Zunft Schwamendingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Datei:Schwamendingen100-1-.jpg
Wappen der Zunft Schwamendingen

Die 1975 gegründete Zunft Schwamendingen ist die zweitjüngste Zunft der Stadt Zürich und repräsentiert den Stadtkreis 12 bzw. das Quartier Schwamendingen. Sie gehört zu den Zünften der «neuen Linie», das heisst sie war nie am politischen System der Stadt beteiligt, sondern bildete sich aus dem Bedürfnis, eine bürgerliche Gesinnung und das Verständnis für alte zürcherische Sitten, Gebräuche und Feste zu pflegen.[1]

Zunftwappen

Blasonierung: In Blau ein rechter silberner Flankenwellenpfahl und eine silberne Pflugschar.

Es handelt sich dabei um das alte Wappen der Gemeinde Schwamendingen aus dem 13. Jahrhundert, dessen silberner Wellenpfahl als Symbol der Glatt an die einst in wirtschaftlicher Beziehung wichtige Rolle des Flusses erinnert.

Wahlspruch

Die Heimat zu ehren,
dem Nächsten zu dienen,
die Freundschaft zu pflegen,
an die Zukunft zu glauben.

Geschichte

Im Gewerbeverein Schwamendingen war der Gedanke an die Gründung einer Zunft schon seit den 1960er-Jahren gepflegt worden. Als Schwamendingen im Jahre 1971 aufgrund des Bevölkerungszuwachses zum 12. Stadtkreis wurde, konnte mit der Planung begonnen werden. Unter der Führung von Anton Steiner, dem Präsidenten des Gewerbevereins, wurde am 2. Juli 1973 die «Vorbereitende Gesellschaft zur Gründung einer Zunft im Kreis 12» gegründet.[2] Mit der Unterstützung der Zunft St. Niklaus machte man sich daran Satzungen, Name, Wappen und Kostümierung zu suchen.

Im Herbst 1974 beschloss der Vorstand der Vorbereitenden Gesellschaft, dem Zentralkomitee der Zünfte Zürichs (ZZZ) das Gesuch um Aufnahme zu stellen. Daraufhin wurde der Zunft St. Niklaus gestattet die neue Zunft am Sechseläuten 1975 als Gast einzuladen.[3]

Im Frühjahr 1975 äusserten einige Mitglieder Bedenken bezüglich des Tempos und der Kosten der Zunftgründung und verlangten eine Neuwahl des Vorstands.[4] Der vorgeschlagene Zeitplan wurde jedoch beibehalten und so begann am 12. April 1975 um 17.30 Uhr im Saal des Gasthofs Hirschen in Schwamendingen der Gründungsakt. Aus der Vorbereitenden Gesellschaft wurde die Zunft Schwamendingen.[5]

Am 26. November 1975 entschied die Delegiertenversammlung des ZZZ ohne Gegenstimme, die Zunft Schwamendingen in den Verband aufzunehmen.[6]

Teilnahme am Sechseläuten

1976 nahm die Zunft Schwamendingen zum ersten Mal kostümiert am Sechseläuten teil.[7] Die Schwamendinger tragen die Sonntagstracht der Bauern der Zürcher Landschaft aus der Mitte des 18. Jahrhunderts nach einer Darstellung von David Herrliberger aus dem Jahre 1754. Auch die Kostüme der Jungzünfter und des Zunftspiels sind Vorlagen aus dieser Zeit entnommen. Die Reitergruppe trägt die Kavallerieuniform der Zürcher Milizen nach der Ordonnanz von 1837.[8]

Am Umzug führt die Zunft Schwamendingen einen Wagen mit, der die einst zu Schwamendingen gehörende, heute jedoch jenseits der Stadtgrenze auf Walliseller Gebiet stehende Herzogenmühle darstellt. Diese Mühle hatte im Leben der Schwamendinger Bauern eine grosse Bedeutung, weil sie dort jahrhundertelang ihr Getreide mahlen liessen. Der Name der Herzogenmühle geht übrigens nicht auf Adelige, sondern auf einen früheren Besitzer, einen Müller namens Herzog, zurück.

Die Zunft Schwamendingen im Quartier

In Schwamendingen ist die Zunft heute fester Bestandteil im Quartierleben. Sie zählt rund hundert Zünfter, einige Anwärter und Jungzünfter. Die monatlichen Veranstaltungen finden in der Regel im Quartier statt. Nur das Sechseläuten und das Martinimahl werden in der Innenstadt, im Saal des Glockenhofs, gefeiert.

Jedes Sechseläuten beginnt im Gasthof Hirschen in Schwamendingen mit einem Umtrunk mit der Quartierbevölkerung.[9] Die Zunft lädt zudem jedes Jahr eine Schulklasse aus dem Quartier an das Sechseläuten ein und lässt die empfangenen Blumen an die Altersheime im Quartier verteilen.

Im Auftrag der Zunft, des Quartiervereins und des Gewerbevereins organisieren die Schwamendinger Jungzünfter jährlich den Räbeliechtliumzug im Quartier.[10]

Liste der Zunftmeister

  • Anton Steiner, 1975–1986
  • Werner A. Rechsteiner, 1986–1992
  • Heinz Akermann, 1992–1998
  • Peter Schneider, 1998–2004
  • Carlo Hächler, 2004–2010
  • Werner Städeli, 2010–2016
  • Pascal Pauli, seit 2016

Literatur

  • Zunft Schwamendingen (Hrsg.): 10 Jahre Zunft Schwamendingen 1975–1985. Zürich 1986.
  • Markus Brühlmeier, Beat Frei: Das Zürcher Zunftwesen. Band 2. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005, ISBN 3-03823-171-1, S. 189–218.
  • Helmut Meyer: Zünftiges Zürich. Ereignisse und Hintergründe. Kommissionsverlag episteme.ch, Zürich, ISBN 978-3-905780-06-2, S. 128–137.
  • Walter Baumann: Zürcher Sechseläuten. Constaffel und die 25 Zünfte. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1992, ISBN 3-85823-355-2.
  • Quartierverein Schwamendingen (Hrsg.): Schwamendinger-Buch. Quartierverein Schwamendingen, Zürich 1981, ISBN 3-907750-01-2, S. 120–121.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Markus Brühlmeier, Beat Frei: Das Zürcher Zunftwesen. Band 2. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2005, ISBN 3-03823-171-1, S. 189–218.
  2. Quartierverein Schwamendingen (Hrsg.): Schwamendinger-Buch. Zürich 1981, ISBN 3-907750-01-2, S. 120.
  3. Drei Jubilare im Zug der Zünfte. In: Neue Zürcher Zeitung. 22. April 1975, S. 41–42.
  4. «Zunftwirren» in Schwamendingen. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. April 1975, S. 50.
  5. Gründung der Zunft Schwamendingen. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. April 1975, S. 25.
  6. Zunft Schwamendingen (Hrsg.): 10 Jahre Zunft Schwamendingen 1975–1985. Zürich 1986, S. 28.
  7. Eine neue Zunft am Sechseläuten. In: Neue Zürcher Zeitung. 8. April 1976, S. 49.
  8. Die Uniform ist u. a. auf den Darstellungen zum Züriputsch zu sehen.
  9. Karin Steiner: Zunft Schwamendingen lud zum Apéro ein. In: Zürich Nord. 27. April 2017, S. 9.
  10. Toni Spitale. Altstadt, 1. September 2005, S. 2.