Yanomamit

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Yanomamit
Yanomamite-445466.jpg
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1990-052

Chemische Formel In[AsO4]·2H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
8.CD.10 (8. Auflage: VII/C.09)
40.04.01.05
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m
Raumgruppe Pcab (Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2[1]
Gitterparameter a = 10,47 Å; b = 10,34 Å; c = 9,09 Å[1]
Formeleinheiten Z = 8[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5 bis 4 (VHN25 = 571 bis 743)[2]
Dichte (g/cm3) berechnet: 3,876(3)[2]
Spaltbarkeit Bitte ergänzen!
Farbe gelb, gelblichgrün, hellgrün
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindex n = 1,65
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 55 bis 76°
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in 35%iger Salzsäure, löslich in 95%iger Schwefelsäure[3]

Yanomamit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung In[AsO4]·2H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Indium-Arsenat.

Yanomamit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt idiomorphe, dipyramidale Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist findet er sich jedoch in Form krustiger Überzüge oder ist selbst epitaktisch mit Skorodit (Fe3+[AsO4]·2H2O[1]) überwachsen. In reiner Form ist Yanomamit farblos und durchsichtig. Durch Fremdbeimengungen nimmt er aber meist eine gelbe, gelblichgrüne oder hellgrüne Farbe an, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

Gruppe von Yanomamitkristallen aus der Typlokalität „Mangabeira“

Erstmals entdeckt wurde Yanomamit 1990 in der Zinn-Indium-Lagerstätte „Mangabeira“ am Monte Alegre de Goiás im brasilianischen Bundesstaat Goiás und beschrieben 1994 durch Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo, Marcel Volfinger. Sie benannten das Mineral nach den im Amazonasbecken lebenden Yanomami-Indianern, in dem auch das Fundgebiet liegt.

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Yanomamit zur Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Kolbeckit, Koninckit, Malhmoodit, Mansfieldit, Metavariscit, Paraskorodit, Phosphosiderit, Skorodit, Strengit und Variscit die „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. VII/C.09 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Yanomamit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. ohne zusätzliche Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis des Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplexes (RO4) zum Kristallwassergehalt, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; RO4 : H2O = 1 : 2“ zu finden ist, wo es zusammen mit Mansfieldit, Redondit, Skorodit, Strengit und Variscit die „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 8.CD.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Yanomamit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc.“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Mansfieldit, Skorodit, Strengit und Variscit in der „Variscitgruppe“ mit der System-Nr. 40.04.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit A3+XO4 × x(H2O)“ zu finden.

Kristallstruktur

Yanomamit kristallisiert isotyp mit Skorodit im orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pcab (Raumgruppen-Nr. 61, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/61.2 mit den Gitterparametern a = 10,47 Å; b = 10,34 Å und c = 9,09 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Bildung und Fundorte

Yanomamitkristalle, überkrustet von einer dünnen Schicht aus klarem, grünem Skorodit. Dunkelbraune Kristalle sind Kassiterit. Die Matrix besteht aus Topas und Quarz. Länge der Matrix im Sichtbereich: 20 mm

Yanomamit bildet sich als seltenes Sekundärmineral durch Verwitterung aus bzw. Verdrängung von Arsenopyrit und indiumreichem Sphalerit.

An seiner Typlokalität, der Mangabeira-Zinn-Lagerstätte etwa 350 km nördlich von Brasília im südlichen Teil des Amazonasbeckens, fand man das Mineral in Adern aus Quarz-Topas-Greisen in rosafarbenem, porphyrischen Biotit-Granit. Als Begleitminerale traten neben Skorodit, Arsenopyrit und Sphalerit unter anderem noch Kassiterit auf.

Die bisher einzige weitere bekannte Fundstätte (Stand 2016) ist die Aveleiras Mine in der Gemeinde Mire de Tibães im Norden Portugals.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo, Marcel Volfinger: Yanomamite, InAsO4·2H2O, a new indium mineral from topaz-bearing greisen in the Goiás Tin Province, Brazil. In: European Journal of Mineralogy. Band 6 (1994), S. 245–254 (PDF 880,7 kB)

Weblinks

Commons: Yanomamite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 478.
  2. a b Yanomamite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,3 kB)
  3. Nilson F. Botelho, Guy Roger, Ferdinand d'Yvoire, Yves Moëlo, Marcel Volfinger: Yanomamite, InAsO4·2H2O, a new indium mineral from topaz-bearing greisen in the Goiás Tin Province, Brazil. In: European Journal of Mineralogy. Band 6 (1994), S. 248 (PDF 880,7 kB; S. 4)
  4. Fundortliste für Yanomamit beim Mineralienatlas und bei Mindat