Antlerit

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Antlerit
Antlerite-199904.jpg
Antlerit aus der Chuquicamata Mine, Región de Antofagasta, Chile
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen
  • Arminit bzw. Arnimit[1]
  • Stelznerit[1]
Chemische Formel Cu3(SO4)(OH)4
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (und Verwandte)
System-Nr. nach Strunz
und nach Dana
7.BB.15 (8. Auflage: VI/B.01)
30.01.12.01
Ähnliche Minerale Brochantit, Dolerophanit
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe Pnma (Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62[3]
Gitterparameter a = 8,224 Å; b = 6,62 Å; c = 11,987 Å[3]
Formeleinheiten Z = 4[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) 3,8 bis 3,9
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}
Bruch; Tenazität uneben
Farbe grün, smaragdgrün bis schwarzgrün, in feinen Krusten hellgrün
Strichfarbe blassgrün
Transparenz durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,726[1]
nβ = 1,738[1]
nγ = 1,789[1]
Doppelbrechung δ = 0,063[1]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 53°[1]
Pleochroismus lebhaft: gelbgrün – blaugrün – blaugrün[2]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in verdünnter Schwefelsäure

Antlerit ist ein relativ selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (und Verwandte)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Cu3(SO4)(OH)4 und entwickelt meist kurze, prismatische bis nadelige Kristalle, aber auch krustige Überzüge und erdige Aggregate von smaragd- bis schwarzgrüner Farbe.

Etymologie und Geschichte

Antlerit wurde im Jahr 1889 von Hillebrand gefunden und nach der Typlokalität, der Antler-Mine in Arizona benannt. Das Mineral war schon 1886 von Weisbach bei Zwickau gefunden und unter dem Namen Arnimit beschrieben worden. Die Übereinstimmung war wegen ungenauen Messmethoden jedoch nicht entdeckt worden. Als auf Grund genauerer Untersuchungen eine Übereinstimmung beider Minerale gefunden wurde, wurde der Name Antlerit beibehalten.[4]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Antlerit zur Mineralklasse der „Sulfate, Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Brochantit und Dolerophanit die unbenannte Gruppe VI/B.01 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Antlerit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate (Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ und dort in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) mit zusätzlichen Anionen, ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.BB.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Antlerit in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 30.01.12 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Sulfate mit Hydroxyl oder Halogen und (AB)m(XO4)pZq, mit m:p>2:1“ zu finden.

Kristallstruktur

Antlerit kristallisiert in einem orthorhombischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pnma (Raumgruppen-Nr. 62)Vorlage:Raumgruppe/62 mit den Gitterkonstanten a = 822,4 pm, b = 662 pm und c = 1198,7 pm sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3]

Modifikationen und Varietäten

Als Vernadskyit wird eine Pseudomorphose von Antlerit nach Dolerophanit bezeichnet.[5]

Bildung und Fundorte

Antlerit bildet sich sekundär unter sauren Bedingungen in der Oxidationszone von Kupferlagerstätten. Diese Bedingungen herrschen vor allem bei aridem Klima, unter dem sich bevorzugt Antlerit bildet, aber auch in Schlacken von antiken Kupferhütten vor. Begleitet wird Antlerit von anderen sekundären Kupfermineralen wie Atacamit, Brochantit, Chalkanthit, Kröhnkit, Linarit und Natrochalcit.

Es sind viele Fundorte bekannt. Die größten liegen in Chile, in der dortigen Chuquicamata-Mine ist Antlerit sogar das Haupterz. Daneben sind Funde in vielen US-Bundesstaaten (vor allem Arizona, Nevada, Utah), Australien und Europa (unter anderem Frankreich, Griechenland und Italien) bekannt. Auch in Deutschland (unter anderem im Schwarzwald und Erzgebirge), Österreich (Salzburg, Tirol, Kärnten, Steiermark) und der Schweiz (Wallis) sind Funde bekannt.[6]

Verwendung

Antlerit ist ein möglicher Rohstoff für die Kupfergewinnung.

Siehe auch

Literatur

  • Antlerite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65 kB)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 601 (Erstausgabe: 1891).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Dörfler Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 139.

Weblinks

Commons: Antlerit – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Mindat – Antlerite (englisch)
  2. a b Webmineral – Antlerit (englisch)
  3. a b c R. Rama Subba Reddy, S. Lakshmi Reddy, G. Siva Reddy, B. J. Reddy: Spectral Studies of Divalent Copper in Antlerite Mineral. In: Cryst. Res. Technol., 2002, 37, 5, S. 485–490.
  4. P. Kokkoros: Antlerit aus Lavrion. Eventuelle Identität des Arnimits mit Antlerit. In: Mineralogy and Petrology, 1953, 3, 4, S. 295–297 doi:10.1007/BF01135345.
  5. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  6. Fundortliste für Antlerit beim Mineralienatlas und bei Mindat