Armalcolit
Armalcolit | |
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Armalcolitkorn aus der „Wat Lu Mine“, Mogok, Sagaing District, Mandalay, Myanmar (Burma) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
Kennedyit |
Chemische Formel | (Mg,Fe2+,Al)(Ti2+,Fe3+)2O5 |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
4.CB.15 (8. Auflage: IV/C.24) 07.07.01.02 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | rhombisch-dipyramidal 2/m 2/m 2/m[1] |
Raumgruppe (Nr.) | Bbmm[2] (Nr. 63) |
Gitterparameter | a = 9,7762 Å; b = 10,0341 Å; c = 3,7504 Å[2][1] |
Formeleinheiten | Z = 4[2][1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | < 5 |
Dichte (g/cm3) | 4,94 |
Spaltbarkeit | Bitte ergänzen |
Farbe | grau, bräunlich |
Strichfarbe | Bitte ergänzen |
Transparenz | undurchsichtig |
Glanz | Metallglanz |
Armalcolit (auch Kennedyit) ist ein Mineral aus der Mineralklasse der Oxide. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Mg,Fe2+,Al)(Ti2+,Fe3+)2O5[3] und entwickelt nur hypidiomorphe Kristallite von etwa 300 μm Größe oder körnige Massen.
Etymologie und Geschichte
Aufgrund der Tatsache, dass das Mineral zuerst in Mondgestein gefunden wurde, benannten es die Erstbeschreiber A. T. Anderson, T. E. Bunch, E. N. Cameron, S. E. Haggerty, F. R. Boyd, L. W. Finger, O. B. James, K. Keil, M. Prinz, Paul Ramdohr und A. El Goresy 1970 nach den Anfangssilben der Nachnamen der drei Astronauten der Apollo-11-Mission Armstrong, Aldrin und Collins. Die ersten Fundproben entstammen dieser Mondmission. Die Typlokalität von Armalcolit ist entsprechend das Mare Tranquillitatis. Das Mineral wurde später auch auf der Erde entdeckt.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Armalcolit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3“, wo er zusammen mit Pseudobrookit und Pseudorutil die „Pseudobrookit-Gruppe“ mit der System-Nr. IV/C.24 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Armalcolit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Mongshanit und Pseudobrookit die „Pseudobrookit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.CB.15 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Armalcolit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Pseudobrookit und einem Mineral, das bisher nur unter der Bezeichnung IMA2000-016 bekannt ist, in der unbenannten Gruppe 07.07.01 innerhalb der Unterabteilung „Mehrfachen Oxide mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Kristallstruktur
Armalcolit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Bbmm (Raumgruppen-Nr. 63, Stellung 5) mit den Gitterparametern a = 9,7762 Å, b = 10,0341 Å und c = 3,7504 Å[4] sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].
Bildung und Fundorte
Armalcolit bildet sich bei niedrigen Drucken und hohen Temperaturen in titanreichen Basalten und Mikrobrekzien, seltener in granitischen Pegmatiten, ultramafischen Gesteinen, Lamproiten oder Kimberliten. Auf der Erde wurde das Mineral auch in Einschlagskratern oder als Einschlüsse in kohligen Chondriten gefunden.
Bisher wurde Armalcolit neben dem Mare Tranquillitatis auf dem Mond nur an 26 Fundstellen auf der Erde nachgewiesen: Auf den subantarktischen Kerguelen; am Nördlinger Ries/Bayern in Deutschland; bei Qeqertarsuaq in Grönland; bei El Toro im Bundesstaat San Luis Potosí in Mexiko; im Altaigebirge der Mongolei; bei Gătaia in Rumänien; in den russischen Regionen um Sacha und Chatanga; in Brusno/Okres Banská Bystrica in der Slowakei; in den spanischen Regionen Albacete und Murcia; in den südafrikanischen Minen von Jagersfontein und Kimberley; bei Liberec/Böhmen in Tschechien; sowie in den Countys Garfield (Vulkangestein des Smoky Butte), Uvalde, Piute und Sweetwater in den USA.[5]
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b c Webmineral – Armalcolite (englisch)
- ↑ a b American Mineralogist Crystal Structure Database – Armalcolite (engl., 1977)
- ↑ IMA/CNMNC List of Mineral Names - Armalcolite (englisch, PDF 1,8 MB, S. 17)
- ↑ American Mineralogist Crystal Structure Database - Armalcolite (engl., 1977)
- ↑ MinDat - Localities for Armalcolite
Literatur
- Armalcolite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,6 kB)
- Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 521.