Abu Sajaf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Abu Sayyaf (أبو سيّاف, DMG

Abū sayyāf

‚Schwertkämpfer‘), auch Abu Sajaf und Abu Seif geschrieben, auch al-Harakat al-Islamiyya („Die Islamische Bewegung“) genannt, ist eine islamistische Terrororganisation im muslimischen Süden der Philippinen, die seit 1991 besonders im Bereich der Inseln Jolo, Basilan und Mindanao operiert. Ziel der Abu Sayyaf ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates auf den Südinseln der Philippinen. Die Organisation steht auf der US-amerikanischen Liste der Terrororganisationen.

Die Gruppe ist benannt nach dem Beinamen „Abu Sayyaf“, den Abdurajik Abubakar Janjalani (Abd al-Raziq Abu Bakr Janjalani, Abd al-Rajak Janjalani; 1998 in einem Gefecht mit der Polizei getötet[1]), der spätere Anführer der Gruppe, in den 1980er Jahren als Mudschahed in Afghanistan führte.[2] Der Name setzt sich aus dem häufigen arabischen Beinamen „Abu“ (أبو = Vater) und „Sayyaf“ (سياف = Schwertträger oder Schwertkämpfer) zusammen.

Die Gruppe soll intensive Kontakte zu anderen extremistisch islamischen Bewegungen und Terrororganisationen wie etwa al-Qaida haben. Der Gründer Janjalani war auch ein ehemaliger Afghanistan-Kämpfer im afghanischen Bürgerkrieg und Krieg mit der Sowjetunion, wie viele andere Mitglieder der Gruppe. Auch wurden Mitglieder wohl in Lagern in Pakistan, Afghanistan und Saudi-Arabien ausgebildet.

Langjährige Führer waren Abdurajik Abubakar Janjalani und Khaddafy Janjalani. Den Kern der Gruppe sollen rund 200 Mitglieder stellen, aber man rechnet mit etwa 2000 Unterstützern.

Geschichte

Die Terrorgruppe ging aus der Gruppe Moro National Liberation Front (MNLF) auf Mindanao hervor. Abdurajik Abubakar Janjalani lehnte die gemäßigte Linie der MNLF ab[2] und gründete 1991 die islamistische Organisation Abu Sayyaf, die er bis zu seinem Tod 1998 führte. Die Gruppe erklärte, dass sie die Christen aus dem Süden der Philippinen durch Gewaltakte vertreiben will. Einer der ersten Gewaltakte wurde 1991 auf eine Veranstaltung des christlichen Hilfs- und Missionsschiffs Doulos verübt.

Die Gruppe zog muslimische Jugendliche an, die politisch unzufrieden und islamistisch eingestellt waren. Zu ihren anfänglichen Aktionen zählten Entführungen, Bombenanschläge und Granatenangriffe. 1995 erreichte die Gruppe internationale Aufmerksamkeit durch einen seegestützten Angriff auf die mehrheitlich von Christen bewohnte Stadt Ipil auf Mindanao, an dem mehr als 200 bewaffnete Terroristen beteiligt waren. Dabei wurde das wirtschaftliche Zentrum der Stadt zerstört, die sieben Banken der Stadt beraubt und 53 Einwohner getötet. Die Terroristen flohen mit Geiseln in die Wälder; viele der Geiseln wurden später mit Messern zu Tode gehackt.

Die Aktivitäten der Abu-Sayyaf-Gruppe werden durch Raub, Erpressung und Entführung, besonders von Ausländern, finanziert. Es gibt Berichte, nach denen Abu Sayyaf auch in Malaysia und Indonesien arbeitet.

1995 unterstützte die Gruppe zusammen mit anderen islamistischen Organisationen die Vorbereitungen der al-Qaida bei der Operation Bojinka, welche einen Großanschlag während des Weltjugendtags in Manila vorsah. Dabei sollten durch die Sprengung von elf Verkehrsflugzeugen über dem Pazifik etwa 4000 Passagiere getötet werden und durch den Einsatz von zwanzig Selbstmordattentätern am Weltjugendtag Papst Johannes Paul II. und so viele Gläubige wie möglich getötet werden.

Am 18. Dezember 1998 wurde Abdurajik Abubakar Janjalani bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Die Führung wurde nach Informationen der philippinischen Armee anschließend von seinem Bruder Khadaffy Janjalani übernommen.

Abu Sayyaf war im Jahr 2000 an der Entführung unter anderem der deutschen Familie Wallert, deren Mitreisenden und Hotelangestellten eines Taucher-Resorts auf Sipadan beteiligt, die mit Booten zur Insel Jolo verschleppt wurden. Das Abu-Sayyaf-Mitglied Ghalib Andang, auch Commander Robot genannt, führte diese Entführergruppe an (siehe Artikel zum Entführungsfall Abu Sajaf). Im Mai 2001 entführte Abu Sayyaf eine größere Gruppe aus dem Resort Dos Palmas auf Palawan.

Die Abu Sayyaf verübt auch immer wieder Bombenanschläge, so zu Silvester 2000 auf 2001 in Manila. Dabei wurden mindestens 22 Menschen getötet, 100 zum Teil schwer verletzt.[3]

Am 5. März 2003 forderte ein Bombenanschlag auf den Francisco Bangoy International Airport in Davao City 21 Todesopfer und 148 Verletzte. Kurz darauf bekannte sich die Abu Sayyaf zu dem Anschlag. Am 27. Februar 2004 versenkte die Abu Sayyaf durch einen Bombenanschlag in der Bucht von Manila die Fähre SuperFerry 14 mit 900 Passagieren an Bord, wobei 116 Menschen getötet wurden.

Anführer Khadaffy Janjalani fiel im September 2006 einem Schusswechsel zum Opfer. Am 20. Januar 2007 wurde sein Tod bestätigt, nachdem eine im Dezember gefundene Leiche durch DNA-Analyse mit seinem Bruder identifiziert worden war.

Im April 2007 wurden sieben Christen im Süden der Philippinen von der Gruppe enthauptet. Zuerst hatte die Organisation vergeblich knapp 80.000 Euro Lösegeld gefordert, danach zwangen sie Zivilisten, die abgetrennten Köpfe in zwei Kasernen der Armee abzugeben.[4][5]

2010 enthaupteten Abu-Sayyaf-Mitglieder drei christliche Holzfäller.[6]

Im April 2014 entführte die Terrorgruppe zwei deutsche Segler und forderte vier Millionen Euro für deren Freilassung. Die Terroristen drohten damit, eine der beiden Geiseln zu enthaupten, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt würden. Am 17. Oktober 2014 kamen die Geiseln frei.[7]

Am 7. November 2016 wurde bekannt, dass die Terrorgruppe eine deutsche Seglerin tötete und ihren Ehemann entführte. Laut einem Anfang Januar 2017 von den Entführern veröffentlichten Video forderten sie für den Mann Lösegeld.[8] Nachdem die Lösegeldverhandlungen, bei der 30 Millionen Pesos (rd. 600.000 Euro) gefordert wurden, gescheitert waren, wurde der Mann am 26. Februar 2017 von seinen Entführern mit einem Messer enthauptet. Ein Video der Tat wurde im Internet veröffentlicht.[9]

Weblinks

 Wikinews: Abu Sayyaf – in den Nachrichten

Einzelnachweise

  1. * Peter Heine: Terror in Allahs Namen. Extremistische Kräfte im Islam. Herder, Freiburg 2001, ISBN 3-451-05240-7, S. 134–137.
  2. a b Asaf Maliach: Islamic Terrorism in the Philippines. Institute for Counter-Terrorism (ICT), Interdisciplinary Center (IDC), archiviert vom Original am 22. Februar 2007; abgerufen am 18. Dezember 2013 (englisch).
  3. Cecille Suerte Felipe, James Mananghaya: After CBCP rally, PNP prepares for Rizal Day bombing anniversary. In: The Philippine Star, 19. Dezember 2006. Abgerufen am 14. März 2010. 
  4. Kath.net: Philippinen: Terroristen enthaupten sieben Christen 22. April 2007
  5. Philippinen: Sieben Christen geköpft. Spiegel online
  6. http://www.foxnews.com/world/2010/06/13/al-qaida-linked-abu-sayyaf-militants-behead-loggers-southern-philippines/
  7. Entführtes Paar: Deutsche Geiseln auf den Philippinen sind frei. Spiegel Online, 17. Oktober 2014
  8. Schwarzes Banner vor Palmen. Die vergessene Front des Islamischen Staats. n-tv.de, 22. Januar 2017
  9. Raul Dancel: Abu Sayyaf beheads German hostage. The Straits Times, 27. Februar 2017, abgerufen am gleichen Tage. (englisch)