Skorodit

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Skorodit
Skorodit (farblos, hellblau) und Powellit (orange) aus der Tsumeb Mine, Namibia
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Fe3+[AsO4]·2H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.CD.10 (8. Auflage: VII/C.05b)
40.04.01.03
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe Pcab (Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2[1]
Gitterparameter a = 8,94 Å; b = 10,28 Å; c = 10,00 Å[1]
Formeleinheiten Z = 8[1]
Häufige Kristallflächen (111), (100), (201), 101, (001)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,27; berechnet: 3,276[3]
Spaltbarkeit unvollkommen nach {201}; undeutlich nach {001} und {100}[3]
Bruch; Tenazität schwach muschelig
Farbe farblos, grau, grünlich, hellblau, violett, rot, gelbbraun
Strichfarbe hellgrün
Transparenz durchsichtig durchscheinend
Glanz Glasglanz bis schwacher Diamantglanz, Harzglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,741 bis 1,784[4]
nβ = 1,744 bis 1,805[4]
nγ = 1,768 bis 1,820[4]
Doppelbrechung δ = 0,027 bis 0,036[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 40° bis 75° (gemessen), 46° bis 80° (berechnet)[4]

Skorodit ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung Fe3+[AsO4]·2H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Eisen-Arsenat, genauer Eisen(III)-arsenat.

Skorodit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt nur kleine, prismatische oder dipyramidale Kristalle, aber auch traubige, körnige bis massige Aggregate oder krustige Überzüge. Auch pseudohexagonale Formen durch Verzwillingung sind bekannt.

Seine glas- bis harzglänzenden Kristalle sind entweder farblos oder durch Fremdbeimengungen grau, grünlich in verschiedenen Sättigungsgraden, bläulich, rötlich oder gelblichbraun gefärbt. Selten werden auch Skorodite mit dem sogenannten Alexandrit-Effekt, einem Farbwechsel von blau im Tageslicht zu lila oder gelbgrün im Kunstlicht, gefunden.[5]

Skorodit ist dimorph mit Paraskorodit und bildet mit Mansfieldit eine vollständige Mischreihe.

Etymologie und Geschichte

Skorodit wurde aufgrund der nach Knoblauch riechenden Arsendämpfe beim Zerreiben oder Erhitzen nach dem griechischen Wort σκορόδιου (Scorodion) „Knoblauch“ benannt.

Erstmals gefunden und beschrieben durch August Breithaupt wurde Skorodit 1818 in der Grube Stamm Asser (am Graul) bei Langenberg, Erzgebirgskreis, in Sachsen.

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Skorodit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Mansfieldit, Strengit und Variscit die „Variscit-Reihe“ mit der System-Nr. VII/C.05b innerhalb der „Klinovariscit-Variscit-Gruppe“ (VII/C.05) bildete.

Im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/C.09-80. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, ohne fremde Anionen“, wo Skorodit zusammen mit Kolbeckit, Koninckit, Malhmoodit (ehemals Mahlmoodit), Mansfieldit, Metavariscit, Paraskorodit, Phosphosiderit, Strengit, Variscit, Yanomamit und Zigrasit die „Variscit-Gruppe“ bildet (Stand 2018).[6]

Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[7] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Skorodit in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Anionen-Komplex (RO4) zum Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 2“ zu finden ist, wo es zusammen mit Mansfieldit, Redondit, Strengit, Variscit und Yanomamit die „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 8.CD.10 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Skorodit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltige Phosphate etc.“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied/zusammen mit in der „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 40.04.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A3+XO4 × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

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Perfekter Skorodit-Kristall in Form einer orthorhombischen Dipyramide. Bildbreite 1,5 mm

Skorodit ist isotyp mit Strengit, das heißt beide kristallisieren im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pcab (Raumgruppen-Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2. Die Gitterparameter unterscheiden sich allerdings und betragen beim Skorodit für a = 8,94 Å, b = 10,28 Å und c = 10,00 Å bei acht Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

traubig bzw. stalaktitisch gewachsener Skorodit aus „Djebel Debar“, Constantine (Algerien)

Skorodit ist ein typisches Sekundärmineral, dass sich in der Oxidationszone von Eisen- und Arsenhaltigen Erz-Lagerstätten bildet. Begleitminerale sind unter anderem Adamin, Arseniosiderit, Arsenopyrit, Austinit, Beudantit, Dussertit, Goethit, Karminit, Löllingit, Pharmakosiderit, Pyrit und Vivianit.[3]

In Deutschland wurde das Mineral neben seiner Typlokalität Langenberg (Sachsen) noch in Baden-Württemberg (Schwarzwald, hier besonders Grube Clara bei Wolfach; Odenwald), Bayern (Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald), Hessen (Odenwald), Niedersachsen (Harz), Nordrhein-Westfalen (Sauerland, Siegerland), Rheinland-Pfalz (Lahntal, Siegerland, Westerwald), Sachsen-Anhalt (Harz) und Thüringen (Bad Lobenstein, Saalfeld) gefunden.

Als häufige Mineralbildung konnte Skorodit an vielen Orten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 1200 Fundorte dokumentiert sind (Stand 2019).[8]

Weltweit fand man Skorodit bisher an folgenden Orten: Constantine (Djebel Debar) in Algerien; La Rioja und San Juan in Argentinien; mehrere Regionen in Australien; Provinz Luxemburg in Belgien; Departamento Cochabamba, Departamento La Paz, Departamento Oruro und Departamento Potosí in Bolivien; Goiás und Minas Gerais in Brasilien; Oblast Chaskowo in Bulgarien; Antofagasta, Atacama und Coquimbo in Chile; mehrere Provinzen in der Volksrepublik China; im Westen Finnlands; in vielen Regionen von Frankreich; Attika in Griechenland; England und Wales in Großbritannien; Aserbaidschan im Iran; Cork und Galway in Irland; mehrere Regionen in Italien; Honshū, Kyūshū und die Nansei-Inseln in Japan; New Brunswick, Ontario und Yukon in Kanada; bei Balqasch in Kasachstan; Niari in der Republik Kongo; Toliara auf Madagaskar; Souss-Massa-Draâ in Marokko; unter anderem in Durango in Mexiko; Damaraland, Erongo und Tsumeb in Namibia; Akershus und Nordland in Norwegen; Ancash und Huánuco in Peru; Schlesien in Polen; einige Regionen in Portugal; einige Provinzen in Ungarn; die Provinzen Taschkent und Fargʻona in Usbekistan; Kärnten, Salzburg, Steiermark und Oberösterreich; Tschukotka in Russland; Lappland und Södermanland in Schweden; Kanton Wallis in der Schweiz; einige Regionen in der Slowakei; Trojane in Slowenien; unter anderem Andalusien und Katalonien in Spanien; mehrere Provinzen in Südafrika; Taiwan; Türkei; Böhmen und Mähren in Tschechien; sowie viele Regionen in den USA.[9]

Verwendung

Skorodit wurde früher zusammen mit Arsenopyrit als Rohstoff für die Herstellung von Rattengift und arsenhaltigen Insektenvernichtungsmitteln verwendet.

Siehe auch

Literatur

  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 641.

Weblinks

Commons: Scorodite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 478 (englisch).
  2. David Barthelmy: Scorodite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 26. Dezember 2019 (englisch).
  3. a b c d Scorodite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 68 kB; abgerufen am 26. Dezember 2019]).
  4. a b c d e Scorodite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Dezember 2019 (englisch).
  5. Stefan Weiß: Blauer Skorodit von Hemerdon: „Specimen Mining“ im Südwesten Englands. In: Lapis Mineralienmagazin. Jahrgang 25, Band 10. Weise, Oktober 2000, ISSN 0176-1285, S. 37.
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  7. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1816 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 26. Dezember 2019 (englisch).
  8. Localities for Scorodite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 26. Dezember 2019 (englisch).
  9. Fundortliste für Skorodit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 26. Dezember 2019.