Rainer Ortleb

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Rainer Ortleb, 1990
Rainer Ortleb (rechts) auf einer Dresdner Veranstaltung zu den DDR-Kommunalwahlen im Mai 1990, begleitet von Wolfgang Mischnick (mit Einstecktuch)

Rainer Ortleb (* 5. Juni 1944 in Gera) ist ein deutscher Politiker (LDPD/FDP). Er war von 1990 bis 1991 Bundesminister für besondere Aufgaben und von 1991 bis 1994 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft.

Leben

Ausbildung und Beruf

Nach dem Abitur 1962 in Radebeul, leistete Ortleb den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee der DDR, verpflichtete sich zur Laufbahn eines Reserveoffiziers (letzter Dienstgrad: Leutnant d.R.). Er studierte Mathematik in Dresden, das er 1969 als Diplom-Mathematiker abschloss. 1971 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. 1977 war er wissenschaftlicher Oberassistent an der Technischen Universität Dresden. Dort leitete er mehrere Jahre ein NVA-Reservistenkollektiv.[1] Seine Habilitation zum Dr.-Ing. habil. erfolgte 1983 mit der Arbeit Baustein-Terminal in Dialogsystemen. Seit 1984 war er Dozent für Informationsverarbeitungssysteme an der Universität Rostock. Im September 1989 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Rostock berufen und war von 1992 bis 1998 Professor für Technische System-Anwendersoftware[2].

Parteilaufbahn

1968 wurde Ortleb Mitglied der LDPD. Im November 1976 stieg Ortleb in das Sekretariat des LDPD-Bezirksvorstands Dresden auf. 1978 wurde er in Rostock zum LDPD-Kreisvorsitzenden gewählt und wenig später in den LDPD-Vorstand des Bezirks Rostock. 1982 wurde er zudem Vorsitzender des LDPD-Stadtbezirksvorstands Dresden-Süd. Auf den LDPD-Parteitagen in Weimar 1977 und 1987 hielt er in NVA-Uniform Lobreden auf die Verteidigung der DDR.[1] In diesem Zusammenhang erklärte er unter anderem: „Mein erstes Argument ist, für jeden sichtbar, die Uniform … Die Konsequenz, die Kriegskunst zu trainieren, wird uns täglich von der imperialistischen Tat aufgezwungen.“[3]

Im Februar 1990 wählte ihn ein LDPD-Sonderparteitag zum neuen Parteivorsitzenden der in LDP rückbenannten DDR-Partei. Nach der Fusion mit der FDP war er von 1991 bis 1994 Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern. 1997 wurde er FDP-Vorsitzender in Sachsen und damit der einzige FDP-Politiker, der je zwei verschiedenen Landesverbänden der Partei vorstand.

Von dem Amt in Sachsen trat er wegen des schlechten Abschneidens der FDP bei der Landtagswahl 1999 zurück, zu der er als Spitzenkandidat angetreten war. Nach den Differenzen um die Unterstützung der Wahl des Dresdner Oberbürgermeisters Ingolf Roßberg innerhalb des FDP-Kreisverbandes Dresden, bei der er um Unterstützung von dessen Wahl warb, trat Ortleb 2001 aus der FDP aus.

Bei der Bundestagswahl 2009 rief Ortleb zur Wahl der Partei Die Linke auf.[4] Zum 20. Jahrestag des Mauerfalls gab er der Wochenzeitung Junge Freiheit ein Interview, in dem er unter anderem eine nationalliberalere Ausrichtung der FDP forderte.[5]

Abgeordnetentätigkeit

Ortleb wurde 1990 im Wahlkreis Dresden zum Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer der DDR gewählt. Dort war er der Vorsitzende der FDP-Fraktion. Er zählte dann zu den gewählten 144 Volksammerabgeordneten, die am 3. Oktober 1990 Mitglied des Deutschen Bundestages wurden. Dem Deutschen Bundestag gehörte er noch bis 1998 an. Bei den Bundestagswahlen im Dezember 1990 und 1994 zog Ortleb über die Landesliste Mecklenburg-Vorpommern in den Bundestag ein.

Öffentliche Ämter

Am 3. Oktober 1990 wurde er in das Kabinett von Bundeskanzler Helmut Kohl als Bundesminister für besondere Aufgaben berufen. Ab dem 18. Januar 1991 leitete Ortleb das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Am 3. Februar 1994 trat er aus gesundheitlichen Gründen von seinem Amt zurück.[6][7]

Sonstiges Engagement

Von 1991 bis 1995 war er Stellvertretender Vorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung. Im Anschluss war er bis 1998 Mitglied des Kuratoriums der Stiftung.

Familie

Rainer Ortleb ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Dresden.

Siehe auch

Literatur

  • Helmut Müller-EnbergsOrtleb, Rainer. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Christoph Wunnicke: Rainer Ortleb. In: Die Blockparteien der DDR. Kontinuitäten und Transformation 1945–1990. Berlin 2014 (= Schriftenreihe des Berliner Landesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Band 34), S. 93–95. (PDF; 434 kB)

Weblinks

Commons: Rainer Ortleb – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Verbogene Lebensläufe. In: Der Spiegel. Nr. 34, 1993, S. 44–53 (online).
  2. Vorlage:CPR/Wartung/CPR-ID fehlt in Wikidata
  3. Geisel der Neuen. In: Der Spiegel. Nr. 46, 1991, S. 23 und 25 (online).
  4. Worte zur Wahl. In: die-linke.de. Archiviert vom Original am 29. August 2009; abgerufen am 25. September 2009 (zur Bundestagswahl 2009).
  5. Moritz Schwarz: „Ich bin froh und dankbar!“ In: Junge Freiheit. Abgerufen am 17. Januar 2019 (Interview mit Rainer Ortleb; Ausgabe 46/09).
  6. Jürgen Leinemann: Die Krankheit Politik. In: Der Spiegel. Nr. 6, 1994, S. 20 und 21 (online).
  7. Rainer Woratschka: Alkoholsucht in der Politik – Es muss viel passieren, bis etwas passiert. In: tagesspiegel.de. 14. Juli 2011, abgerufen am 17. Januar 2019.