Zwerg Nase (2021)

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Film
Originaltitel Zwerg Nase
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 90 Minuten
Stab
Regie Ngo The Chau
Drehbuch Adrian Bickenbach
Produktion Jens Christian Susa
Musik Tim Morten Uhlenbrock
Kamera Ngo The Chau
Schnitt Felix Schekauski
Besetzung

Zwerg Nase ist ein deutscher Märchenfilm von Ngo The Chau aus dem Jahr 2021. Er basiert auf dem gleichnamigen Märchen und gehört zur ZDF-Märchenfilmreihe Märchenperlen. Die Hauptrolle wird von Mick Morris Mehnert verkörpert, Herzog Kunz der Schlemmer von Daniel Zillmann, die Fee Kräuterweis von Anica Dobra. Der Märchenfilm wurde auf dem Schlingel Filmfestival 2021 uraufgeführt.

Handlung

An den Markttagen hilft der 12-jährige Jakob bei seiner Mutter am Gemüsestand. Des Öfteren trägt er den Kunden die Ware nach Hause. Eines Tages taucht die böse Fee Kräuterweis bei dem Gemüsestand auf und kritisiert die Qualität der Ware. Sie fängt an, am Gemüsestand zu randalieren, woraufhin sie von Jakob für ihren Charakter und ihr Aussehen, insbesondere ihre Nase, gescholten wird. Dennoch kauft sie etwas und lässt Jakob die Ware heimtragen. In ihrem Haus nimmt sie Jakob gefangen. Sieben Jahre lang wird er von der Fee Kräuterweis zum Koch ausgebildet und muss für sie kochen. Dabei lernt Jakob alle Gerichte aus einem Kochbuch kennen, das die böse Fee dem Zauberer Wetterbock einst entwendet hatte. Aber ein Gericht lernt Jakob nie kennen, denn eine Seite fehlt in dem Buch. Schließlich ist die Lehrzeit beendet und bevor sie ihn entlässt, verzaubert die Fee Kräuterweis Jakob mit Hilfe eines Krauts, das sie in seine Suppe mischt, in einen Zwerg mit einer sehr langen Nase.

Als Jakob zu seiner Mutter heimkehren will, erkennt sie ihren Sohn nicht mehr wieder. Aus Angst vor seiner Missgestalt verjagen ihn die der Dorfbewohner.

Jakob bleibt nichts anderes übrig, als sich eine Stelle als Koch zu suchen. Er überlistet die Wachen vor dem Schloss des Herzogs Kunz, der für seine Schlemmerei bekannt ist. Dieser kann von seinem Küchenpersonal kaum zufrieden gestellt werden. Der Zwerg spricht in der Küche vor und darf sofort für den Herzog kochen, da das Personal völlig ratlos ist. Die Suppe und die Klöße, die der Zwerg zubereitet, überzeugen den Herzog von seinen Kochkünsten. Der Herzog ist es auch, der dem Zwerg den Namen Nase gibt und ihn zum Unterküchenmeister ernennt. Der Herzog wünscht ab nun, jeden Tag sieben Mal zu speisen. Wegen der abwechslungsreichen und schmackhaften Kost ernennt er Nase bald zum Oberküchenmeister. Sein früherer Chef wird Unterküchenmeister. Eine Abstimmung unter dem Küchenpersonal, wen sie als den Küchenmeister anerkennen, gewinnt Nase.

Beim Einkauf auf dem Markt lernt Nase eine sprechende Gans kennen. Es stellt sich heraus, dass diese Gans Mimi, die Tochter des Zauberers Wetterbock ist, die von der Fee Kräuterweis in eine Gans verwandelt worden ist. Nase kauft die sprechende Gans unter dem Vorwand, sie im Schloss mästen zu wollen. Der frühere Oberküchenmeister beobachtet Nase, als er mit der Gans spricht. Er spinnt eine Intrige und verspricht dem Herzog, dass er am nächsten Tag Gänsebraten aufgetischt bekommen wird. Nase erzählt Mimi, dass er sich durch die Verwandlung in seinem Körper wie in einem Gefängnis fühle. Selbst seine Mutter erkenne ihn nicht mehr wieder.

Als der frühere Oberküchenmeister die Gans schlachten will, droht Nase, dessen Kanarienvogel zu töten. Dadurch erkennt dieser, wie schmerzvoll es sein kann, ein geliebtes Tier zu verlieren, und er lässt von Mimi ab.

Inzwischen tobt der Herzog und ist aufgebracht gegen den Fürsten Humbert, seinen Konkurrenten, der überall, besonders aber bei der Jagd, erfolgreicher ist als er. Das einzige, was dem Herzog bleibt, ist es, ihn durch die Kochkünste seines neuen Oberküchenmeisters zu übertrumpfen. Er lädt den Fürsten zu einem Festmahl ein. Dieser will nicht glauben, dass der kleine Koch des Herzogs besser kochen kann, als sein eigenes Personal. Nase schenkt seinen Gehilfen in der Küche einen Beutel Gold und diese setzen sich bei der Arbeit mehr denn je für ihren Meisterkoch ein.

Der Herzog meint, er habe diesmal die Nase vorn. Der Fürst will aber nun die Königin der Pasteten, die Pastete Souzeraine, aufgetischt bekommen, die Nase jedoch nicht kennt. Mimi aber kann ihm fast alle Zutaten der Pastete, die dreierlei Fleisch enthalten muss, verraten. Die Pastete wird nach dem Rezept hergestellt, das in dem alten Kochbuch der Fee fehlt, weil diese es aus dem Buch gerissen hat. Nachdem der Fürst die Pastete probiert hat, ist er enttäuscht. Es fehlt eine entscheidende Zutat, das Kräutchen Niesmitlust, von dem Nase jedoch noch nie gehört hat. Der Herzog ist erzürnt über seinen Oberküchenchef und befiehlt ihm, bis zum nächsten Tag die richtige Pastete mit allen Zutaten herzustellen.

Doch wieder weiß Mimi Rat. Niesmitlust ist ein unscheinbares Gewächs, das nur bei Vollmond blüht. Nur durch die Farbe der Blüten kann man es erkennen. Nase darf das Schloss, das streng bewacht ist, aber nicht verlassen. Es gibt jedoch ein riesiges Gewächshaus, das an das Schloss angebaut ist. Gemeinsam mit Mimi sucht Nase im Gewächshaus die auffallend roten Blüten des Kräutchens. Schließlich findet die Gans das Kraut. Der Geruch erinnert den Zwerg an die Suppe, die er vor seiner Verwandlung bei der Fee Kräuterweis zu essen bekommen hat. Nun hilft ihm das Kräutchen Niesmitlust, sich zurückzuverwandeln. Aus dem Zwerg Nase wird wieder Jakob, ein stattlicher junger Mann.

Die Wachen erkennen Jakob, der die Gans aus dem Schloss tragen will, nicht. Trotzdem wollen sie ihn nicht gehen lassen. Schließlich kommt der frühere Oberküchenmeister Jakob zu Hilfe. Er hat erkannt, dass er viele Jahre lang dem falschen Herrn gedient und dessen Launen ertragen hat. Er rät Jakob mit dem Boot, das an der nahe gelegenen Anlegestelle vertäut ist, zu fliehen. Er verstreut Erbsen auf dem Flur und die Wachen kommen zu Sturz. Schließlich greift auch Mimi ein und lenkt die Wachen ab. Im Schloss herrscht Chaos und Jakob kann fliehen. Mimi fliegt ihm nach und gemeinsam erreichen sie das Boot, mit dem sie dem Herzog entkommen.

Es kommt zum Streit zwischen dem Fürsten und dem Herzog, der den Fürsten beschuldigt, den Zwerg Nase entführt zu haben, um das Duell um die beste Küche zu gewinnen. Schließlich erklären die beiden einander den Krieg.

Dem Vater Mimis, dem Zauberer Wetterbock, gelingt es, die Gans wieder in seine Tochter zurückzuverwandeln. Sie fällt Jakob in die Arme. Ohne ihn hätte sie nicht überlebt. Nun will der Zauberer der Fee endgültig ihre Macht nehmen. Er begibt sich zu ihr und schließt sie in ihrem eigenen Verlies ein, dessen Tor sofort von Efeu überwuchert wird. Jakob kehrt mit Mimi zu seiner Mutter zurück und übergibt ihr eine Kette, die er vor langer Zeit für sie geflickt hat. Dadurch erkennt sie ihren Sohn wieder. Jakob und Mimi sind nun ein Paar und genießen ihre Freiheit. Auch der Kräuterkrieg zwischen Herzog Kunz, dem Schlemmer, und Fürst Humbert wird schließlich beendet. Der Pastetenfrieden wird verkündet.

Hintergrund

Schloss Lednice

Der Märchenfilm wurde im Februar und im März 2021 auf Schloss Lednice, in Loket und Ploskovice in Tschechien gedreht und an Heiligabend 2021 im ZDF erstmals gezeigt.

Unterschiede zum Originalmärchen

Im Gegensatz zu der Verfilmung des Märchens aus dem Jahr 2008, die vom Bayerischen Rundfunk in Auftrag gegeben wurde und ebenfalls in der Reihe Märchenperlen des ZDF erschienen ist, fehlt hier die politische Komponente nicht. Der Dichter Wilhelm Hauff hatte in der Darstellung des Herzogs und des Fürsten das eigensüchtige Konkurrenzverhalten der deutschen Fürstenfamilien, die zu seiner Zeit mehr oder weniger souveräne Kleinstaaten regierten, kritisiert. Auch der Name der Pastete Souzeräne ist eine Anspielung an damals oft geltende politische Verhältnisse. Märchen und phantastische Literatur waren die Erzählformen, die in der Zeit des Vormärz mit ihren strengen Zensurbestimmungen politische Kritik möglich machten. In der Verfilmung von 2008 war die Auseinandersetzung des Herzogs mit dem Fürsten, die schließlich zum Kräuterkrieg führte, durch einen Streit zwischen dem Herzog und seiner Braut um den feinen Geschmack der Pastete ersetzt worden. Regisseur Ngo The Chau und Drehbuchautor Adrian Bickenbach hielten sich in der Verfilmung von 2021 eher an die Vorlage Hauffs. Einige Vorgänge, die Hauffs Märchen ausschmücken, wurden stark verkürzt dargestellt, etwa die Irrwege, die der Zwerg einschlagen muss, ehe er seinen Dienst in der Küche des Herzogs antreten kann. Andere wurden ganz weggelassen, wie die Rahmenhandlung, die anscheinend an einem orientalischen Hof spielt, wo ein Fremder die Geschichte aus Deutschland, seinem Heimatland, erzählt.[1]

Im Unterschied zum Hauffschen Märchen wird im Film eine Kochbuch erwähnt, in welchem eine Seite fehlt, auf der das Rezept der „Königinnen der Pasteten“ geschrieben stand. Diese Kochbuch hatte die Fee angeblich Zauberer Wetterbock einst entwendet. Von diesem Kochbuch magisch angezogen beginnt Jacob alle Rezepte durchzukochen und bemerkt nicht, dass derweil 7 Jahre vergangen sind. Im Originalmärchen wurde er durch eine Suppe „betäubt“, die ihn die vergangenen Jahre als Traum hatten erscheinen lassen. Hier bekommt er am Ende seiner Lehrzeit die Suppe, die ihn in den Zwerg Nase verwandelt.

Nachdem Jacob von seiner Mutter nicht erkannt wurde, geben ihm Leute im Wald den Rat zum Zauberer Wetterbock zu gehen, der ihn wieder zu einem ansehnlichen Menschen verwandeln könnte. Ein Besuch bei dem Zauberer bringt aber keinen Erfolg, sodass er kurz davor ist sich umzubringen.

In der Schlossküche wartet Nase mit zahlreichen philophischen Sprüchen auf, wie:

  • Je höher unsere Ziele sind, je raffinierter die Rezepte, desto mehr werden wir daran wachsen.
  • Ein Tag mit schlechtem Essen ist ein verlorener Tag.
  • Wert ist nicht immer eine Frage von Größe.

Gans Mimi behauptet von der Fee verwandelt worden zu sein, als sie versucht hätte das Kochbuch ihres Vaters zurückzuholen. Während ihrer Gespräche mit Nase in seiner Kammer, erscheint ihm Mimi als Mensch.

Nachdem Mimi das Kraut Niesmitlust entdeckt, riecht Jacob nicht nur daran, sondern er isst es auf. Erst danach verwandelt er sich zurück. Die Pastete wird somit nicht vollendet.

Bei seiner Flucht aus dem Schloss hilft ihm der Küchenmeister und verstreut Erbsen, damit die Wachen zu Fall kommen, ein Element, das eigentlich aus dem Film Die Heinzelmännchen stammt.

Nachdem Mimi von ihrem Vater zurückverwandelt wurde, geht dieser einen Zweikampf mit der Fee ein und beraubt sie ihrer Zauberkräfte.

Kritiken

Oliver Armknecht kritisierte für film-rezensionen.de, dass Zwerg Nase in der Reihe Märchenperlen bereits 2008 schon einmal verfilmt wurde. „Wie sinnvoll es ist, dasselbe Märchen gleich mehrfach unterzubringen, während es noch so viele gibt, die eine Adaption vertragen können, darüber lässt sich streiten. Zumal die 2021er Version – im Gegensatz zu so manch anderem Film der Märchenperlen – keine wirklichen neuen Wege beschreitet. Das betrifft den Inhalt, der ohne große Änderungen übernommen werde. Und auch inszenatorisch versucht Regisseur Ngo The Chau […] keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Zwerg Nase ist ein klassisches Märchen, das sich nicht dafür schämt, in der Tradition der vielen anderen Verfilmungen der Geschichte um den kochenden Zwerg zu stehen. Man weiß hier, was funktioniert, und hält sich daran.“ „Bemerkenswert ist allenfalls, dass mit Mick Morris Mehnert ein tatsächlich kleinwüchsiger Schauspieler für die Titelrolle engagiert wurde. Wobei die dankbarere Rolle ohnehin Daniel Zillmann (Rückenwind von vorn) hat. Der oftmals auf komische Figuren gebuchte Darsteller zelebriert den aufgeplusterten Vielfraß Schlemmer geradezu, den es gleichermaßen nach lecker Speisen und Anerkennung giert. Das ist alles gnadenlos überzogen, aber durchaus amüsant.“ Rundherum „ist alles dann ganz solide umgesetzt.“[2]

Rainer Tittelbach von tittelbach.tv wertete: „Wie die meisten Märchenfilme im Zweiten besticht auch ‚Zwerg Nase‘ durch seine optische Brillanz. Bis auf eine grandiose Montage- und Tricksequenz zu Beginn ist der Film, der zur Hälfte im Schloss des Herzogs spielt, weitgehend szenisch erzählt, die ikonografische Vielfalt der Räume und die Sinnlichkeit der Ausstattung en detail (das Mobiliar, die Kleidung, die Maske, die Speisen) sorgen dennoch für einen optischen Genuss allererster Güte.“[1]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Rainer Tittelbach: Fernsehfilm „Zwerg Nase“. In: tittelbach.tv. 24. Dezember 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  2. Oliver Armknecht: Zwerg Nase bei film-rezensionen.de, abgerufen am 4. Mai 2022.