Kammerforst (Ansbach)
Kammerforst Kreisfreie Stadt Ansbach Koordinaten: 49° 18′ 39″ N, 10° 35′ 16″ O
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Höhe: | 454 m ü. NHN |
Postleitzahl: | 91522 |
Vorwahl: | 0981 |
Kammerforst (umgangssprachlich: „Kaməʳfūəscht“[1]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Ansbach (Mittelfranken, Bayern).
Geografie
Das Dorf bildet mit Ansbach im Süden, der Galgenmühle im Osten und mit Hennenbach im Norden eine geschlossene Siedlung. 0,25 km nordöstlich liegt die Flur Urlas, auf der sich heute ein Schießplatz der US Army befindet. Die Kreisstraße ANs 2/AN 9 führt nach Ansbach zur B 13 (1 km südwestlich) bzw. nach Weihenzell (5,5 km nördlich). Eine Ortsstraße führt zum Rabenhof (0,5 km östlich).[2]
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort 1294 als „Cammerforst“. Der Name bedeutet zu dem der Kammer (des Gumbertusstiftes) gehörenden Wald. Vermutlich ist Kammerforst wie Wengenstadt ein Rodungsort, der im 10. Jahrhundert entstanden ist.[1]
Im 16-Punkte-Bericht des Oberamtes Ansbach von 1684 wurden für Kammerforst 7 Mannschaften verzeichnet. Grundherren waren Hofkastenamt Ansbach (4), der Bürgermeister und Rat zu Ansbach (1) und die Familie Ayrer (1). Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Hofkastenamt Ansbach aus. 1689 verkaufte Johann Bernhard Ayrer seine Anwesen an die Markgrafen.[3]
Auch gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Kammerforst 7 Anwesen. Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte weiterhin das Hofkastenamt Ansbach aus. Alle Anwesen hatten das Fürstentum Ansbach als Grundherrn (Hofkastenamt Ansbach: 1 Hof, 5 Güter; Ansbacher Rat: 1 Halbhof). Neben den Anwesen gab es noch kommunale Gebäude (Schmiede, Hirtenhaus, Brechhaus) und einen markgräflichen Sommersitz.[4][5][6] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Ansbach.[7]
Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Kammerforst dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Hennenbach und der 1811 gegründeten Ruralgemeinde Hennenbach zugeordnet.[8]
Im Topo-geographisch-statistischen Lexicon vom Königreiche Bayern (1831) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:
„Weiler im L[an]dg[ericht] Ansbach und in der Pf[a]r[rei] St. Johannis daselbst, wovon er 1⁄2 St[unde] entfernt ist. Er umfaßt 10 H[äuser], 60 E[inwohner], die Weißmühle (Wirthshaus) und die Windmühle, Vergnügungsort der Ansbacher. Der Ort kommt 1293 als Kammergut vor. Einige Güter daselbst waren ursprünglich burggräfliche Mannslehen, der Hartung’schen Familie zuständig, welche das dominium utile derselben 1571 zurückgab.“[9]
Am 1. Juli 1972 wurde Kammerforst im Zuge der Gebietsreform in die Stadt Ansbach eingegliedert.[7]
Ehemalige Baudenkmäler
- Haus Nr. 1: Fachwerkscheune mit Satteldach und Schleppgauben wohl des 18. Jahrhunderts[10]
- Haus Nr. 2 (markgräflicher Sommersitz): zweigeschossiger Massivbau des 18. Jahrhunderts. Zugehörige Zehntscheune, Fachwerkbau des 18. Jahrhunderts mit Krüppelwalm und Schleppgauben, tonnengewölbter Keller, im Garten Steintisch des 18. Jahrhunderts[10]
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1818 | 1840 | 1861 | 1871 | 1885 | 1900 | 1925 | 1950 | 1961 | 1970 | 1987 |
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Einwohner | 59 | 77 | 89* | 63 | 63 | 97 | 89 | 210 | 125 | † | † |
Häuser[11] | 10 | 11 | 11 | 16 | 16 | 24 | 21 | † | |||
Quelle | [12] | [13] | [14] | [15] | [16] | [17] | [18] | [19] | [20] | [21] | [22] |
Religion
Der Ort ist seit der Reformation protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Johannis (Ansbach) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession nach Christ König (Ansbach).
Literatur
- Alexander Biernoth: 25 Jahre Eingemeindungen in die Stadt Ansbach. Ein Abriß der Ortsgeschichten von Bernhardswinden, Brodswinden, Claffheim, Elpersdorf, Hennenbach, Neuses und Schalkhausen. Ansbach 1997.
- Johann Kaspar Bundschuh: Cammerforst. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 1: A–Ei. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1799, DNB 790364298, OCLC 833753073, Sp. 526 (Digitalisat).
- Elisabeth Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach. Inaugural-Dissertation. Erlangen 1955, DNB 480570132, S. 106–107.
- Günter P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 2). Deutscher Kunstverlag, München 1958, DNB 451224701, S. 116.
- Georg Paul Hönn: Cammerforst. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 323 (Digitalisat).
- Manfred Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 35). Band 2. Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 2009, ISBN 978-3-7696-6856-8, S. 873.
- Karl Heinrich von Lang, Heinrich Christoph Büttner, Julius W. Schulz: Landgericht Ansbach (= Historische und statistische Beschreibung des Rezatkreises. Heft 1). Johann Lorenz Schmidmer, Nürnberg 1809, S. 21 (Digitalisat).
- Gottfried Stieber: Cammerforst. In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, S. 280 (Digitalisat).
Weblinks
- Kammerforst in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 23. November 2021.
- Kammerforst in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 15. September 2019.
- Kammerforst im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Fußnoten
- ↑ a b E. Fechter: Die Ortsnamen des Landkreises Ansbach, S. 106 f.
- ↑ Kammerforst im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Ansbacher Salbuch 127, 354. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 685.
- ↑ M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 873.
- ↑ Johann Bernhard Fischer: Kammerforst. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, S. 20 (Digitalisat).
- ↑ J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 1, Sp. 526.
- ↑ a b M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 994.
- ↑ Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1952, 3850: Formation der Municapial- und Ruralgemeinden im Landgericht Ansbach 1808–17. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 961.
- ↑ Joseph Anton Eisenmann, Karl Friedrich Hohn (Hrsg.): Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern. Band 1: A–L. Palm und Enke, Erlangen 1840, S. 890 (Digitalisat – Erstausgabe: 1831).
- ↑ a b G. P. Fehring: Stadt und Landkreis Ansbach, S. 116. Denkmalschutz mittlerweile aufgehoben, Objekt evtl. abgerissen.
- ↑ Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1961 als Wohngebäude.
- ↑ Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 46 (Digitalisat).
- ↑ Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 41 (Digitalisat).
- ↑ Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 984, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1149, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1089 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1153 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1190 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1026 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 755 (Digitalisat).
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 167 (Digitalisat). Wird hier überhaupt nicht aufgelistet. Bewohner werden wahrscheinlich dem Ortsteil Ansbach zugerechnet.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 323 (Digitalisat). Wird hier überhaupt nicht aufgelistet. Bewohner werden wahrscheinlich dem Ortsteil Ansbach zugerechnet.