyu chubanshe, Nanjing 1999.
  • Li Rulong (
    李如龙
    ):
    闽南方言语法研究
    („Studien zur Grammatik der Min Nan-Dialekte“). Fujian Renmin Chubanshe, Fuzhou 2007, ISBN 978-7-211-05423-7.
  • Nicholas Bodman: Spoken Amoy Hokkien. Government of Federation of Malaya, Kuala Lumpur 1955–1958.
  • Yuan Jiahua (
    袁家骅
    ):
    汉语方言概要
    („Abriss der chinesischen Dialekte“). Wenzi gaige chubanshe, Peking 1960.

Anmerkungen

  • a) Bân-lâm-gí ist die umgangssprachliche Aussprache von der formalen Schriftaussprache Bân-lâm-gú (chinesisch 
    閩南語
     / 
    闽南语
    , Pinyin
    Mǐnnányǔ
    , Pe̍h-ōe-jī Bân-lâm-gú – „südliche Min-Sprache“), also das Min Nan bzw. Minnan. Alternativ wird Min Nan im Chinesischen auch als Minnanhua bzw. Bân-lâm-uē (
    閩南話
     / 
    闽南话
    ,
    Mǐnnánhuà
    , Pe̍h-ōe-jī Bân-lâm-uē – „südliche Min-(Einzel)Sprache“) bezeichnet,
  • b) Pumindian (
    普閩典
     / 
    普闽典
    ,
    pǔmǐndiǎn
    , Pe̍h-ōe-jī phóo-bân-tián) ist eine gängige umgangssprachliche Bezeichnung für das Minnan-Pinyin, auch Bbanlam-Pingyim (Banlam-Phingim) (
    閩南拼音
     / 
    闽南拼音
    ,
    mǐnnán pīnyīn
    , Pe̍h-ōe-jī bân-lâm-phing-im), kurz
    閩拼
     / 
    闽拼
    ,
    mǐnnpīn
    , Pe̍h-ōe-jī bân-phing). Es ist das Umschriftsystem für Hochchinesisch (Pǔtōnghuà) und Minnan (Bân-lâm-gú, chinesischen Regiolekt) aus dem „Hochchinesisch-Minnan-Mundartwörterbuch“ (
    普通話閩南方言詞典
     / 
    普通话闽南方言词典
    ,
    Pǔtōnghuà mǐnnán fāngyán cídiǎn
    , englisch
    Mandarin Minnan Dialect Dictionary
    , Pe̍h-ōe-jī Phóo-thong-uē bân-lâm hong-giân-sû-tián – „Wörterbuch für Hochchinesisch und Minnan-Dialekt“). Die amtlich Bezeichnung von Pumindian wird allgemein das „Minnan-Pinyin-Umschriftsystem“ genannt. Es ist offiziell auch bekannt als Bbanlamue-Phingyim-Hong'an oder Minnanhua Pinyin Fang'an (
    閩南話拼音方案
     / 
    闽南话拼音方案
    ,
    mǐnnánhuà pīnyīn fāng'àn
    , Pe̍h-ōe-jī bân-lâm-uē phing-im-hong-àn), das kurz Pingyim-System genannt wird.
  • c) Die „Romanze des Litschispiegels“ (
    荔鏡記
     / 
    荔镜记
    ,
    Lìjìngjì
    , Pe̍h-ōe-jī Nāi-kiànn-kì), im Volksmund auch bekannt als „Die Geschichte von Chen San und Wuniang“ (
    陳三五娘
     / 
    陈三五娘
    ,
    Chén Sān Wǔniáng
    , Pe̍h-ōe-jī Tân-sann-Gōo-niû), ist ein populäres literarisches Werk aus der Ming-Zeit (1368–1644), dessen sprachlichen Ursprung aus der Gegend von Chaozhou und Quanzhou abstammt. Die Protagonisten der Liebesgeschichte ist Chen San (eigentlich
    陳伯卿
     / 
    陈伯卿
    ,
    Chén Bóqīng
    , Pe̍h-ōe-jī Tân Peh-khing, der Protagonist) und seine Geliebte Wuniang (eigentlich
    黃碧琚
     / 
    黄碧琚
    ,
    Huáng Bìjū
    , Pe̍h-ōe-jī N̂g Phik-gi, die Protagonistin).

Weblinks

Wiktionary: Min Nan – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Chinese, Min Nan. In: Ethnologue.com. Archiviert vom Original am 6. Januar 2016; abgerufen am 6. August 2022 (englisch).
  2. zh-min-nan. auf iana.org. (englisch)
  3. language-subtag-registry. auf iana.org. (englisch)