Allaktit

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Allaktit
Allactite-116056.jpg
Zartrosa Allaktit aus der Typlokalität Moss Mine, Nordmark (Nordmarksberg), Filipstad, Värmland, Schweden (Bildgröße: 3 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
  • Chloroarsenian[1]
  • Elfstorpit[2]
Chemische Formel Mn2+7[(OH)4|AsO4]2[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BE.30 (8. Auflage: VII/B.15)
41.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/a (Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3
Gitterparameter a = 11,03 Å; b = 12,12 Å; c = 5,51 Å
β = 114,1°[3]
Formeleinheiten Z = 2[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,83; berechnet: 3,94[4]
Spaltbarkeit deutlich nach {001}[4]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe braun bis bräunlichrot, dunkel- bis hellrotviolett, farblos bis weiß[4]
Strichfarbe grau bis blassbraun
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz, schwacher Fettglanz auf Spaltflächen
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,755 bis 1,761[5]
nβ = 1,772 bis 1,786[5]
nγ = 1,774 bis 1,787[5]
Doppelbrechung δ = 0,019 bis 0,026[5]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 36° (berechnet)[5]
Pleochroismus Sichtbar: X = Blutrot; Y = Hellgelb; Z = Seegrün[5]

Allaktit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mn2+7[(OH)4|AsO4]2[3] und ist damit chemisch gesehen ein Mangan-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Allaktit entwickelt schmale, tafelige bis prismatische Kristalle bis etwa sechs Millimeter Länge und glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Die Farbe des Minerals variiert je nach Fremdbeimengungen von braun bis bräunlichrot oder dunkel- bis hellrotviolett. Sehr selten können auch fast farblose bis weiße Allaktitkristalle gefunden werden. Die Strichfarbe ist dagegen grau bis blassbraun.

Allaktit ist das Arsenateanalogon des 2010 entdeckten Argandits (Mn7[(OH)4|VO4]2).

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Allaktit in der Moss Mine am Nordmarksberg bei Nordmark (Gemeinde Filipstad) in der schwedischen Provinz Värmland und beschrieben 1884 durch Hjalmar Sjögren, der das Mineral nach dem pseudo-altgriechischen Wort αλλάκτειν [alláktein] (korrekt ἀλλάσσειν [allássein] mit dem Wortstamm *ἀλλαg- *allag-) für ändern oder wechseln benannte. Sjögren wählte den Namen aufgrund des starken Pleochroismus, das heißt dem deutlich sichtbaren Farbwechsel bei Betrachtung des Minerals aus unterschiedlichen Blickrichtungen.

1893 beschrieb Lars Johan Igelström (1822–1897)[6] ein neu entdecktes Mineral aus der Sjögruvan (siehe auch Grube Rällingsberg) bei Grythyttan (Gemeinde Hällefors) in der schwedischen Provinz Västmanland unter dem Namen Elfstorpit (nach dem dortigen Unternehmen Elfvestorp Eisenwerke[7]).[2] Erst rund hundert Jahre später wiesen F. Fontan, D. Holtstam, P. de Parseval, F. Permingeat und B. Mason in ihrer Publikation von 2004 durch eine Pulver-Röntgendiffraktionsanalyse am Typmaterial und anderen Exemplaren von Elfstorpit nach, dass sich das Material nicht von Allaktit unterschied. Der Mineralname Elfstorpit wurde daraufhin diskreditiert und gilt seitdem als Synonym für Allaktit.[8][9]

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Allaktit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Flinkit, Raadeit, Retzian-(Ce), Retzian-(La), Retzian-(Nd) und Waterhouseit die unbenannte Gruppe VII/B.15 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Allaktit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 > 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Flinkit die „Flinkit-Allaktit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.BE.30 und dem weiteren Mitglied Raadeit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Allaktit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als alleiniger Namensgeber der „Allaktitgruppe“ mit der System-Nr. 41.02.01 und den weiteren Mitgliedern Raadeit und Waterhouseit innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)Z7(XO4)2Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

Allaktit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3)Vorlage:Raumgruppe/14.3 mit den Gitterparametern a = 11,03 Å; b = 12,12 Å; c = 5,51 Å und β = 114,1° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Eigenschaften

Wie der Name des Minerals bereits andeutet, hat Allaktit ausgeprägte pleochroistische Eigenschaften und zeigt je nachdem, aus welcher Richtung das Licht durch den Kristall fällt, eine andere Farbe. In Richtung der x-Achse erscheint das Mineral daher Blutrot, in Richtung der y-Achse Hellgelb und in Richtung der z-Achse Seegrün.

Bildung und Fundorte

Rötliche Allaktitkristalle auf gediegen Blei aus Långban, Schweden (Größe: 4 cm × 2,6 cm × 1,2 cm)
Bräunlichrotes Allaktit-Aggregat aus der Sterling Mine, Sterling Hill, Sussex County (New Jersey), USA (Sichtfeld 3,7 mm × 2,5 mm)

Allaktit bildet sich als Sekundärmineral in kleinen Äderchen, die metamorph veränderte Mangan-Lagerstätten durchziehen. Er kann aber auch in metamorph umgewandelten, geschichteten (stratiformen) Zink-Erzkörpern entstehen. Aufgrund seiner Bildungsbedingungen kann Allaktit mit vielen verschiedenen Mineralen vergesellschaftet sein wie unter anderem Adelit, Baryt, Calcit, Fluorit, Franklinit, Friedelit, Hämatolith, Hausmannit, Hodgkinsonit, Karyopilit, Leukophönicit, Pyroaurit, Pyrochroit, Sphalerit, Synadelphit, Willemit sowie verschiedenen Chloriten und Serpentinen.

Als seltene Mineralbildung konnte Allaktit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2015) rund 10 Fundorte[10] als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität Moss Mine trat das Mineral in Schweden noch in den ebenfalls nahe Nordmark gelegenen Gruben Brattfors, Finngruvan-Gröngruvan und Kitteln sowie bei Långban und in der Harstigen Mine bei Pajsberg in der Gemeinde Filipstad im Värmland zutage.

Weitere bekannte Fundorte für Allaktit sind der Tagebau „Iron Monarch“ bei Iron Knob auf der Eyre-Halbinsel in Südaustralien sowie die Franklin Mine im bekannten Bergbaubezirk Franklin (New Jersey) und die Sterling Mine bei Sterling Hill (Gemeinde Ogdensburg) im Sussex County (New Jersey) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Hj. Sjögren: Kristallografiska studier: VII Allaktit från Nordmarken. In: Geologiska Föreningens i Stockholm Förhandlingar. Band 7 (1884), S. 220–236 (PDF 874,6 kB; schwedisch)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 631 (Erstausgabe: 1891).

Weblinks

Commons: Allactite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. International Mineralogical Association: International Mineralogical Association: Commission on new minerals and mineral names. In: Mineralogical Magazine. Band 43 (1980), S. 1053–1055 (PDF 171,9 kB).
  2. a b L. J. Igelström: Mineralogiska meddelanden. 20. Nya mineral från Sjögrufvan. In: Geologiska Föeningens i Stockholm. Förhandlinger. Band 15 (1893), S. 471–472.
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 449.
  4. a b c d Allactite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (PDF 63,7 kB).
  5. a b c d e f Mindat – Allactite.
  6. Olle Franzén: Lars Johan Igelström bei sok.riksarkivet.se.
  7. Elfstorpite. In: A dictionary of the names of minerals inluding their history and etymology. Cornell University Library, 1891, S. 83 (online verfügbar auf archive.org).
  8. F. Fontan, D. Holtstam, P. de Parseval, F. Permingeat, B. Mason: Elfstorpite synonymy with allactite; mineral and name discredited. In: Mineralogical Magazine. Band 68, Nr. 3 (2004), S. 523–526 doi:10.1180/0026461046830203
  9. Mindat – Elfstorpite.
  10. Mindat – Anzahl der Fundorte für Allaktit.
  11. Fundortliste für Allaktit beim Mineralienatlas und bei Mindat