Internationale Filmfestspiele von Cannes/Preis der Jury

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Ken Loach

Der Preis der Jury (Prix du Jury) honoriert bei den jährlich veranstalteten Filmfestspielen von Cannes einen Wettbewerbsfilm (Langfilm), der besonders von der Jury geschätzt wird. Die drittwichtigste Auszeichnung nach der Goldenen Palme und dem Großen Preis der Jury wurde 1951 als Sonderpreis der Jury (Prix spécial du Jury) ins Leben gerufen. 1967 wurde die Auszeichnung vom Großen Preis der Jury abgelöst und zwei Jahre später als Preis der Jury neu eingeführt.

Der Preis der Jury wird fakultativ vergeben und ehrt in der Regel die Regiearbeiten junger Filmemacher. Über die Vergabe des Preises, der dem Gewinner in Form einer Urkunde überreicht wird, stimmt die Wettbewerbsjury ab, die sich meist aus internationalen Filmschaffenden zusammensetzt.

Preisträger

Am häufigsten mit dem Preis der Jury geehrt wurden die Werke französischer Filmregisseure (14 Siege), gefolgt von ihren Kollegen aus Großbritannien (7), Japan (6), Polen (5) und Italien (4). Drei Auszeichnungen erhielten die Briten Andrea Arnold (2006, 2009, 2016) und Ken Loach (1990, 1993 und 2012). Je zweimal den Preis der Jury gewannen der Italiener Michelangelo Antonioni (1960 und 1962), der Japaner Masaki Kobayashi (1963 und 1965) und die Iranerin Samira Makhmalbaf (2000 und 2003).

Mehrfach in der Vergangenheit konnte sich die Jury nicht auf einen Sieger einigen. Filmregisseure aus dem deutschsprachigen Kino waren bisher nur 1959 erfolgreich, als sich der Ostdeutsche Konrad Wolf (Sterne) gegen die Konkurrenz durchsetzen konnte. In den Jahren 1995 und 1996 wurde kurzfristig der Sonderpreis der Jury wieder eingeführt, während 2004 die Auszeichnung an die amerikanische Schauspielerin Irma P. Hall (Ladykillers) und Apichatpong Weerasethakuls Spielfilm Tropical Malady verliehen wurde.

Jahr Originaltitel Deutscher Titel Regie
1951 ¹ All About Eve Alles über Eva Joseph L. Mankiewicz
1952 ¹ Nous sommes tous des assassins Wir sind alle Mörder André Cayatte
1953 Preis nicht vergeben
1954 ¹ Monsieur Ripois Liebling der Frauen René Clément
1955 ¹ Continente perduto Der verlorene Kontinent Leonardo Bonzi, Enrico Gras, Giorgio Moser
1956 ¹ Le Mystère Picasso Picasso Henri-Georges Clouzot
1957 ¹ Det sjunde inseglet Das siebente Siegel Ingmar Bergman
Kanał Der Kanal Andrzej Wajda
1958 ¹ Mon oncle Mein Onkel Jacques Tati
1959 ¹ Sterne Sterne Konrad Wolf
1960 L’avventura Die mit der Liebe spielen Michelangelo Antonioni
鍵 (Kagi) Kagi Kon Ichikawa
1961 ¹ Matka Joanna od aniołów Mutter Johanna von den Engeln Jerzy Kawalerowicz
1962 ¹ L’Eclisse Liebe 1962 Michelangelo Antonioni
Procès de Jeanne d’Arc Der Prozeß der Jeanne d’Arc Robert Bresson
1963 ¹ Az prijde kocour Wenn der Kater kommt Vojtěch Jasný
切腹 (Seppuku) Harakiri Masaki Kobayashi
1964 ¹ 砂の女 (Suna no onna) Die Frau in den Dünen Hiroshi Teshigahara
1965 ¹ 怪談 (Kaidan) Kwaidan Masaki Kobayashi
1966 ¹ Alfie Der Verführer läßt schön grüßen Lewis Gilbert
1967
1968
Preis nicht vergeben
1969 Z Z Costa-Gavras
1970 Magasiskola nicht bekannt István Gaál
The Strawberry Statement Blutige Erdbeeren Stuart Hagmann
1971 Joe Hill Joe Hill Bo Widerberg
Szerelem Liebe Károly Makk
1972 Slaughterhouse-Five Schlachthof 5 George Roy Hill
1973 L’invitation Die Einladung Claude Goretta
Sanatorium pod klepsydrą Das Sanatorium zur Todesanzeige Wojciech Has
1974
1979
Preis nicht vergeben
1980 Constans Ein Mann bleibt sich treu Krzysztof Zanussi
1981
1982
Preis nicht vergeben
1983
খারিজ
(Kharij)
nicht bekannt Mrinal Sen
1984 Preis nicht vergeben
1985 Redl ezredes Oberst Redl István Szabó
1986 Thérèse Thérèse Alain Cavalier
1987 Shinran: Shiroi michi nicht bekannt Rentarō Mikuni
Yeelen Yeelen Souleymane Cissé
1988 Krótki film o zabijaniu Ein kurzer Film über das Töten Krzysztof Kieślowski
1989 Jésus de Montréal Jesus von Montreal Denys Arcand
1990 Hidden Agenda Geheimprotokoll Ken Loach
1991 Europa Europa Lars von Trier
Hors la vie Nacht ohne Ende – Hors la Vie Maroun Bagdadi
1992 Самостоятельная жизнь
(Samostojatelnaja schisn)
Ein unabhängiges Leben Vitali Kanewski
El sol del membrillo Das Licht des Quittenbaums Víctor Erice
1993 Raining Stones Raining Stones Ken Loach
戲夢人生 (Ximeng renshen) Der Meister des Puppenspiels Hou Hsiao-Hsien
1994 La Reine Margot Die Bartholomäusnacht Patrice Chéreau
1995 ¹ Carrington Carrington Christopher Hampton
N’oublie pas que tu vas mourir Vergiß nicht, daß du sterben mußt Xavier Beauvois
1996 ¹ Crash Crash David Cronenberg
1997 Western Western Manuel Poirier
1998 Festen Das Fest Thomas Vinterberg
La classe de neige Die Klassenfahrt Claude Miller
1999 La lettre Der Brief Manoel de Oliveira
2000 Sånger från andra våningen Songs from the Second Floor Roy Andersson
تخته سیاه (Takhté siah) Schwarze Tafeln Samira Makhmalbaf
2001 Preis nicht vergeben
2002 يد إلهية (Yadon ilaheyya) Göttliche Intervention – Eine Chronik von Liebe und Schmerz Elia Suleiman
2003 پنج عصر, (Panj é asr) Fünf Uhr am Nachmittag Samira Makhmalbaf
2004 สัตว์ประหลาด (Sud pralad) Tropical Malady Apichatpong Weerasethakul
Irma P. Hall ² Ladykillers (The Ladykillers) Ethan und Joel Coen
2005 青红 (Qīng hóng) Shanghai Dreams Wang Xiaoshuai
2006 Red Road Red Road Andrea Arnold
2007 Persépolis Persepolis Vincent Paronnaud
Marjane Satrapi
Stellet licht Stellet Licht Carlos Reygadas
2008 Il divo Il Divo Paolo Sorrentino
2009 Fish Tank Fish Tank Andrea Arnold
박쥐 (Bak-Jwi) Durst Park Chan-wook
2010 Un homme qui crie Ein Mann, der schreit Mahamat-Saleh Haroun
2011 Polisse Poliezei Maïwenn
2012 The Angels’ Share Angels’ Share – Ein Schluck für die Engel Ken Loach
2013 そして父になる (Soshite chichi ni naru) Like Father, Like Son Hirokazu Koreeda
2014 Adieu au Language nicht bekannt Jean-Luc Godard
Mommy Mommy Xavier Dolan
2015 The Lobster The Lobster Giorgos Lanthimos
2016 American Honey nicht bekannt Andrea Arnold
2017 Нелюбовь (Nelyubov) Loveless Andrei Swjaginzew
2018 كفرناحوم (Cafarnaúm) Capernaum – Stadt der Hoffnung Nadine Labaki
2019 Bacurau nicht bekannt Kleber Mendonça Filho, Juliano Dornelles
Les Misérables Die Wütenden – Les Misérables Ladj Ly
2020 Filmfestspiele aufgrund der COVID-19-Pandemie nicht veranstaltet.
2021 Ha’derech (הדרך) Aheds Knie Nadav Lapid
Memoria Memoria Apichatpong Weerasethakul
2022 Eo nicht bekannt Jerzy Skolimowski
Le otto montagne Acht Berge Felix Van Groeningen, Charlotte Vandermeersch

¹ = Von 1951 bis 1959, 1961 bis 1966 und von 1995 bis 1996 wurde der Sonderpreis der Jury vergeben.
² = 2004 wurde die Amerikanerin Irma P. Hall für ihre schauspielerische Leistung mit dem Preis der Jury ausgezeichnet.