Andrei Petrowitsch Swjaginzew
Andrei Petrowitsch Swjaginzew (internationale Schreibweise Andrey Petrovich Zvyagintsev, russisch Андрей Петрович Звягинцев; * 6. Februar 1964 in Nowosibirsk) ist ein russischer Filmregisseur.
Leben
Swjaginzew absolvierte eine Schauspielausbildung an der Hochschule für Theater in seiner Heimatstadt Nowosibirsk. Nach dem Abschluss im Jahr 1984 sammelte er erste Bühnenerfahrungen an lokalen Theatern. 1986 zog es ihn nach Moskau, hier vervollständigte er an dem Staatlichen Institut für Theaterkunst seine Ausbildung. Ab 1990 folgten, neben der Arbeit als Theaterschauspieler, erste Engagements als Nebendarsteller in Fernsehen- und Kinofilmen.
Im Jahre 2000 wechselte er zum Fernsehsender Ren TV, da er hier die Gelegenheit erhielt als Regisseur zu arbeiten.[1] Seine Regiearbeit in drei Folgen der Serie Das schwarze Zimmer (russisch: Черная комната) überzeugten und Swjaginzew konnte 2003 seinen ersten Kinofilm verwirklichen. Der Low-Budget-Film The Return – Die Rückkehr (russisch: Возвращение) wurde auf den Filmfestspielen von Venedig 2003 mit dem Goldenen Löwen und dem Lion of the Future – Luigi De Laurentiis Award for a Debut Film für den besten Debütfilm des Festivals ausgezeichnet.
Im Jahr 2007 wurde Swjaginzew mit seinem Film Die Verbannung[2] (russisch: Изгнание), einer freien Adaption von The Laughing Matter von William Saroyan, für die Goldene Palme der 60. Internationalen Filmfestspiele von Cannes nominiert.
Er wirkte 2009 als Regisseur in dem Episodenfilm New York, I Love You mit. Sein Kurzfilm Apocrypha war nicht Bestandteil der fertigen Kinofassung, ist aber im Bonusmaterial der zugehörigen DVD enthalten. Für seinen dritten Kinofilm Jelena[3] (russisch: Елена) erhielt Swjaginzew 2011 bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes im Wettbewerb des Un Certain Regard den Sonderpreis der Jury.
Der Film Leviathan[4] (russisch: Левиафан) war 2014 in Cannes im Wettbewerb um die Goldenen Palme zu sehen, Swjaginzew gewann zusammen mit seinem Co-Autor Oleg Negin den Preis für das Beste Drehbuch.[5] Leviathan repräsentiert Russland bei den 87. Academy Awards 2015 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film.[6]
2017 erhielt Swjaginzew für Loveless erneut eine Einladung zum Filmfestival in Cannes. Im Mittelpunkt des Films steht ein russisches Ehepaar (dargestellt von Maryana Spivak und Alexey Rozin), das sich scheiden lässt und seine Eigentumswohnung verkauft, als plötzlich der gemeinsame zwölfjährige Sohn spurlos verschwindet.[7] Swjaginzew wurde für den Film der Preis der Jury zugesprochen und erhielt auf dem Filmfest München 2017 den ARRI/Osram Award für den besten ausländischen Film. Im Jahr darauf wurde Loveless als offizieller russischer Beitrag bei der Oscarverleihung 2018 und bei den Golden Globe Awards 2018 jeweils als Bester fremdsprachiger Film nominiert.
2018 wurde er in die Wettbewerbsjury des 71. Filmfestivals von Cannes berufen.
Das russische Oscar-Committee ließ im September 2022 verlauten, man werde keinen russischen Film nominieren, worauf Swjaginzew seinen Austritt erklärte; solche Entscheidungen würden anscheinend so einsam wie in der Staatsführung beschlossen, fast alle Mitglieder hätten den Entscheid aus der Presse erfahren. Andrei Swjaginzew gab gleichzeitig den Austritt aus Berufsverbänden bekannt.[8]
Filmografie
- 2003: The Return – Die Rückkehr (russisch: Возвращение)
- 2007: Die Verbannung (russisch: Изгнание, englisch: The Banishment)
- 2009: Apocrypha (Kurzfilm)
- 2011: Jelena (russisch: Елена)
- 2011: Tayna (Kurzfilm; russisch: Тайна, englisch: Mystery)
- 2014: Leviathan (russisch: Левиафан, englisch: Leviathan)
- 2017: Loveless (russisch: Нелюбовь, englisch: Loveless)
Auszeichnungen (Auswahl)
Chicago International Film Festival
Cottbus Film Festival of Young East European Cinema
Durban International Film Festival
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Internationale Filmfestspiele von Cannes
Internationale Filmfestspiele von Venedig
Locarno International Film Festival
Palm Springs International Film Festival
São Paulo International Film Festival
Tromsø Internasjonale Filmfestival
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Literatur
- "Absolut russisch". Der Regisseur Andrej Swjaginzew über seinen gefeierten Film "Leviathan", Russland als Land, das die Menschen verzwergen lässt – und einen jungen, handgestickten Putin. In: Süddeutsche Zeitung, 12. März 2015, S. 12. (Interview von Sonja Zekri)
Weblinks
- Andrei Petrowitsch Swjaginzew in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Website
Einzelnachweise
- ↑ Swjaginzew auf der Webseite der Russischen Staatsuniversität für Geisteswissenschaften (Memento vom 6. Juli 2010 im Internet Archive)
- ↑ Julian Graffy: As sounding brass – Film of the Month: The Banishment. (Memento des Originals vom 17. Dezember 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Sight & Sound, September 2008. Abgerufen am 1. September 2008. (englisch)
- ↑ Ein Straßenkehrer hinter der Kamera. In: Moskauer Deutsche Zeitung, 4. Juni 2011. Abgerufen am 28. Dezember 2014.
- ↑ Serge Levchin: The Paradoxes of “Leviathan”: A Discussion with Andrei Zvyagintsev. In: RogerEbert.com, 24. Dezember 2014. Abgerufen am 29. Dezember 2014. (englisch)
- ↑ Gereizter Leviathan. In: Moskauer Deutsche Zeitung, 10. Juni 2014. Abgerufen am 29. Dezember 2014.
- ↑ Walerij Kitschin: Andrej Swjaginzew: „Die Oscar-Nominierung ist ein Durchbruch“. In: Russia Beyond the Headlines, 1. November 2014. Abgerufen am 26. Dezember 2014.
- ↑ „NELYUBOV - Festival de Cannes 2017“. Zugegriffen 18. Mai 2017. http://www.festival-cannes.com/en/festival/films/nelyubov.
- ↑ ‘The model of “one deciding for all” isn’t working’ Filmmaker Andrey Zvyagintsev explains his resignation from the Russian Oscar Committee, Meduza, 28. September 2022
Personendaten | |
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NAME | Swjaginzew, Andrei Petrowitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Звягинцев, Андрей Петрович (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | russischer Filmregisseur |
GEBURTSDATUM | 6. Februar 1964 |
GEBURTSORT | Nowosibirsk |