Ojuelait

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Ojuelait
Ojuelaite-167693.jpg
Ojuelait aus der Christiana Mine, Agios Konstantinos, Distrikt Lavrio (Attika), Griechenland (Sichtfeld 4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
Chemische Formel
  • ZnFe3+2(AsO4)2(OH)2·4H2O[1]
  • ZnFe3+2[OH|AsO4]2·4H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.DC.15
42.11.18.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/c (Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14[2]
Gitterparameter a = 10,24 Å; b = 9,66 Å; c = 5,56 Å
β = 94,4°[2]
Formeleinheiten Z = 2[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3
Dichte (g/cm3) gemessen und berechnet: 3,39[3]
Spaltbarkeit nach {010}[3]
Farbe gelblichgrün
Strichfarbe hellgelb
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz, Seidenglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,696
nβ = 1,730
nγ = 1,798[4]
Doppelbrechung δ = 0,102[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 73° (gemessen); 74° (berechnet)[4]

Ojuelait ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung ZnFe3+2[OH|AsO4]2·4H2O[2], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Zink-Eisen-Arsenat mit Hydroxidionen als zusätzlichen Anionen.

Ojuelait ist durchscheinend und von gelblichgrüner Farbe bei hellgelber Strichfarbe. Das Mineral entwickelt nur kleine, faserige bis nadelige Kristalle von wenigen Millimetern Größe, die meist in strahligen Büscheln angeordnet sind. Die Kristallflächen selbst weisen einen glasähnlichen Glanz auf, faserige Aggregatformen zeigen dagegen einen sanften Schimmer ähnlich wie Seide.

Mit einer Mohshärte von 3 gehört Ojuelait zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Calcit mit einer Kupfermünze ritzen lassen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in der Ojuela Mine bei Mapimí im mexikanischen Bundesstaat Durango und beschrieben 1981 durch Fabien Cesbron, Miguel Romero Sanchez und Sidney A. Williams, die es nach seiner Typlokalität benannten.

Das Typmaterial des Mineral wird in der Universität Pierre und Marie Curie in Paris und im National Museum of Natural History in Washington (Katalog-Nr. 145679) aufbewahrt.[5]

Klassifikation

In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz ist Ojuelait nicht verzeichnet. Nur im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/D.08-50. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Ojuelait zusammen mit Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Coralloit, Earlshannonit, Kleemanit, Kunatit, Mapimit und Whitmoreit die „Arthurit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.08 bildet.[6]

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Ojuelait ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1 und < 2 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Arthurit, Bendadait, Cobaltarthurit, Earlshannonit, Kunatit und Whitmoreit die „Whitmoreit-Gruppe“ mit der System-Nr. 8.DC.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ojuelait in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls in der „Whitmoreit-Gruppe“ mit der System-Nr. 42.11.18 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)4(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

Ojuelait kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/c (Raumgruppen-Nr. 14)Vorlage:Raumgruppe/14 mit den Gitterparametern a = 10,24 Å; b = 9,66 Å; c = 5,56 Å und β = 94,4° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Bildung und Fundorte

Ojuelait bildet sich in der Oxidationszone von arsenreichen und polymetallischen, hydrothermalen Erz-Lagerstätten. An seiner Typlokalität und bisher einzigem bekannten Fundort in Mexiko, der Ojuela-Mine, trat das Mineral in Paragenese mit Paradamin, Skorodit, Smithsonit und Limonit auf.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Tsumeb Mine in Namibia, wo das Mineral neben Smithsonit noch mit Tennantit und Goethit vergesellschaft auftrat; einige Gruben bei Agios Konstantinos und Hilarion in der griechischen Gemeinde Lavrio (Attika) und die Sterling Mine bei Sterling Hill im Sussex County des US-Bundesstaates New Jersey.[8]

Siehe auch

Literatur

  • Fabien Cesbron, Miguel Romero Sanchez, Sidney A. Williams: Mapimite and ojuelaite, two new hydrated arsenates of zinc and iron, from the Ojuela mine Mapimi, Mexico. In: Bulletin de Minéralogie. Band 104, 1981, S. 582–586 (englisch).
  • Michael Fleischer, Louis J. Cabri, G. Y. Chao, J. A. Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 621–624 (englisch, online verfügbar bei rruff.info [PDF; 545 kB; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  • John M. Hughes, Erich S. Bloodaxe, Kyle D. Kobel: The atomic arrangement of ojuelaite, ZnFe3+2(AsO4)2(OH)2·4H20. In: Mineralogical Magazine. Band 60, Juni 1996, S. 519–521 (englisch, [1] [PDF; 180 kB; abgerufen am 5. Mai 2019]).

Weblinks

Commons: Ojuelaite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: March 2019. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, März 2019, abgerufen am 20. Mai 2019 (englisch).
  2. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 498 (als Ojuélite).
  3. a b Ojuelaite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  4. a b c Ojuelaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 5. Mai 2019 (englisch).
  5. Catalogue of Type Mineral Specimens – Ojuelaite. (PDF 36 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 5. Mai 2019.
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 25. April 2019 (englisch).
  8. Fundortliste für Ojuelait beim Mineralienatlas und bei Mindat