Zwerchhaus
Das Zwerchhaus ist ein ein- oder mehrgeschossiger Aufbau in einem geneigten Dach. Es hat einen Giebel und selbst ein eigenes Dach. Die Bezeichnung rührt von mhd. zwerch = quer her. Der First des Zwerchhauses liegt quer zum First des Hauptdaches. Es unterscheidet sich von der Gaube dadurch, dass seine Giebelwand in einer Ebene mit der Traufwand liegt, während die Gaube gegenüber der Traufe zurückspringt.
Beschreibung
Der Zwerchgiebel oder Zwerchhausgiebel steht in der Flucht der Gebäudeaußenwand.[3] Bei einer Ausführung als Zwerchhaus kann das entsprechende Gebäudeteil aus der Fassade hervorspringen. Dadurch unterscheidet sich das Zwerchhaus von der Gaube, die unabhängig von den Außenwänden auf dem Dach positioniert ist. Das Dach des Zwerchhauses ist häufig als Satteldach ausgebildet. Das Zwerchdach kann aber auch als Flach-, Zelt-, Pult- oder Walmdach ausgebildet sein. Dessen First verläuft quer (zwerch)[4] zum Dachfirst des Hauptdachs. Entsprechend stehen die Traufen von Zwerchdach und Hauptdach rechtwinklig zueinander.
Zwerchhäuser wurden bereits in den Städten des späten Mittelalters gebaut (ab 14. Jahrhundert), sobald innerhalb der Stadtmauer mehr Speicher-, seltener Wohnfläche benötigt wurde. Bei hohen Dachstühlen ermöglichten tragende Binder das Einfügen der Quergiebel und damit eine bessere Belichtung des Dachraums.[5] Zwerchhäuser entwickelten sich zu einem charakteristischen Architekturelement der deutschen Renaissance. Sie wurden auf Dächern von repräsentativen Gebäuden errichtet und gliederten große Dachflächen. In dieser Zeit wurden sie häufig mit Säulenstellungen, Lisenen, Gesimsen, Voluten und Fenstern unterschiedlicher Formen verziert. Seit dem 17. Jahrhundert wurden immer mehr Dachböden durch Zwerchhäuser genutzt.
Auch heute werden Dachaufbauten oft mit Zwerchhäusern ausgeführt. Sie verändern eine Dachlandschaft wesentlich stärker als einfache Gauben oder Dachflächenfenster. Ein nachträglicher Dachaufbau kann daher bei Baubewilligungsbehörden oder der Denkmalpflege auf Einwände stoßen.
Siehe auch
Literatur
- Eyvind Unnerbäck: Welsche Giebel. Ein italienisches Renaissancemotiv und seine Verbreitung in Mittel- und Nordeuropa (= Antikvariskt Arkiv 42, ISSN 0083-6737). Almqvist & Wiksell, Stockholm 1971.
Weblinks
Einzelnachweise und Fußnoten
- ↑ Stefan Kummer: Architektur und bildende Kunst von den Anfängen der Renaissance bis zum Ausgang des Barock. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band 2: Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1477-8, S. 576–678 und 942–952, hier: S. 589 f.
- ↑ aus Christophorus Marianus: Encaenia et tricennalia Juliana […]. Würzburg 1604.
- ↑ dtv-Lexikon. Band 20. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1992, ISBN 3-423-05998-2, S. 321.
- ↑ Wortherkunft: Gerhard Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Bertelsmann Lexikon-Verlag, Gütersloh 1971, ISBN 3-570-06588-X, S. 4179.
- ↑ dtv-Atlas zur Baukunst. Band 2. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1981, ISBN 3-423-03021-6, S. 367.