Acetochlor

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Strukturformel
Strukturformel von Acetochlor
Vereinfachte Strukturformel – 1:1 Gemisch von zwei Atropisomeren
Allgemeines
Name Acetochlor
Andere Namen
  • 2-Chlor-N-(ethoxymethyl)-N-(2-ethyl-6-methylphenyl)acetamid
  • Azetochlor
Summenformel C14H20ClNO2
Kurzbeschreibung

hellgelbe Flüssigkeit[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 34256-82-1
EG-Nummer 251-899-3
ECHA-InfoCard 100.047.166
PubChem 1988
ChemSpider 1911
Eigenschaften
Molare Masse 269,77 g·mol−1
Aggregatzustand

flüssig

Dichte

1,135 g·cm−3[1]

Siedepunkt

134 °C bei 0,5 hPa[1]

Löslichkeit

gering löslich in Wasser (0,2 g·l−1 bei 20 °C)[1]

Brechungsindex

1,5272 (20 °C)[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 332​‐​315​‐​317​‐​335​‐​351​‐​361f​‐​373​‐​410
P: 201​‐​273​‐​280​‐​302+352​‐​304+340+312​‐​308+313 [1]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen. Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Acetochlor ist eine organisch-chemische Verbindung aus der Stoffgruppe der Carbonsäureamide (genauer Chloracetamide). Als selektives Vorlauflauf-Herbizid wurde es 1994 von Monsanto (heute Bayer AG) unter dem Handelsnamen Harness auf den Markt gebracht.[5][6][7]

Isomerie

Aufgrund der eingeschränkten Drehbarkeit um die Bindung des Stickstoffatoms mit dem aromatischen Rest existieren zwei Atropisomere des Acetochlors.

Atropisomere von Acetochlor

Meist liegt Acetochlor als Gemisch der beiden Atropisomere Ra-Acetochlor und Sa-Acetochlor vor.

Gewinnung und Darstellung

Die kommerzielle Synthese von Acetochlor erfolgt durch Umsetzung von 6-Ethyl-2-toluidin (1) mit Chloressigsäurechlorid (2) in Gegenwart einer Base (z. B. Natriumhydrogencarbonat) unter Abspaltung von Salzsäure. Das dadurch entstandene Zwischenprodukt 2-Chlor-N-(2-ethyl-6-methylphenyl)acetamid (3) wird dann mit Chlormethylethylether in Gegenwart von Natriumhydroxid zum Acetochlor (4) umgesetzt:[7]

Industrielle Synthese von Acetochlor

Je nach Verfahren und Hersteller können auch andere herkömmliche Basen zum Abfangen der in beiden Schritten gebildeten Salzsäure verwendet werden.

Verwendung

Geschätzte Ausbringungsmenge in den USA 2012

Acetochlor wird wie die verwandten Chloracetamide Alachlor, Butachlor und Metolachlor als Vorauflauf-Herbizid verwendet.[6] Die Wirkung kommt durch Hemmung der Synthese sehr langkettiger Fettsäuren (VLCFA) zustande. In den USA wurden 2012 über 15.000 Tonnen Acetochlor – fast ausschließlich im Maisanbau – eingesetzt.

Zulassung

In den EU-Staaten wie Deutschland und Österreich sowie in der Schweiz ist kein Pflanzenschutzmittel zugelassen, welches Acetochlor als Wirkstoff enthält.[8] Dennoch darf Acetochlor in der Europäischen Union für den Export hergestellt werden.[9]

Gefahren

Ein Vergiftungsfall mit extremer Genitalienschwellung als Folge wurde nach Hautkontakt beschrieben.[10]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Datenblatt Acetochlor bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 5. Dezember 2021 (PDF).
  2. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press / Taylor and Francis, Boca Raton FL, Physical Constants of Organic Compounds, S. 3-4.
  3. a b Eintrag zu Acetochlor in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 10. Januar 2017. (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag zu 2-chloro-N-(ethoxymethyl)-N-(2-ethyl-6-methylphenyl)acetamide im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 20. Juli 2018. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Robert Irving Krieger, Handbook of Pesticide Toxicology: Principles, S. 1547; ISBN 978-0124262607.
  6. a b Eintrag zu Acetochlor. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 4. November 2021.
  7. a b Thomas A. Unger: Pesticide Synthesis Handbook. William Andrew, 1996, ISBN 0-8155-1401-8, S. 7 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Generaldirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission: Eintrag zu Acetochlor in der EU-Pestiziddatenbank; Eintrag in den nationalen Pflanzenschutzmittelverzeichnissen der Schweiz, Österreichs und Deutschlands, abgerufen am 11. November 2021.
  9. Maurin Jost: Export gesundheitsschädlicher Pestizide: Viel Gift fürs Ausland. In: taz.de. 29. September 2019, abgerufen am 11. November 2021.
  10. R. Tian, L. Liu, Z. Liang, K. Guo: Acetochlor poisoning presenting as acute genital edema: A case report. In: Urology case reports. Band 22, Januar 2019, S. 47–48, doi:10.1016/j.eucr.2018.10.014, PMID 30406020, PMC 6214889 (freier Volltext).