Adelit

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Adelit
Adelite.jpg
Rosafarbenes Kristall-Aggregat aus Franklin, Sterling Hill, Sussex County, New Jersey, USA
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel
  • CaMg(AsO4)(OH)[1]
  • CaMg[OH|AsO4][2]
  • 2CaO·2MgO·H2O·As2O5[3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.BH.35 (8. Auflage: VII/B.11b)
41.05.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[4]
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19>[2]
Gitterparameter a = 7,52 Å; b = 8,89 Å; c = 5,85 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Häufige Kristallflächen {100}, {001}, {110}, {011}, {221}
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,71 bis 3,76; berechnet: [3,78][5]
Spaltbarkeit undeutlich
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig; spröde
Farbe farblos, weiß, grau, bläulichgrau bis gelblichgrau, gelb, hellgrün, rosabraun bis braun
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Harzglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,712[6]
nβ = 1,721[6]
nγ = 1,731[6]
Doppelbrechung δ = 0,019[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = gemessen: 68 bis 90°[6]

Adelit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung CaMg(AsO4)(OH)[1] oder in der kristallchemischen Strukturformelschreiweise nach Strunz CaMg[OH|AsO4].[2] Adelit ist damit chemisch gesehen ein Calcium-Magnesium-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen sowie das Arsenat-Analogon von Gottlobit (CaMg(VO4)(OH)[1]).

Adelit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt zwar gelegentlich tafelige, nach der a-Achse gestreckte Kristalle, findet sich aber meist in Form halbkugeliger, körniger oder massiger Mineral-Aggregate. Die Kristalle sind spröde, brechen uneben oder muschelig wie Glas und ihre Flächen weisen einen harzähnlichen Glanz auf. Mit einer Mohshärte von 5 gehört Adelit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Apatit mit einem guten Messer noch ritzen lassen.

In reiner Form ist Adelit durchsichtig und farblos. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Verunreinigungen oder Ionenaustausch in der Verbindung eine graue, bläulichgraue bis gelblichgraue, gelbe, hellgrüne oder rosabraune bis braune Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde Adelit nach dem griechischen Wort

άδηλος

[ˈaðilɔs] für verborgen, unbestimmt oder ungewiss (auch undeutlich) in Anlehnung an seine oft mangelhafte Transparenz.

Adelite wurde erstmals 1878 oder 1888 in der „Kittel Mine“ bei Nordmark in der schwedischen Gemeinde Filipstad entdeckt. Da allerdings für die Analyse des Minerals auch Material aus dem benachbarten Långban verwendet wurde, gilt auch dieser Ort als Typlokalität. Erstmals beschrieben wurde es 1891 durch Hjalmar Sjögren (1856–1922).[7]

Das Typmaterial (Holotyp) wird in der Abteilung für Mineralogie im Naturhistoriska riksmuseet in Stockholm, Schweden unter der Sammlungs-Nr. HS 6413 aufbewahrt.[8]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Adelit zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Austinit, Descloizit, Duftit, Gabrielsonit, Konichalcit, Mottramit, Pyrobelonit, Tangeit und Turanit die „Descloizit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/B.11b innerhalb der „Tilasit-Descloizit-Gruppe“ (VII/B.11) bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/B.26-10. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserfreie Phosphate, mit fremden Anionen F,Cl,O,OH“, wo Adelit als Namensgeber die „Adelit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.26 und den weiteren Mitgliedern Austinit, Cobaltaustinit (Kobaltaustinit), Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Hermannroseit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit bildet (Stand 2018).[9]

Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Adelit in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH usw.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es ebenfalls als Namensgeber die „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.35 und den weiteren Mitgliedern Arsendescloizit, Austinit, Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Cobaltaustinit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Adelit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphaten etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Auch hier ist er als Namensgeber der „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 41.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Chemismus

Die idealisierte (theoretische) Zusammensetzung von Adelit (CaMg(AsO4)(OH)) besteht aus 18,19 % Calcium (Ca), 11,03 % Magnesium (Mg), 34,01 % Arsen (As), 36,31 % Sauerstoff (O) und 0,46 % Wasserstoff (H).[4] Bei der Analyse des Typmaterials aus Långban (Schweden) wurden zusätzlich geringfügige Beimengungen von Mangan, Blei, Chlor, Kupfer, Eisen und Aluminium sowie Spuren von Barium gemessen.[3][5]

Kristallstruktur

Adelit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 7,52 Å, b = 8,89 Å und c = 5,85 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Die Kristallstruktur von Adelit besteht aus 6fach koordinierten Magnesium-Oktaedern, die über gemeinsam genutzte Kanten miteinander verbunden sind und Ketten parallel der c-Achse bilden. Diese Ketten bilden über eckenverknüpfte AsO4-Tetraeder ein Gerüst, in dessen Lücken die großen Kationen verteilt sind.

Kristallstruktur von Adelit
Farbtabelle: _ Ca 0 _ Mg 0 _ As 0 _ O 0 _ H
(_ P ersetzt als Fremdbeimengung teilweise As)

Bildung und Fundorte

Adelit bildet sich, in metamorphen Eisen-Mangan-Erzkörpern, wo er meist in einer vom Eisenerz getrennten Schicht zusammen mit Hausmannit und anderen Mangan-Erzen auftritt. Je nach Fundort kann Adelit auch mit weiteren Mineralen in Paragenese gefunden werden, wie unter anderem mit Arsenoklasit, Braunit, Hedyphan, Fredrikssonit und Sarkinit in Långban; Hausmannit, Magnetit und gediegen Kupfer in der „Kittel Mine“ sowie Allaktit, Alleghanyit, Baryt, Calcit, Chlorophoenicit, Franklinit, Hodgkinsonit, Johnbaumit, Kraisslit, Rhodochrosit, Sphalerit, Svabit, Willemit und Zinkit in Franklin bzw. Sterling Hill im US-Bundesstaat New Jersey.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Adelit bisher nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, von denen gelten bisher (Stand: 2011) etwa 10 als bekannt gelten können. Neben seinen Typlokalitäten „Kittel Mine“ und Långban fand sich das Mineral noch in der „Jakobsberg Mine“, der „Moss Mine“ und der „Harstigen Mine“, die alle in der Gemeinde Filipstad liegen.

In Deutschland trat das Mineral bei Sankt Andreasberg im niedersächsischen Harz und in der „Grube Glücksstern“ am Gottlob bei Friedrichroda in Thüringen und in den USA neben den bereits erwähnten Fundorten Franklin und Sterling Hill in New Jersey noch in der „Mercur Mine“ im Oquirrh-Gebirge in Utah zutage.[6]

Siehe auch

Literatur

  • H. Sjögren: Contributions to Swedish mineralogy Part I: 8. Adelite a new basic arseniate from Nordmarken, Jakobsberg and Långban, Vermland. In: Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala. Band 1, 1892, S. 56–64 (englisch, rruff.info [PDF; 375 kB; abgerufen am 7. Januar 2020]).
  • H. Effenberger, W. Krause, H.-J. Bernhardt: Structural investigations of adelite and cobaltaustinite, two members of the adelite-descloizite group. In: Experimental Mineralogy, Petrology and Geochemistry. Band 9, 2002, S. 30 (englisch, rruff.info [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 7. Januar 2020]).

Weblinks

Commons: Adelite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2019. (PDF 1720 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2019, abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 458 (englisch).
  3. a b H. Sjögren: Contributions to Swedish mineralogy Part I: 8. Adelite a new basic arseniate from Nordmarken, Jakobsberg and Långban, Vermland. In: Bulletin of the Geological Institution of the University of Upsala. Band 1, 1892, S. 58 (englisch, rruff.info [PDF; 375 kB; abgerufen am 7. Januar 2020]).
  4. a b David Barthelmy: Adelite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  5. a b c Adelite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 7. Januar 2020]).
  6. a b c d e f Adelite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  7. Biographie von Hjalmar Sjögren (1856-1922). In: www.nrm.se. Naturhistoriska riksmuseet, 7. November 2014, abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – A. (PDF 85 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 7. Januar 2020.
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1816 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 7. Januar 2020 (englisch).