Amstallit

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Amstallit
Amstallite.jpg
Weiße, prismatische Amstallitkristalle aus der Typlokalität Graphitbruch Amstall, Bezirk Krems-Land, Niederösterreich
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1986-030

Chemische Formel CaAl2Si3O8(OH)4 · H2O[1] (idealisiert)

CaAl(OH)2[Al0,8Si3,2O8] · [(H2O)0,8Cl0,2][1] (empirisch ermittelt)

Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
9.DP.25 (8. Auflage: VIII/G.07)
72.01.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[2]
Raumgruppe C2/c (Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15[3]
Gitterparameter a = 18,83 Å; b = 11,52 Å; c = 5,19 Å
β = 100,9°[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4[1]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,40(5); berechnet: 2,38[1]
Spaltbarkeit gut nach {100}[4]
Bruch; Tenazität muschelig; spröde
Farbe farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,533
nβ = 1,534
nγ = 1,538[5]
Doppelbrechung δ = 0,005[5]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 57 bis 59° (gemessen); 54° (berechnet)[5]

Das Mineral Amstallit ist ein sehr selten vorkommendes Kettensilikat aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung CaAl2Si3O8(OH)4 · H2O[1] oder auch CaAl[(OH)2|AlSi3O8(OH)2] · H2O[6] (kristallchemische Strukturformel), ist also chemisch gesehen ein komplex zusammengesetztes und wasserhaltiges Calcium-Aluminium-Silikat.

Amstallit entwickelt farblose und durchsichtige bis durchscheinende Kristalle mit nadeligem bis prismatischem Habitus, die im Allgemeinen rechtwinklig zur c-Achse gestreckt und gestreift sind.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Amstallit bei Amstall, genauer im Weinberger Graphitbergbaugebiet bei Mühldorf in Niederösterreich, und beschrieben 1987 durch R. Quint, der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

Typmaterial des Minerals findet sich im Institut für Mineralogie und Kristallographie der Universität Wien sowie im Naturhistorischen Museum Wien.[1]

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte Amstallit zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Übergangsstrukturen zwischen Ketten- und Schichtsilikaten“, wo er zusammen mit Bavenit, Chiavennit, Prehnit, Rudenkoit und Tvedalit die eigenständige Gruppe VIII/G.07 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Amstallit ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Ketten- und Bandsilikate (Inosilikate)“ ein. Diese Abteilung ist weiter unterteilt nach der Struktur der Ketten bzw. Bänder, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Übergangsstrukturen Ketten- und Bandsilikate – Schichtsilikate“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 9.DP.25 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Amstallit in die Klasse der „Silikate und Germanate“, dort allerdings in die Abteilung der „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen“ ein. Hier ist er zusammen mit Rudenkoit in der unbenannten Gruppe 72.01.04 innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Zweidimensionale unbegrenzte Lagen mit anderen als sechsgliedrigen Ringen: 4-gliedrige Ringe“ zu finden.

Kristallstruktur

Amstallit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 18,83 Å; b = 11,52 Å; c = 5,19 Å und β = 100,9° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

Amstallit bildet sich in Pegmatitschlieren im Graphitschiefer und ist dort meist in Paragenese mit Plagioklasen und Kalifeldspat sowie Quarz, Apatit, Rutil, Siderit, Albit, Laumontit, Calcit und/oder Vivianit zu finden.

Bisher (Stand: 2011) konnte Amstallit nur an seiner Typlokalität Amstall in Österreich nachgewiesen werden.[5]

Siehe auch

Literatur

  • R. Quint: Description and crystal structure of amstallite, CaAl(OH)2[Al0.8Si3.2O8(OH)2]·[(H2O)0.8Cl0.2], a new mineral from Amstall, Austria. In: Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte. Band 6, 1987, S. 253–262 (englisch).

Weblinks

Commons: Amstallite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f John Leslie Jambor, Ernst A. J. Burke, T. Scott Ercit, Joel D. Grice: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 73, 1988, S. 1492–1499 (englisch, minsocam.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 27. September 2022]).
  2. David Barthelmy: Amstallite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  3. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 655 (englisch).
  4. Amstallite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 81 kB; abgerufen am 27. September 2022]).
  5. a b c d Amstallite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 27. September 2022 (englisch).
  6. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.