Greif (Schiff, 1951)

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Greif
Die Greif bei der „Hanse Sail“ 2008
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
andere Schiffsnamen

Wilhelm Pieck

Schiffstyp Schonerbrigg
Rufzeichen DHWD ab 1951
Y7JD ab 1980
DQFD ab 1990
Heimathafen Greifswald-Wieck
Eigner Hansestadt Greifswald
Bauwerft Warnow-Werft
Stapellauf 26. Mai 1951
Indienststellung 2. August 1951
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
41,10 m (Lüa)
Breite 7,40 m
Tiefgang max. 3,60 m
Verdrängung 280 t
Vermessung 179,2 BRT
 
Besatzung max. 50
Maschinenanlage
Maschine MTU-Marine-Dieselmotor mit acht Zylindern
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
171 kW (232 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
kn (11 km/h)
Takelung und Rigg
Takelung Schonerbrigg
Anzahl Masten 2
Anzahl Segel 15
Segelfläche 570 m²
Geschwindigkeit
unter Segeln
max. 14 kn (26 km/h)
Sonstiges
Klassifizierungen - 100A5 sailing ship GL
- Special Purpose Ship
Registrier-
nummern
IMO-Nr. 8862571

Die Greif ist eine von der Stadt Greifswald und dem Förderverein Rahsegler GREIF e.V. in Fahrt gehaltene Brigantine (Schonerbrigg) und dient heute als Segelschulschiff der Jugendförderung durch maritime Ausbildung. Das aus Stahl gebaute Schiff war in der DDR von 1951 bis 1990 als Segelschulschiff Wilhelm Pieck in Dienst.

Geschichte

Am 27. Februar 1951 erfolgte auf der Warnow-Werft in Rostock-Warnemünde die Kiellegung der Schonerbrigg als erster Schiffneubau der DDR in Niet- und Schweißtechnik. Der Stapellauf erfolgte am 26. Mai 1951 und die Indienststellung am 2. August 1951. Als Namensgeber diente der damalige Präsident der DDR Wilhelm Pieck, der auch an der Jungfernfahrt teilnahm, getauft wurde es von Waltraud Zappe. Das Schiff war ursprünglich als Geschenk des Landes Mecklenburg an Wilhelm Pieck aus Anlass seines 75. Geburtstages gedacht. Wilhelm Pieck gab die Schonerbrigg an die Jugendorganisation der DDR FDJ weiter, um die Ausbildung von Fachleuten für die aufstrebende Handelsflotte der DDR zu forcieren.[1] Das Schiff wurde dann der Gesellschaft für Sport und Technik zugeteilt. Die Wilhelm Pieck war das einzige Hochseesegelschiff der DDR und führte meist Reisen auf der Ostsee nach Häfen in Polen und der Sowjetunion durch. Die längste Reise führte das Schiff 1957 in 99 Tagen und 8.000 Seemeilen (ca. 14.800 km) nach Albanien, Bulgarien, Rumänien und nach Odessa (Ukraine) am Schwarzen Meer. Die Wilhelm Pieck gehörte von 1954 bis 1989 zum Schiffsbestand der GST-Marineschule „August Lütgens“ in Greifswald-Wieck und war während dieser Zeit zugleich das Flaggschiff der Greifswalder GST-Schulschiffe.

1971/72 fanden eine Grundreparatur und ein Umbau in der VEB Neptunwerft Rostock statt. 1974 nahm die Wilhelm Pieck erstmals an einer „Operation Sail“ teil, die in jenem Jahr in der Ostsee stattfand. Die Kursanten wurden anfänglich in einem Vierteljahresturnus und später meist in Vierwochenlehrgängen ausgebildet.

1981 war das Schiff hauptsächlicher Handlungsort des Spielfilms Martin XIII. (Regie Konrad Petzold).[2]

1990 wurde das Schiff von der Stadt Greifswald übernommen und 1991 in Greif umbenannt. Sie ist als bewegliches Kulturdenkmal in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Greifswald eingetragen. Das traditionsreiche Segelschulschiff, das im August 2011 sein 60. Dienstjubiläum im Heimathafen beging, wurde auch Gegenstand in der modernen bildenden Kunst. Die bekannten Kunstschaffenden Helmut Maletzke, Greifswald, und Eckhard Buchholz, Stralsund, porträtierten die Wilhelm Pieck als größere Ölbildnisse in Form eines modernen Kapitänsbildes, so Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“ unter vollen Segeln (H.M 1979) und Hochseejacht in stürmischer See (E.B. 1997).

Im Jahr 2020 wurden so große Mängel festgestellt, dass die Seetüchtigkeit nicht mehr gegeben war. Die Greif fand vorübergehend einen neuen Liegeplatz an der Südmole des Wiecker Hafens. Die geplante grundlegende Überholung in der Werft würde etwa 3,5 Mio. € betragen. Nach einer weiteren Pressemitteilung in der jüngsten Zeit stellt der Bund Hilfe für die Greif in Aussicht. Denkbar sind 1,75 Mill. €, also die Hälfte der Kosten für die Sanierung. Vorgesehen ist eine Werftüberholung im Jahr 2021, nach der das Schiff 2022 wieder im See stechen kann. Unter dem Motto "Rettet die Greif" setzte eine private Spendenaktion für den Schiffserhalt unter den Einwohnern Greifswalds und ihren Gästen ein. Bisher sind 107.000 € auf dem Spendenkonto der "Greif" bei der Sparkasse Vorpommern eingegangen. Allein eine Versteigerung von nicht mehr benötigtem Schiffszubehör und Souvenirs erbrachte einen Erlös von 14.500 €. Auch die Greifswalder Bürgerschaft hat sich für einen Erhalt ausgesprochen und will die Sanierung mit 940.000 € unterstützen.[3]

Aufgrund der Coronamaßnahmen verzögerte sich die Werftüberholung, so dass die Greif auch im Sommer 2022 noch immer an der Südmole in Wieck liegt und auf ihre Sanierung wartet. Stammmannschaft und Förderverein nutzten diese zusätzliche Zeit für weitere Rückbauten im Schiff, so dass die Greif inzwischen ihres Gestänges, allen laufenden Gutes, sämtlicher Einbauten unter Deck, die nicht zwingend nötig sind, um das Schiff noch bewegen zu können, sowie ihrer hölzernen Decksbeplankung (Teile davon können über den Förderverein erworben werden, was der Sanierung zu gute kommt) erleichtert wurde. Da die Ausschreibungsfrist für die Werften im Juni 2022 noch immer lief, ist noch nicht bekannt, wann sie in welche Werft gehen wird. Die Verantwortlichen rechnen aber noch mit Herbst 2022 und einer Wiederaufnahme des Fahrbetriebes Ende 2023 bzw. Frühjahr 2024. Die derzeitige Situation erweist sich für das traditionsanreiche Schiff leider so: "Für die Komplettsanierung der Schonerbrigg findet sich keine Werft. Die europaweite Ausschreibung verlief im Sande" (P. Haase, OZ-GZ, 17.8.22). Neben dem bisher vielfältigen Engagement der Einwohner ist die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald und ihr Stadtoberhaupt Dr. Stefan Fassbinder in der Pflicht, nach Alternativen zur Rettung des "Greifswalder Flaggschiffes" zu suchen.

Kapitäne

  • 1951–1955: Ernst Weitendorf (1883–1975)
  • 1955–1958: Arthur Friedrich (1908–1970)
  • 1959–1967: Gerhard Samuel (1923–2015)
  • 1959:00000 Willi Kessler, vertretungsweise
  • 1960:00000 Horst Rickert, vertretungsweise (1935–2016)
  • 1967–1972: Karl-Heinz Schaefer (1927–2011)
  • 1973–2000: Helmut Stolle (* 1942), Kapitän des Schiffes mit der längsten Dienstzeit (27 Jahre)
  • 1999:00000 Roland Hunscha, vertretungsweise (* 1961)
  • 2000–2017: Wolfgang Fusch (* 1953)
  • 2017–2020: Roland Hunscha (* 1961)
  • 2020–heute: Oliver G. Schmidt

Technische Daten und Ausrüstung

  • Klasse: 100 A5 Segelschiff Germanischer Lloyd
  • Höhe Großmast über Wasserlinie: 27,20 m
  • Höhe Fockmast: 26,80 m
  • Der Ballastkiel hat ein Gewicht von 40 Tonnen
  • Der Schiffkörper ist mit Querschotten in 11 Abteilungen, davon 9 wasserdichte, unterteilt.
  • Hilfsmotor für den Bordbetrieb: 1 Dieselmotor mit 22 kW (30 PS)
  • Tanks für 4,3 Tonnen Dieselkraftstoff, 200 Liter Öl und 12 Tonnen Trinkwasser.
  • handbetriebene Quadrantenruderanlage
  • 2 Anker (ca. 500 kg), aus der Klüse gefahren, mit manuell zu bewegendem elfarmigen Spillkopf sowie 2 Reserveanker mit je 75 kg (Stockanker)
  • Ausrüstung:
  • Rettungsflöße und 2 Schlauchboote (1 motorisiert)

Sonstiges

In der DDR wurden 1972 und 1982 durch die Post zum Jahrestag der Gesellschaft für Sport und Technik Sondermarken mit dem Segelschulschiff Wilhelm Pieck ausgegeben.

Die Bundesrepublik Deutschland ehrte die Schonerbrigg Greif unter vollen Segeln 2005 in der Serie: "Für die Jugend – Großsegler" mit einer eigenen Briefmarke.[4]

Bilder

Literatur

  • Michael Hammermeister: Die Schonerbrigg GREIF muss in Greifswald bleiben. Hansische Tradition darf nicht nur auf Briefbögen sichtbar sein. In: Die Pommersche Zeitung, Jahrg. 64, Folge 50 vom 13. Dezember 2014, S. 1. Mit Sonderbeilage: Segelschulschiff GREIF – Greifswalds Botschafterin auf den Meeren. S. 11–14.
  • Lutz Mohr: Schulschiffe unter Segel und Motor. Zur Geschichte der GST-Marineschule „August Lütgens“ Greifswald-Wieck. Edition Pommern, Elmenhorst 2012, ISBN 978-3-939680-12-3.
  • Lutz Mohr: Zwischen Ryck und Ruden. Der sozialistische Aufbau unserer Heimat am Beispiel ... der GST-Marineschule "August Lütgens" ... In: Neue Greifswalder Museumshefte (NGM) Nr. 3, Greifswald 1978, S. 13–24.
  • Heinrich Mutschler: Segelschulschiff "Wilhelm Pieck". Schiff einer neuen Seefahrergeneration. Rostock: Geschichtskommission der SED-Kreisleitung Kombinat Seeverkehr und Hafenwirtschaft 1985.
  • Martina Rathke: Kein Platz in Rostock: Wie das Segelschulschiff "Wilhelm Pieck" nach Greifswald kam.... Die "Wilhelm Pieck" war unser Stolz (Helmut Sieger). In: Ostsee-Zeitung. Ausgabe Greifswald, Donnerstag, 20. August 2020, S. 13
  • Horst Rickert: Segelschulschiff „Wilhelm Pieck“. Kapitäne berichten. Das Neue Berlin, Berlin 2009, ISBN 978-3-360-01974-5.
  • Robert Rosentreter: Schonerbrigg GREIF ex. Wilhelm Pieck. Eine Schiffslegende. Hinstorff Verlag, Rostock 2001, ISBN 3-935319-25-8.
  • Lothar Willmann, Helmuth Pelzer: Sailors. Hinstorff Verlag, Rostock 1991, ISBN 3-560-03392-6.
  • Götz R. Richter: Segel in Sonne und Sturm. Verlag Sport und Technik, Neuenhagen 1958, DNB 575816260.
  • Anne Ziebarth Greifswalder wollen fahrtüchtiges Flaggschiff. In: Ostsee-Zeitung, Greifswalder Zeitung, Wochenendausgabe vom 22./23. Februar 2020, S. 11

Weblinks

Commons: Greif – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Manfred Neumann, Dietrich Strobel: Vom Kutter zum Containerschiff. Verlag Technik, Berlin 1980, DNB 810797593.
  2. Martin XIII. (1981)
  3. Bürgerschaft stimmt für Erhalt der «Greif» unter Segeln
  4. In: ESYS-Europäisches Segel-Informationssystem