Luftwaffen-Felddivision

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Die Luftwaffen-Felddivisionen waren Divisionen der Luftwaffe der Wehrmacht, die im Zweiten Weltkrieg im Erdkampf eingesetzt wurden.

Ausgangslage

Aufgrund der schweren Personalverluste des deutschen Heeres im Winter 1941/42 und in der darauf folgenden Sommeroffensive an der Ostfront fehlten zunehmend Soldaten. Die umfangreiche Bodenorganisation der Luftwaffe verfügte zu diesem Zeitpunkt über zahlreiche Verbände mit ausgebildetem Personal. Mit Adolf Hitlers Führerweisung vom 12. September 1942 sollte die Luftwaffe sofort 200.000 Soldaten dem Heer überstellen. Die Weisung stieß beim Oberbefehlshaber der Luftwaffe (OdL) Hermann Göring auf wenig Gegenliebe. Er konnte Hitler stattdessen dazu überreden, Luftwaffensoldaten in neu aufgestellten Luftwaffen-Felddivisionen (LFD) an die Erdfront zu bringen.[1]

Aufstellung

Generalmajor Eugen Meindl (1942)

Am 17. September 1942 erließ der OdL Hermann Göring die Weisung über die Aufstellung von 20 Luftwaffen-Felddivisionen. Während Offiziere sich freiwillig melden sollten, wurden Unteroffiziere und Mannschaften teilweise geschlossen aus bereits bestehenden Verbänden übernommen. Das Personal stellten die fliegenden Verbände, die Ausbildungseinheiten der Flakartillerie, der Luftnachrichtentruppe und der Luftwaffenbautruppe. Aus den fliegenden Verbänden bildete man Luftwaffen-Jäger-Regimenter, aus der Flakartillerie die Luftwaffen-Artillerie-Regimenter und die Flak-Abteilungen, aus den Luftnachrichtentruppen wurden Luftwaffen-Nachrichten-Abteilungen und aus den Luftwaffenbautruppen entstanden Luftwaffen-Pionier-Bataillone. Deren Offiziere bis hin zum Divisionskommandeur kamen ebenfalls von der Luftwaffe und hatten keinerlei infanteristische Erfahrung. Diese sollten sie in einer Kurzausbildung taktischer und führungstechnischer Art bezüglich eines infanteristischen Einsatzes erhalten. Die Unteroffiziere und Mannschaften wurden erst nach dem Ausladen hinter der Front kurz ausgebildet.

Die 21. und 22. LFD sind hier nur der Vollständigkeit halber aufgelistet. Bei ihnen handelt es sich nicht um neu aufgestellte und infanteristisch unerfahrene Divisionen.

Der Vorgänger der Luftwaffen-Felddivisionen war die seit Winter 1941/42 an der Ostfront kämpfende Luftwaffen-Division Meindl, die nach ihrem Kommandeur Generalmajor Eugen Meindl benannt wurde.

Die folgende Übersicht zeigt, welche Luftwaffen-Felddivisionen aufgestellt wurden und wo die Divisionen zum ersten Mal eingesetzt waren.[2]

Aufstellung Nummer erster Einsatz
September 1942 1. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 18. Armee
September 1942 2. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe Mitte, 9. Armee
September 1942 3. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe Mitte, Sicherungsverband hinter der Front
September 1942 4. Winter 1942/43 Ostfront, Heeresgruppe Mitte, 9. Armee
September 1942 5. Dezember 1942 Ostfront, Heeresgruppe A, 1. Panzerarmee
September 1942 6. Winter 1942/43 Ostfront, Heeresgruppe Mitte, 9. Armee
September 1942 7. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe B, Armeegruppe Hoth
Oktober 1942 8. Dezember 1942 Ostfront, Heeresgruppe B
Spätherbst 1942 9. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 18. Armee
Oktober 1942 10. November 1942 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 18. Armee
September 1942 11. Januar 1943 Griechenland, 12. Armee, Besatzungstruppe
Januar 1943 12. April 1943 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 18. Armee
Dezember 1942 13. Februar 1943 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 18. Armee
Dezember 1942 14. Januar 1943 Norwegen, Armeeoberkommando Norwegen, Besatzungstruppe
März 1943 15. März 1943 Ostfront, Heeresgruppe A
Dezember 1942 16. März 1943 Niederlande, Besatzungstruppe
Dezember 1942 17. Februar 1943 Frankreich, Heeresgruppe D, Besatzungstruppe
Dezember 1942 18. Januar 1943 Frankreich, Heeresgruppe D, Besatzungstruppe
März 1943 19. April 1943 Belgien, Heeresgruppe D, Besatzungstruppe
März 1943 20. Juni 1943 Dänemark, Besatzungstruppe
Dezember 1942 21. Dezember 1942 Ostfront, Heeresgruppe Nord, 16. Armee
22. nicht fertig aufgestellt, Teile gingen in 21. LFD auf

Gliederung

Die LFD waren wie eine Infanterie-Division 1942 gegliedert. Allerdings hatte jede Division, als IV. Abteilung im Luftwaffen-Artillerie-Regiment, eine Flak-Abteilung. Die Regimenter wurden Luftwaffen-Jäger-Regimenter genannt. Die Soldaten führten deshalb auch die Bezeichnung Jäger für Soldat, oder Oberjäger für Unteroffizier. Alle Soldaten trugen Luftwaffenuniform.

  • Stab
  • zwei Luftwaffen-Jäger-Regimenter mit je drei Bataillonen zu vier Kompanien
  • ein Luftwaffen-Artillerie-Regiment mit zwei leichten Abteilungen, einer schweren Abteilung und einer Flak-Abteilung
  • ein Luftwaffen-Füsilier-Bataillon mit drei Kompanien
  • eine Luftwaffen-Panzerjäger-Abteilung mit drei Kompanien
  • ein Luftwaffen-Pionier-Bataillon mit drei Kompanien
  • eine Luftwaffen-Nachrichten-Abteilung mit zwei Kompanien
  • Luftwaffenversorgungstruppen
  • Luftwaffen-Sanitäts-Abteilung

Die Sollstärke betrug ungefähr 12.500 Soldaten.[3]

Einsatz

Datei:Bundesarchiv Bild 101I-395-1513-30, Russland, Luftwaffensoldat, Offizier.jpg
Offizier der Luftwaffendivision Meindl, die später zur 21. Luftwaffen-Felddivision umgebildet wurde
Obergefreiter

Aufgrund der schwierigen Lage an der Ostfront im Winter 1942/43 mussten fast alle Luftwaffen-Felddivisionen an der Front eingesetzt werden, teilweise sogar an Brennpunkten. Wenig ausgebildet und infanteristisch unerfahren, erlitten die Luftwaffensoldaten hohe Verluste. Hinzu kamen taktische Führungsfehler der höheren Stäbe. So bei der 7. und 8. LFD, die beide Ende 1942, gerade erst an der Front eingetroffen, im großen Donbogen gegen eine sowjetische Offensive eingesetzt wurden. Beide Divisionen bestanden im März 1943 nur noch aus Kampfgruppen und wurden im Mai aufgelöst. Reste gingen in der neu aufgestellten 15. LFD auf. Auch ließ mitunter die materielle Ausstattung zu Wünschen übrig. So musste die 15. LFD in ihrem Artillerie-Regiment mit französischen 15-cm-Geschützen aus dem 19. Jahrhundert mit Bronzerohren kämpfen.[4] Aufgrund der erkannten Schwäche der LFD verwandte man die 16. bis 20. LFD zuerst als Besatzungstruppe in West- oder Nordeuropa. Im Laufe des Jahres 1943 gab es Überlegungen der Luftwaffe, die zwölf geschwächten Luftwaffen-Felddivisionen an der Ostfront zu drei kampfstarken Luftwaffensturmdivisionen zusammenzufassen. Der Generalstab des Heeres forderte, die LFD in das Heer zu überführen. Am 20. September 1943 erließ Hitler einen Befehl, dass die Luftwaffen-Felddivisionen unter dem Namen Felddivision (L) in das Heer eingegliedert werden. Aus Luftwaffensoldaten wurden Heeressoldaten. Das Heer tauschte fast alle Kommandeure aus und besetzte die Stellen mit erfahrenen Offizieren des Heeres. Damit hatten die Luftwaffen-Felddivisionen formal aufgehört zu bestehen.

Die folgende Übersicht zeigt welche Luftwaffen-Felddivisionen das Heer übernahm und wo die Division zu diesem Zeitpunkt eingesetzt war.[5]

Felddivision (L) Einsatzort
1. Ostfront, Heeresgruppe Nord
4. Ostfront, Heeresgruppe Mitte
6. Ostfront, Heeresgruppe Mitte
9. Ostfront, Heeresgruppe Nord
10. Ostfront, Heeresgruppe Nord
11. Griechenland, Besatzungstruppe
12. Ostfront, Heeresgruppe Nord
13. Ostfront, Heeresgruppe Nord
14. Norwegen, Besatzungstruppe
15. Ostfront, Heeresgruppe A
16. Niederlande, Besatzungstruppe
17. Frankreich, Besatzungstruppe
18. Frankreich, Besatzungstruppe
19. Belgien, Besatzungstruppe
20. Dänemark, Besatzungstruppe
21. Ostfront, Heeresgruppe Nord

Fazit

Von den ungefähr 250.000 Luftwaffenangehörigen fielen in einem knappen Jahr rund 90.000 Soldaten als Gefallene, Verwundete oder Vermisste aus. Da die Luftwaffen-Felddivisionen, die als Besatzungstruppen dienten, keine nennenswerten Verluste hatten, entfielen die Verluste auf die vierzehn Divisionen an der Ostfront. Insbesondere die dortigen Luftwaffen-Jäger-Regimenter hatten Verlustquoten von bis zu 80 Prozent.[6]

Bekannte Angehörige einer Luftwaffen-Felddivision

Siehe auch

Literatur

  • Werner Haupt: Die deutschen Luftwaffen-Felddivisionen 1941–1945. Dörfler Verlag, 2005, ISBN 3-89555-268-2.
  • Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945. Gliederungen und Kurzchroniken, eine Dokumentation. Hrsg.: Wolfgang Dierich. Verlag Heinz Nickel, Zweibrücken 1993, ISBN 3-925480-15-3 (703 S.).
  • Georg Tessin: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Bd. 1, Biblio Verlag, Osnabrück, 1979, S. 360–362, ISBN 3-7648-1170-6.
  • Othmar Tuider (Bearb.): Bibliographie zur Geschichte der Felddivisionen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939–1945. 2 Teile (Teil 1 (1976) bearbeitet von Othmar Tuider, Anton Legler und Hans-Egon Wittas und Teil 2 (1984) bearbeitet von Othmar Tuider), Heeresgeschichtliches Museum, Wien 1976/84.

Einzelnachweise

  1. Werner Haupt, S. 19.
  2. Werner Haupt, S. 23 f.
  3. Werner Haupt, S. 36.
  4. Werner Haupt, S. 62.
  5. Werner Haupt, S. 28.
  6. Wolfgang Dierich, S. 674.