Amateurastronomie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Mond, der Erde nächstes Gestirn, ist ein beliebtes Objekt in der Amateurastronomie.

Die Amateurastronomie wird als Hobby von Liebhaberastronomen betrieben, die im Unterschied zu professionellen Astronomen keine beruflichen Interessen mit ihrer Tätigkeit verfolgen. Intensive Naturerlebnisse unter dem Sternhimmel werden dabei meist mit dem Einsatz sehr unterschiedlicher optischer und astronomischer Instrumente verbunden. Das Spektrum reicht von freiäugigen Beobachtungen (Sternbilder, Veränderliche Sterne, Milchstraße, Meteore usw.) über die Verwendung einfacher Ferngläser (Sternhaufen, Gas- und Dunkelnebel, Kometen) bis zu hoch entwickelten Teleskopen, aufwendiger Astrofotografie und selbst gebauten elektronischen Steuerungen für Teleskope oder Radioastronomie. Zur Tätigkeit gehört meist auch die grafische oder rechnerische Aufbereitung der eigenen Beobachtungen und das Studium von Fachliteratur.

Lange Zeit von einer verschwindend kleinen Minderheit betrieben, hat sich die Amateurastronomie seit Anfang des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA und in Deutschland zu einem verbreiteten Hobby entwickelt. Dazu tragen neben dem allgemein wachsenden Interesse an den Naturwissenschaften und der Raumfahrt auch die in neuerer Zeit sinkenden Preise astronomischer Instrumente als Folge ihrer Massenproduktion bei.

Als Hobby- oder Amateurastronomen werden Personen bezeichnet, die sich aktiv (durch Sternführungen, Beobachtung, Berechnungen oder Fachliteratur) in der Himmelskunde betätigen, während das Wort Sternfreund eher emotionales Interesse an der Astronomie bedeutet.

Heutiges Tätigkeitsfeld

Heute ist das Betätigungsfeld der Amateure in verschiedene Richtungen aufgefächert, etwa die freiäugige Beobachtung von Meteorströmen, die Abhaltung öffentlicher Sternführungen, die Beobachtung von Mond- bzw. Sonnenfinsternissen, Kometen, Doppelsternen, Satellitentracking... und insbesondere die visuelle Beobachtung des Nachthimmels, die oft mit großen, selbstgebauten Spiegelteleskopen erfolgt. Seit etwa 2000 nimmt die Fotografie von Himmelsobjekten (Astrofotografie) an Bedeutung zu, v. a. wegen der Verfügbarkeit geeigneter CCD-Kameras.

Auch wissenschaftlich relevante Aufgaben übernehmen die Hobbyastronomen – etwa die Überwachung veränderlicher Sterne und der Sonnenaktivität, der Wolkenstrukturen am Jupiter oder von Sternbedeckungen durch den Mond, die Verfolgung und Bahnvermessung von Kometen oder die Wiederauffindung verloren gegangener Asteroiden. Eine spezielle Liebhaberei von Freunden geduldiger Präzisionsarbeit ist der Selbstbau von Teleskopen, das Amateur Telescope Making. Manche Astrovereine bieten dafür eigene Kurse zum Spiegelschleifen an.

Amateurastronomie und wissenschaftliche Forschung

Im Gegensatz zur professionellen Astronomie ist die wissenschaftliche Forschung nicht das Hauptziel für Amateurastronomen. Es ist aber möglich, wissenschaftliche Ergebnisse zu erhalten und viele Amateure tragen sehr erfolgreich zum Gesamtwissen der Astronomie bei. Astronomie wird sogar oft als eines der letzten wissenschaftlichen Betätigungsfelder beschrieben, in dem Amateure noch Beiträge leisten können.

Insbesondere können Amateurastronomen oft Tätigkeiten wie die Überwachung der Helligkeitsveränderung von veränderlichen Sternen, die Verfolgung von Asteroiden und die Überwachung der Sternbedeckung zur Feststellung der Form von Asteroiden und der Mondoberfläche ausführen.

Bis in die jüngste Vergangenheit spielten Amateurastronomen eine wichtige Rolle bei der Entdeckung neuer Kometen. In letzter Zeit haben allerdings Projekte wie Lincoln Near Earth Asteroid Research und Near Earth Asteroid Tracking dazu geführt, dass die meisten Kometen durch automatische Suchsysteme erfasst werden, lange bevor diese durch Amateure gesehen werden können.

Ähnlich erging es den Amateuren auf dem Gebiet der Supernovasuche. Die meisten Supernovae werden heutzutage nicht mehr von Amateuren entdeckt, sondern mit automatischen Suchsystemen gefunden, wie dem Katzman Automatic Imaging Telescope (KAIT) des Lick-Observatoriums.

Ein Gebiet, auf dem eine Reihe technisch versierter Amateure wissenschaftliche Beiträge leisten, ist die Radioastronomie an Objekten des Sonnensystems (solare Radiobursts, Ortung von Meteoren) oder der Ionosphäre.

Ein für Amateure ohne spezifische instrumentelle Ausstattung offenes wissenschaftliches Projekt der Astronomie ist Einstein@home.

Amateurastronomen

Amateurastronomen setzen sich nicht hauptberuflich, sondern aus naturwissenschaftlichem Interesse mit der Astronomie auseinander.

[[Hilfe:Cache|Fehler beim Thumbnail-Erstellen]]:
Amateurastronomen bei der Himmelsbeobachtung

Betätigungsfelder sind z. B.

Amateurastromen verfügen mitunter über gut ausgestattete Privatsternwarten mit leistungsstarken Teleskopen. Früher eher reichen Sternfreunden vorbehalten und mit Kuppel ausgestattet, werden sie heute oft als Garten- oder Dachsternwarte errichtet – oder als niedrige Hütte mit Schiebedach.

Datei:Astrofarm Kiripotib.jpg
Installationen der Astrofarm Kiripotib (Namibia)
Datei:Lagoon Nebula 20120526.jpg
M 8 (Lagunennebel), Beispiel einer Astroaufnahme fotografiert auf einer Astrofarm in Namibia
Astronomische Beobachtungs-stände auf der Astrofarm Kiripotib, Namibia

Oft wird das astronomische mit dem fotografischen Hobby kombiniert. Durch die Verwendung der CCD-Technik, lichtempfindlicher Webcams und der computerunterstützten Bildbearbeitung erzielt mancher Amateur heute Ergebnisse, die noch vor einem Jahrzehnt nur großen Forschungsobservatorien vorbehalten waren. So können detailreiche Aufnahmen der Planeten oder äußerst lichtschwache Objekte, wie Gasnebel oder entfernte Galaxien, abgebildet werden. Amateurastronomen reisen zu diesem Zweck zum Beispiel nach Namibia, weil dort die Bedingungen für die Sternenfotografie besonders gut sind. In Namibia gibt es immer mehr Astrofarmen, die den Astronomen die nötige Infrastruktur, Unterkunft und eine dem Arbeitsrhythmus angepasste Verpflegung bieten.

Die Beobachtungen von Amateurastronomen ergänzen mitunter die wissenschaftliche Forschung, so z. B. die Beobachtung veränderlicher Sterne oder die Bestimmung der Bahndaten von Asteroiden. Eine Vielzahl von Kleinplaneten und Kometen wurde von Amateuren entdeckt. Ein Beispiel dafür ist die Entdeckung des Kleinplaneten (5) Astraea durch den Postvorsteher Karl Ludwig Hencke; auch der Arzt und Astronom Heinrich Wilhelm Olbers, der Entdecker der Asteroiden Nr. 2, 4 und der Dynamik von Kometenbahnen, begann als Hobbyastronom.

Einer der weltweit bekanntesten Amateurastronomen war der Engländer Patrick Moore, der zahlreiche Bücher über Astronomie veröffentlichte und seit 1957 eine astronomische Sendung bei der BBC moderierte. Zahlreiche gute Sachbücher und andere Publikationen stammen von Amateuren, unter denen die Namen Bruno Bürgel, Rudolf Brandt, Hermann Mucke, Günter D. Roth und Oswald Thomas besonders hervorgehoben seien.

Geschichte

Durch den Bau von Volkssternwarten ab dem 19. Jahrhundert wurde das öffentliche Interesse an der Astronomie geweckt. Die erste Schulsternwarte Deutschlands wurde 1872 im ostsächsischen Bautzen gegründet. Robert Henseling gab seit 1910 fast jährlich beim Kosmos-Verlag ein Sternbüchlein heraus. Seit 1941 erscheint als Jahresbuch das Himmelsjahr.

Astrovereine

Entgegen dem Klischee, dass „Sterngucker sich nachts allein mit den Sternen unterhalten“, sind viele Hobbyastronomen gesellig. Sie organisieren sich

Der zahlenmäßig größte Verband in Deutschland ist die Vereinigung der Sternfreunde, in den Nachbarländern der Österreichische Astronomische Verein und die Schweizerische Astronomische Gesellschaft. Auch einige Periodika werden von Astrovereinen herausgegeben, z. B. in Stuttgart das Journal für Astronomie und in Wien der Sternenbote.

Jahrestagungen

Viele größere Astrovereine veranstalten Jahrestagungen für ihre Mitglieder und interessierte Gäste. Auch überregional gibt es solche Tagungen, etwa

Literatur

Allgemein, Wissen und Hintergrundinformationen

  • Joachim Herrmann: dtv-Atlas Astronomie, 15. Auflage, 2005, dtv, ISBN 3-423-03267-7
  • Mark Emmerich, Sven Melchert: Alles über Astronomie, Kosmos-Verlag 2016, ISBN 978-3-440-15622-3
  • Storm Dunlop: Astronomie für Einsteiger, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-05715-1
  • Hans-Ulrich Keller: Astrowissen, Kosmos-Verlag, ISBN 3-440-08074-9
  • Hans-Ulrich Keller: Kompendium der Astronomie, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG. Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11289-2
  • Literatur für die Beobachtung: vgl. auch Sternkarte
  • Arnold Hanslmeier: Den Nachthimmel erleben : Sonne, Mond und Sterne – Praktische Astronomie zum Anfassen. Springer. Berlin 2015, ISBN 978-3-662-46031-3.

Astronomische Jahrbücher

Siehe auch

Weblinks

Commons: Amateurastronomie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. zu nennen sind die Astronomie-Messen (kurz: Astro-Messen) AME in Villingen-Schwenningen, ATT in Essen und HATT in Hattingen (www.astrogarten.de/ATT.htm und www.sternwarte-hattingen.de/hatt.htm abgerufen am 4. Januar 2015)

Einzelnachweise